Papst warnt vor "anarchistischem Utopismus"

Vor- und nachkonziliare Kontinuität

Papst Benedikt XVI. hat vor einem "anarchistischen Utopismus" in der Kirche gewarnt. Ein solcher sei bisweilen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil vertreten worden, sagte der Papst am Mittwoch während der Generalaudienz im Vatikan.

 (DR)

Einige hätten damals geglaubt, die Kirche sei nach den Reformen des Konzils eine gänzlich andere geworden, die nichts mehr mit der Zeit vor dem Konzil zu tun habe. Papst Paul VI.
(1963-1978) und Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hätten hingegen zu Recht daran festgehalten, dass es ungeachtet aller Neuerungen auch eine Kontinuität zwischen vor- und nachkonziliarer Kirche gebe.

Zugleich wandte sich der Papst gegen die Auffassung, die Kirche befinde sich seit dem frühen Mittelalter oder sogar seit den Zeiten des Neuen Testaments in einem stetigen Niedergang. Die Kirche sei «nicht an die Vergangenheit angekettet», sondern habe sich durch neue geistliche Anregungen positiv weiterentwickelt. Als Beipiele nannte das Kirchenoberhaupt die neuen Formen der Frömmigkeit, die mittelalterliche Orden wie die Zisterzinser, Franziskaner und Dominikaner in die Kirche eingeführt hätten. Gleiches gelte für die heilige Theresa von Avila und den heiligen Johannes vom Kreuz.

Als Vorbild für eine Haltung, die Neues integriert und zugleich Altes bewahrt, wies Papst Benedikt XVI. in seiner Predigtreihe über große Gestalten der mittelalterlichen Kirche auf den heiligen Bonaventura (1221-1274) hin. Dieser Franziskaner habe sich im 13. Jahrhundert um eine Eingliederung des Ordens in die traditionelle Kirche bemüht und zugleich die neuartige Frömmigkeit des Bettelordens verteidigt, sagte das Kirchenoberhaupt.