Papst betet in Marienkapelle und ruft Priester zu Treue und Loyalität auf

Benedikt XVI. in Fatima

Papst Benedikt XVI. ist am Mittwoch im portugiesischen Wallfahrtsort Fatima eingetroffen, dem Hauptziel seiner 15. Auslandsreise. Unmittelbar nach seiner Ankunft begab er sich zu einem Gebet an die Marienkapelle, den Schauplatz der Marienerscheinungen von 1917. Der Papst wurde von einer großen Menschenmenge begeistert begrüßt.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Allerdings war der große Platz, der 300.000 Menschen fasst, bei weitem nicht gefüllt. In einem ersten Gebet in Fatima erinnerte der Papst an seinen Vorgänger Johannes Paul II., der die unerklärliche Rettung beim Attentat vom 13. Mai 1981 der Gottesmutter zuschrieb. Johannes Paul II. sei dreimal nach Fatima gekommen und habe der «unsichtbaren Hand» gedankt, die das Projektil umlenkte und ihn vom Tod beim Attentat vor 30 Jahren befreit habe, erinnerte Benedikt XVI.

Die Ankunft des Papstes in Fatima erfolgte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Wenige Minuten vor dem Eintreffen des Papstes wurde die Erscheinungskapelle nochmals von einer Hundestaffel durchsucht.

Großer Jubel kam bereits auf, als Benedikt XVI. beim Anflug im Militärhubschrauber eine Runde über dem Platz drehte. Unter den Teilnehmern waren Fahnen aus Spanien, Italien, Brasilien, Peru, Angola, den Kapverden und der Schweiz, aber auch aus Bayern zu sehen.

Vesper-Gottesdienst
Beim anschließenen Vesper-Gottesdienst rief Papst Benedikt XVI. Priester und Ordensleute zu Treue und Loyalität sowie zu Mut gegenüber ihrer Berufung auf. In der Dreifaltigkeitskirche von Fatima sagte er am Mittwochabend, dazu gehöre immer auch Sensibilität gegenüber den Mitmenschen.

Nachdrücklich bekundete er den Geistlichen die Wertschätzung der Kirche für ihre Arbeit. Sie leisteten oft in Stille und im Verborgenen einen schwierigen Dienst. Priester, Ordensleute und Seminaristen sollten sich nicht mit einem mittelmäßigen Leben, einer Minimal-Ethik oder einer oberflächlichen Religiosität zufriedengeben, sagte der Papst. Insbesondere sollten sie darauf achten, die priesterlichen Ideale nicht zu schwächen. Auch sollten sie sich nicht Tätigkeiten widmen, die nicht vollständig zum priesterlichen Dienst gehörten. Am späten Abend nahm Benedikt XVI. vor der Erscheinungskapelle an der Lichterprozession teil und betete den Rosenkranz.

Vor seiner Abreise nach Fatima war Benedikt XVI. in der Nuntiatur von Lissabon mit Ministerpräsident Jose Socrates zusammengetroffen. Socrates sagte nach dem Treffen, er habe die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Staat und Kirche in Portugal hervorgehoben und den Beitrag der Kirche im sozialen Sektor gewürdigt. Ob es bei dem Gespräch auch um ein vom Parlament bereits verabschiedetes Gesetz zur Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften mit herkömmlichen Ehen ging, wurde nicht bekannt.

Treffen mit Kulturschaffenden
Ebenfalls noch in Lissabon war der Papst zuvor mit Kulturschaffenden zusammengekommen. Dabei warnte er vor einer Vernachlässigung der Tradition. Dies könne vor allem zu einer Krise der Wahrheit führen. Als «dramatisch» für eine überwiegend katholisch geprägte Gesellschaft bezeichnete das Kirchenoberhaupt den Versuch, die Wahrheit jenseits von Jesus Christus zu suchen. Ein Volk, das nicht mehr um die rechte Wahrheit wisse, verliere sich in den «Labyrinthen der Zeit und der Geschichte» ohne verbindliche Werte und große Ziele..

Der Papst hob zugleich die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen den Kulturen und Religionen hervor. Auch die Kirche entziehe sich nicht der Einsicht, dass ein aufrichtiges und respektvolles Gespräch in der heutigen Welt von größter Bedeutung sei, sagte er. Die Kirche müsse noch lernen, wie sie am ewigen Charakter der christlichen Wahrheit festhalten und zugleich den anderen Wahrheiten Respekt entgegenbringen könne. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe sie die Voraussetzungen für eine wahrhafte katholische Erneuerung geschaffen. Sie habe von der Moderne das Gute übernommen, zugleich aber deren Irrtümer und Einbahnstraßen vermieden, sagte der Papst.