Papst reist nach Viterbo und besucht Marienheiligtum "Madonna della Quercia"

Gedenken an den Weltkrieg mahnt zum Friedenseinsatz

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag die mittelitalienischen Orte Viterbo und Bagnoregio besucht. Im Mittelpunkt standen dabei eine Messe mit den katholischen Gläubigen in Viterbo und in Bagnoregio ein Gebet im Heimatort des Kirchenlehrers Bonaventura (1221-1274). Der Papst erinnerte in einer Friedensbotschaft daran, dass der Weltkriegsbeginn vor 70 Jahren eine Mahnung sei, dass sich "solche Barbareien" nicht wiederholen dürfen.

 (DR)

Am Morgen besuchte Benedikt XVI. den historischen Konklave-Saal in Viterbo, Schauplatz von fünf Papstwahlen während des Mittelalters.
Als Vertreter der italienischen Regierung begrüßte Staatssekretär Gianni Letta den Papst bei dessen Ankunft im Hubschrauber. Später kam es noch zu einer kurzen Begegnung in der Sakristei.

Die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der Regierung Silvio Berlusconis gelten derzeit als sensibel, nachdem ein Schlagabtausch zwischen der bischofseigenen Tageszeitung «Avvenire» und dem Berlusconi-nahen Blatt «Il Giornale» die Medien des Landes in den vergangenen Wochen beherrscht hat. «Avvenire»-Chefredakteur Dino Boffo war am Freitag nach anhaltenden Angriffen auf seine Person zurückgetreten.

Benedikt XVI. ging auf die Auseinandersetzung nicht ein. Er stellte bei seiner Predigt vor knapp 20.000 Menschen in Viterbo die liturgischen Texte des Tages ins Zentrum. «Die tiefste Wüste ist das menschliche Herz, wenn es die Fähigkeit verliert, zu hören, zu sprechen, mit Gott und mit den anderen zu kommunizieren», sagte der Papst mit Bezug auf die alttestamentliche Lesung.

In Bagnoregio betete er vor der Reliquie Bonaventuras. Mit der Verbindung von Wahrheit und Glauben in seiner Lehre sei der Heilige nach wie vor ein Maßstab für Priester und Theologietreibende, betonte Benedikt XVI. in seinem Grußwort an die Bewohner des kleinen Ortes. Als junger Wissenschaftler hatte Joseph Ratzinger seine Habilitationsschrift über die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura verfasst.

Papst: Leiden des Weltkriegs als Mahnung für heute
Der Weltkriegsbeginn vor 70 Jahren ist für Papst Benedikt XVI. eine Mahnung, dass sich «solche Barbareien» nicht wiederholen dürfen. Viele Opfer trügen noch immer Wunden an ihrem Leib und im Herzen, sagte der Papst in Viterbo. Das Gedenken an den Weltkrieg mahne zum Friedenseinsatz angesichts gegenwärtiger Konflikte.

Es gelte, jungen Generationen eine Kultur zu vermitteln, die von Liebe, Solidarität und Wertschätzung für den anderen gekennzeichnet sei, so der Papst. Besonders die Religionen müssten durch Vergebung und Versöhnung einen Beitrag gegen Gewalt, Rassismus, Totalitarismus und Extremismus leisten.

Die Ansprache des Papstes wurde direkt per Videobotschaft zum internationalen Friedenstreffen der Weltreligionen ins polnische Krakau übertragen. Das drei Tage dauernde Treffen auf Einladung des Krakauer Kardinals Stanislaw Dziwisz und der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio hatte am Morgen mit einem Gottesdienst begonnen.

Benedikt XVI. nannte den Zweiten Weltkrieg «einen der schrecklichsten Konflikte der Geschichte», der vielen Millionen Menschen den Tod gebracht habe. Besonders beklagte der Papst die «unzähligen Leiden für das geliebte polnische Volk», die Tragödie des Holocaust sowie die Ermordung anderer Unschuldiger. Nachdrücklich warnte das Kirchenoberhaupt vor einer Verdrängung Gottes aus der Gesellschaft. Darin liege die Ursache für eine Missachtung des Menschen selbst, betonte Benedikt XVI.