Der Papst ruft in Zypern erneut zum Einsatz für Frieden auf

"Die Barrieren niederreißen"

Mit einem Gottesdienst in Nikosia hat Papst Benedikt XVI. den letzten Tag seiner Zypernreise begonnen. Dabei rief er zum Einsatz für Versöhnung und Frieden auf. Die Menschen müssten sich von Egoismus, Habgier und Furcht befreien sowie Differenzen überwinden. Anschließend stellte er das Arbeitspapier für die Bischofssynode über den Nahen Osten vor.

 (DR)

"Die Barrieren zwischen uns und unseren Nachbarn niederzureißen, ist die erste Voraussetzung, um in das heilige Leben einzutreten, zu dem wir aufgerufen sind", sagte der Papst am Sonntag bei einer Messe im Sportpalast von Nikosia. Man dürfe nicht vom "Ich", sondern müsse vom "Wir" ausgehen, um aus der "abgeschlossenen Welt der eigenen Individualität" hinauszutreten.

Der Papst rief dazu auf, die christliche Botschaft der Hoffnung auch überall dort zu verbreiten, wo Konflikte herrschten. Zudem müssten die Güter der Erde großzügig mit den Bedürftigen geteilt werden.

An der Messe nahmen mehr als 5.000 Menschen teil. Benedikt XVI.
begrüßte besonders die aus den Philippinen und aus Sri Lanka eingewanderten Katholiken Zyperns. Er bezeichnete die Einwanderer als wesentlichen Teil der katholischen Gemeinde der Insel. Sie könnten das Leben in den Gemeinden bereichern. Teile des Gottesdienstes wurden auf Arabisch, Armenisch und in der philippinischen Sprache Tagalog gehalten.

An dem Gottesdienst nahmen auch Patriarchen und Bischöfe aus dem Nahen Osten teil. Zum Abschluss stellte der Papst das Arbeitspapier für die Bischofssynode über den Nahen Osten vor, die im Oktober in Rom zusammenkommt.

Messe schon am Samstag
Schon vorher hatte Benedikt den den Christen im Nahen Osten Mut zugesprochen. Er bestärkte sie, ungeachtet der schwierigen Situation in ihren Heimatländern zu bleiben. Wer weiterhin christliches Zeugnis ablege, sei nicht nur für Christen ein "außerordentliches Zeichen der Hoffnung", sondern für alle Bewohner der Region, sagte Benedikt XVI. am Samstag bei einer Messe in der Heilig-Kreuz-Kirche von Nikosia. Allein die Präsenz der Christen im Nahen Osten sei schon Ausdruck für das unerschütterliche Bekenntnis zu Dialog und Versöhnung.

Der Papst forderte zugleich mehr Unterstützung für die Christen in der Region. Niemand könne angesichts der schwierigen Lage der dortigen Gemeinden gleichgültig bleiben, sagte Benedikt XVI. bei einem Treffen mit dem orthodoxen Kirchenoberhaupt Chrysostomos II. Dieser kündigte an, den Kurs des Dialogs fortzusetzen. Der Papst würdigte den Einsatz der orthodoxen Kirche Zyperns für die Ökumene.

Treffen mit Muslimvertreter
Am Nachmittag traf Benedikt XVI. im Garten der Nuntiatur von Nikosia außerhalb des offiziellen Programms mit dem Sufi-Lehrer Scheich Nazim zusammen. Dessen Sprecher nannte den kurzen Empfang durch den Papst eine "Geste der Warmherzigkeit, Brüderlichkeit und Freundschaft". Er werde seine Wirkung auf den Dialog zwischen Christentum und Islam nicht verfehlen. Politische Themen seien in der Kürze der Zeit nicht angesprochen worden, sagte der Sprecher im Anschluss an die Begegnung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die zyprischen Katholiken forderte Benedikt XVI. bei einem Treffen auf dem Gelände einer katholischen Schule auf, gegenseitiges Vertrauen zwischen Christen und Nichtchristen zu schaffen. Dieses sei die Grundlage für dauerhaften Frieden und Harmonie zwischen den Anhängern unterschiedlicher Religionen, politischer Regionen und kultureller Hintergründe. Der Papst warb für verstärkte Bemühungen um den interreligiösen Dialog. Nur durch geduldige Arbeit könnten gegenseitiges Vertrauen gewonnen und die Bürden der Geschichte überwunden werden.

Der Papst besucht während seiner dreitägigen Reise ausschließlich den südlichen Teil der seit 1974 geteilten Insel. Der andere Teil, die "Türkische Republik Nordzypern", ist international nicht anerkannt. Es ist die 16. Auslandsreise des Papstes und sein erster Besuch in einem mehrheitlich orthodoxen Land. Höhepunkt der Reise ist am Sonntag eine Messe in Nikosia. Dabei wird das Arbeitspapier für die Bischofssynode für den Nahen Osten vorgestellt, die im Oktober in Rom tagt.