Papst erinnert an Symeon den Neuen Theologen und trifft Rumäniens Regierungschef

Schriftsteller und Mystiker der Ostkirche

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Mittwoch den Ministerpräsidenten von Rumänien Emil Boc empfangen. Er unterhielt sich mit dem christdemokratischen Regierungschef, der erst seit Dezember im Amt ist, am Rand der Generalaudienz im Vatikan. Benedikt war für die Generalaudienz aus seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo angereist.

 (DR)

Im Streit um die katholische Kathedrale in Bukarest haben Papst Benedikt XVI. und Rumäniens Regierungschef Emil Boc jetzt persönlich miteinander gesprochen. Bei einer Begegnung am Mittwoch im Vatikan habe ein «fruchtbarer Meinungsaustausch» unter anderem über diese Angelegenheit stattgefunden, teilte der Vatikan am Donnerstag mit. Weitere Themen des Gesprächs seien die Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und der rumänischen Regierung, die allgemeinen Beziehungen zwischen Staat und katholischer Kirche sowie die Situation der Katholiken im Land gewesen.

Anlass für den Konflikt um die Kathedrale in der rumänischen Hauptstadt ist der seit längerem geplante Bau eines Hochhauses in unmittelbarer Nähe der Bischofskirche. Der Vatikan fordert die Einstellung der Bauarbeiten. Das Europaparlament sprach sich im Oktober 2007 ebenfalls gegen das Projekt aus.

Die «gesetzwidrige Errichtung dieses Hochhauses» gefährde neben der Kathedrale auch das erzbischöfliche Palais, erklärten die Abgeordneten damals. Sie forderten die EU-Kommission und den Ministerrat auf, die Haltung der rumänischen Behörden zu verurteilen. Diese hätten eine Anwendung von EU-Bestimmungen zum Schutz historischer Denkmäler systematisch abgelehnt. Das 75 Meter hohe Hochhaus soll von einer US-Investorengruppe errichtet werden.

Symeon der Neue Theologe Den Besuchern seiner Generalaudienz stellte der Papst an diesem Mittwochmorgen einen geistlichen Schriftsteller und Mystiker der Ostkirche vor: Symeon den Neuen Theologen. „Symeon wurde 949 in Kleinasien geboren und kam zum Studium und zum Dienst am Kaiserhof nach Konstantinopel. Dort trat er in das bekannte Studioskloster ein. Später lebte und wirkte er in den Klöstern Sankt Mamas und Sankt Marina, wo er im Jahr 1022 starb. Seine zahlreichen Schriften hatten großen Einfluss auf die Theologie und die Spiritualität des Ostens."

Für Symeon, so führte Papst Benedikt aus, sei das christliche Leben in erster Line „innige und persönliche Gemeinschaft mit Gott, dessen Gnade das Herz des Menschen erleuchtet und zur mystischen Schau des Herrn führt".

„Diese Erkenntnis Christi lernt der Getaufte nicht aus Büchern, sondern aus der geistlichen Erfahrung, die ihn auf dem Weg zur Vereinigung mit Gott die Etappen der Bekehrung und der inneren Reinigung durchschreiten lässt. Entscheidende Hilfen für das geistliche Wachstum sind das aufmerksame Hinhören auf das Gewissen und der Beistand eines erfahrenen geistlichen Begleiters. Die schönste Frucht und der Garant für die Authentizität des Wirkens Gottes in seinem Inneren war für Symeon eine tief empfundene Liebe zu seinen Brüdern und Schwestern, die auch in Zeiten der Anfeindungen und Verfolgung nicht nachließ."

Herzlich grüßte der Papst die vielen Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache, darunter Vertreter der europäischen Priesterräte.

„Mit Blick auf den Mönch Symeon stellt sich uns die Frage, ob auch wir uns ernsthaft darum bemühen, in unserem geistlichen Leben zu wachsen, so wie wir uns um unsere Bildung und körperliche Gesundheit sorgen. Wir alle haben in der Taufe und in der Firmung den Heiligen Geist empfangen. Seien wir stets offen für sein Wirken, hören wir im Gebet auf Gottes Wort und lassen wir uns von seiner Liebe entflammen. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Aufenthalt in Rom!"