Papst: Gott nicht für Katastrophen verantwortlich machen

Kein göttliches Strafgericht

Unglücksfälle dürfen nach den Worten von Papst Benedikt XVI. nicht zu einer falschen Suche nach Schuldigen verleiten. Es sei eine "leichte Schlussfolgerung", darin ein göttliches Strafgericht zu sehen, sagte der Papst beim traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz am Sonntag.

 (DR)

Gott sei gut und könne nichts Böses wollen. Aber aufgrund eines «unergründlichen Plans seiner Liebe» lasse er manchmal Prüfungen zu, um die Menschen zu einem größeren Guten zu führen.

In seinem Gruß an französische Pilger erinnerte Benedikt XVI. an die Opfer des Sturms «Xynthia». Gerade in der Fastenzeit sollten die Gläubigen ihre Hoffnungen und Trauer vor Gott bringen und ihn um seine Nähe bitten, so der Papst. Durch das Orkantief waren vor einer Woche nach offiziellen Angaben in Frankreich 53 Menschen ums Leben gekommen, 79 wurden verletzt.

Auf Deutsch mahnte der Papst zur Umkehr in der Fastenzeit. Dabei verwies er auf die biblische Parabel vom unfruchtbaren Feigenbaum. «Der erste Gedanke wäre, ihn umzuhauen und zu Kleinholz zu machen.» Gott schenke jedoch eine Chance zur Besserung, sagte Benedikt XVI. Einen besonderen Gruß richtete er an das deutschsprachige Priesterseminar Collegium Germanicum et Hungaricum, dessen Mitglieder die traditionelle Siebenkirchenwallfahrt in Rom absolviert hatten.

Papst spricht Laienkatholiken mehr Mitverantwortung zu
Papst Benedikt XVI. hat einen Mentalitätswandel im Blick auf die Rolle der Laien in der Kirche verlangt. Katholische Gläubige dürften nicht nur als «Mitarbeiter» des Klerus betrachtet werden, sondern seien als Mitverantwortliche anzuerkennen, sagte er am Sonntag bei einem Pfarreibesuch in Rom. Es gelte einen «reifen und engagierten» Laienkatholizismus zu fördern, so der Papst.

Benedikt XVI. äußerte sich bei einer Messe in der jungen Vorstadtpfarrei San Giovannni della Croce im Norden Roms. Die Gemeinde war erst 1989 in einem Neubauviertel errichtet worden. Als Kirche diente lange Jahre ein ehemaliges Geschäftshaus. Johannes Paul II. hatte die Pfarrei trotz seiner zahlreichen Pastoralvisiten im Bistum Rom nie besuchen können.

Die Jugendlichen der Gemeinde rief der Papst auf, in ihrem Umfeld zu Missionaren des Christentums zu werden. «Wartet nicht, bis andere mit Botschaften kommen, die nicht zum Leben führen», sagte er. Bei der Ankunft und nach dem Gottesdienst nahm Benedikt XVI. ein ausgiebiges Bad in der Menge.