Papst leitet auf Zypern Bischofssynode für den Nahen Osten ein

Gelungener Auftakt am Rande einer Krisenregion

Mit einem Friedensappell für den Nahen Osten und einem Aufruf zur Zusammenarbeit der Religionen hat Papst Benedikt XVI. seine Zypernreise beendet. Die internationale Gemeinschaft müsse weiteres Blutvergießen im Heiligen Land verhindern, forderte der Papst am Sonntag bei einer großen Messe im Sportpalast von Nikosia.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Papst Benedikt XVI.: Aufruf zur Einheit (KNA)
Papst Benedikt XVI.: Aufruf zur Einheit / ( KNA )

Gerade die Religionen müssten ihren Beitrag zu einem dauerhaften Frieden leisten, sagte er mit Blick auf die Nahostsynode, deren Arbeitsprogramm er vor rund 5.000 Menschen feierlich veröffentlichte.

Der Synodenauftakt war letzter Höhepunkt der dreitägigen Zypernreise. Einzeln traten die sieben Patriarchen der mit Rom unierten Ostkirchen unter dem Applaus der Gläubigen vor den Papst, um das 40-seitige Arbeitspapier in Empfang zu nehmen. Ihnen folgten Kirchenführer aus dem Iran und der Türkei. Schmerzlich registrierte der Papst die Lücke, die der Mord an Bischof Luigi Padovese in der Türkei hinerlassen hatte.

Vorbereitung auf die Synode
Der Nahe Osten liege der Kirche und ihm persönlich besonders am Herzen, hob der Papst hervor. Gerade in ihren Ursprungsländern stehen die Christen unter wachsendem Druck, besonders im Heiligen Land und im Irak. Abwanderung stellt die Gemeinden vor eine existenzielle Bedrohung. Die Synode vom 10. bis 24. Oktober soll die Situation der Christen in Nahost auf die Tagesordnung der Weltkirche setzen und nach Lösungswegen suchen. Dazu ist die Unterstützung von Partnern aus der Ökumene wichtig, aber auch ein gutes Einvernehmen mit den anderen Religionen, mit dem Islam und Judentum.

Mit seiner Zypernreise wollte Benedikt XVI. nicht nur ein Dokument veröffentlichen. Drei Tage lang versuchte er, das Terrain für die Synode zu bereiten und ein vertrauensvolles Klima zu schaffen. Einen wichtigen Schwerpunkt der Reise bildete die Ökumene. Zum ersten Mal besuchte Benedikt XVI. ein mehrheitlich orthodoxes Land.

Gemeinsamkeiten mit den Orthodoxen
Mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. beschwor er Gemeinsamkeiten und das Eintreten für christliche Werte in der Gesellschaft. Beide versicherten, den Dialogkurs fortsetzen zu wollen - trotz mancher Probleme. Chrysosotomos musste im Vorfeld Ökumenekritiker in den eigenen Reihen überzeugen oder zumindest zur Ruhe bringen - was ihm letztlich gelang. Die befürchteten Demonstrationen gegen den Papst blieben aus. Der Zypernbesuch hat die Ökumene weiter gefestigt.

Zudem brachte die Papstreise einmal mehr die Teilung der Insel auf die internationale Tagesordnung. Benedikt XVI. selbst vermied freilich konkretere Einlassungen zu diesem Thema und sprach nur allgemein von Aussöhnung, von der geduldigen Suche nach Lösungen und von mehr gegenseitigem Verständnis. Konkreter äußerten dagegen seine Gastgeber ihre politische Sicht: der Staatspräsident Dimitris Christofias, Erzbischof Chrysostomos, aber auch lokale Maronitenführer. So fiel das Wort von einer «barbarischen» Besetzung des Nordteils der Insel durch die Türkei und von einem «Plan nationaler Zerstörung».

Grundkurs über den gerechten Politiker
Benedikt XVI. ließ sich nicht auf politische Details des Zypernkonflikts ein. Stattdessen hielt er am Sitz des Präsidenten eine Art Grundkurs über den gerechten Politiker. In einer Tour d'Horizon durch die Geistesgeschichte von Platon und Aristoteles bis zu christlichen und islamischen Denkern entfaltete er die Grundlagen für eine friedliche Konfliktlösung.

Auffallend war zudem, dass der Papst mehrfach zu gutem Einvernehmen mit dem Islam aufrief. Und als ein Bild der Reise wird sicher die kurzfristig ins Programm eingefügte Begegnung und Umarmung mit dem 89-jährigen Sufi-Lehrer Scheich Nazim bleiben.
Rein religiösen Charakter
Es war eine schwierige Reise in eine Krisenzone - zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Nahostkonflikt hatte sich durch die israelische Militäraktion vor Gaza zugespitzt. Der Bischofsmord in der Türkei enthielt reichlich Potenzial für einen neuen christlich-islamischen Konflikt.

Vor diesem Hintergrund unterstrich Benedikt XVI. den rein religiösen Charakter seiner Reise. Er präsentierte den Besuch als überparteilich, lehnte eine direkte Stellungnahme zum Nahostkonflikt ab und tappte nicht in politische Fallen. Hinsichtlich des mysteriösen Mordes an Luigi Padovese schloss er alle religiösen oder politische Motivationen aus. Mit dieser Linie hat die Zypernreise die Rahmenbedingungen für die im Herbst anstehende Bischofssynode verbessert.