Papst mahnt zu "Gewissenserforschung" angesichts Kirchenspaltung

Gründonnerstag in Rom

Papst Benedikt XVI. hat die Feier des Gründonnerstagabend zu einem eindringlichen Plädoyer für die Ökumene genutzt. Das Gebet Christi um Einheit für seine Jünger müsse zu einer "Gewissenserforschung" führen, sagte der Papst während der Feier, die an das Letzte Abendmahl Jesu erinnert.

 (DR)

Wenn Christen des Leidens Jesu gedächten, müssten sie auch seinen «Schmerz darüber empfinden, dass wir seinem Gebet entgegenstehen». Nach römischer Tradition feierte Benedikt XVI. den Abendmahlsgottesdienst in der Lateranbasilika, der eigentlichen Bischofskirche der Päpste. Im Lauf der Feier gürtete er sich mit einer Schürze und wusch zwölf Priestern die Füße, so wie es Jesus bei seinen Jüngern getan hatte. Die Kollekte des Gottesdienstes war für den Wiederaufbau des vom Erdbeben zerstörten Priesterseminars von Port-au-Prince in Haiti bestimmt.

In seiner Predigt betonte Benedikt XVI. die Einheit der Christen als Voraussetzung für eine glaubwürdige Verkündigung. Dies müsse eine «Einheit sein, die man sehen kann». Die Gläubigen hätten sich zu fragen, inwieweit sie an der Spaltung schuldig seien, die die Botschaft Jesu verdunkele.

Ausdrücklich verband der Papst die Kirchenspaltung mit der Angst Jesu um das Schicksal seiner Mission. «Es hat zur historischen Passion Jesu hinzugehört und bleibt Teil seiner die Geschichte hindurchgehenden Passion, dass er alles, was die Einheit bedroht und zerstört, gesehen hat und sieht», sagte Benedikt XVI. «Wenn wir die Passion des Herrn betrachten, muss es dazugehören, den Schmerz Jesu darüber zu empfinden, dass wir seinem Gebet entgegenstehen.»


Chrisam-Messe
Mit der Chrisam-Messe im Petersdom hatte Papst Benedikt XVI. am Gründonnerstagmorgen die Höhepunkte der Karwoche eingeleitet. Vor rund 3.000 Priestern aus dem Bistum Rom und der vatikanischen Kurie weihte er die Heiligen Öle, die in der Kirche bei der Spendung der Sakramente benutzt werden.  

Bei dem Gottesdienst mit rund 3.000 Priestern aus dem Bistum Rom und der vatikanischen Kurie nahm Benedikt XVI. den Geistlichen erneut die Versprechen ab, die sie bei ihrer Weihe gegeben hatten. Dabei erinnerte er sie an die Pflicht, sich «nicht von menschlichen Interessen, sondern von der Liebe zu euren Mitmenschen leiten zu lassen». Auf die Missbrauchskrise in einigen Teilen der Weltkirche ging er nicht ausdrücklich ein.

Der Papst die drei heiligen Öle, die am Gründonnerstag von allen Bischöfen der Welt in ihren Diözesan-Kathedralen geweiht werden. Dazu gehören das Chrisamöl, das bei der Taufe, der Firmung, der Priester- und Bischofsweihe benutzt wird, das Krankenöl zur Krankensalbung sowie das Katechumenenöl, mit dem die Taufkandidaten gesalbt werden.

Aufruf zum Widerstand gegen staatliches Unrecht
In seiner Predigt hat Papst Benedikt XVI. Priester und Gläubige zum Widerstand gegen staatliches Unrecht beim Lebensschutz aufgerufen. Seit frühester Zeit hätten christliche Märtyrer "mit dem Nein zur Unwahrheit und zu allen ihren Folgen die Macht des Rechts und der Wahrheit aufgerichtet", sagte der Papst.

Auch heute dürften Christen «Unrecht, das zu Recht erhoben wird, nicht annehmen, etwa wenn es um die Tötung unschuldiger ungeborener Kinder geht», so das Oberhaupt.

Der Kampf der Christen bestehe darin, sich als gute Staatsbürger an das Recht zu halten, aber zugleich «nicht zu tun, was in den geltenden Rechtsordnungen nicht Recht, sondern Unrecht ist», sagte der Papst. Die Gläubigen sollten dabei «Menschen des Friedens sein, die das Geheimnis des Kreuzes als Geheimnis der Versöhnung erkennen und leben». «Christus siegt nicht durch das Schwert, sondern durch das Kreuz», betonte Benedikt XVI.

Kritik an oberflächliche Spaßkultur
Zugleich kritisierte der Papst eine oberflächliche Spaßkultur.
«Lachen zu können, ist gut. Aber Spaß ist nicht alles», sagte Benedikt XVI. Christliche Freude sei «etwas anderes als der Spaß oder die äußere Lustigkeit, die sich die moderne Gesellschaft wünscht». Besonders Priester müssten eine «aus der Wahrheit kommende Freude» vermitteln.




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