Klagemauer, Felsendom und Al-Aksa-Moschee

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Die sogenannte Klagemauer ist die wichtigste religiöse Stätte für Juden. Die Bedeutung leitet sich aus der Nähe zum 70 nach Christus zerstörten Jüdischen Tempel ab; die Mauer gehört zum westlichen Stützfundament und ist nach allgemeiner Überzeugung der dem Allerheiligen des zerstörten Tempels nächstgelegene Ort.

 (DR)

Die deutsche Bezeichnung Klagemauer entspringt einer falschen Deutung der laut vorgetragenen Gebete frommer Juden; hebräisch heißt sie ha Kotel, die Mauer, im Englischen Western Wall, also Westmauer. Sie ist etwa 48 Meter breit und 18 Meter hoch; weitere 18 Meter verbergen sich im Untergrund; die Steinschichten lassen die verschiedenen Bauphasen seit der Zeit des Herodes erkennen.

Auf dem Vorplatz sind Gebetsbereiche für Männer und Frauen abgetrennt. An jüdischen Festtagen beten mitunter Tausende vor der Mauer. Ein besonders farbenfrohes Bild bietet sich, wenn montag- und donnerstagmorgens Familien aus Israel und dem Ausland die sogenannte Bar Mizwa feiern, mit der junge Männer volle religiöse Rechte beim Gebet erhalten. In den Fugen stecken Zettel mit Wünschen an Gott; heute ist auch eine Übermittlung dieser Botschaften per Fax und E-Mail möglich. Am nördlichen Ende der Klagemauer beginnt der fast 500 Meter lange sogenannte Mauertunnel am Fuß des Tempelbergs entlang.


Felsendom und Al-Aksa-Moschee
Der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee liegen benachbart auf dem Jerusalemer Tempelberg, dort wo in altjüdischer Zeit der Tempel König Salomos gestanden haben soll. Seit der muslimischen Eroberung
638 ist dieser Bezirk, arabisch «haram al-scharif», «das edle Heiligtum», nach der Wallfahrtsmoschee in Mekka und der Grabmoschee Mohammeds in Medina die drittwichtigste Kultstätte des Islam. Nach den Worten des Koran begann der Prophet dort seine nächtliche Himmelsreise, die aus Sicht der Muslime den Anspruch auf Vollendung des abrahamitischen Monotheismus bestätigt.

Der Felsendom ist über dem Gestein errichtet, von dem aus Mohammed in den Himmel gereist sein soll. Eine Vertiefung in dem Felsenstück wird als Fußabdruck des Propheten verehrt. Zudem soll an dieser Stelle Abraham von Gott aufgefordert worden sein, seinen Sohn zu opfern. Der Kuppelbau wurde unter dem Omajjaden-Kalifen Abd al-Malik
(685-705) nach byzantinischem Vorbild errichtet. Später folgte die achteckige Umbauung. Bis heute prägt die vergoldete Kuppel die Silhouette der Jerusalemer Altstadt.

Die Al-Aksa-Moschee entstand ebenfalls unter Abd al-Malik über einer christlichen Basilika. Der Name «die Entfernteste» bezieht sich auf die Koran-Sure, nach der Mohammed in der Nacht seiner Himmelfahrt von Mekka zur «entfernten Kultstätte» Jerusalem getragen wurde. Die Moschee bietet Platz für rund 5.000 Menschen. Zuweilen wird auch das gesamte Areal auf dem Tempelberg als «al-Aksa» bezeichnet.

Die Aufsicht über die beiden Bauten überlässt Israel der palästinensischen Waqf-Behörde. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu blutigen Zusammenstößen, weil die Muslime das Heiligtum durch israelische Tunnelarbeiten angetastet sahen. Dabei kamen etwa
1996 rund 80 Menschen ums Leben. Umgekehrt werfen israelische Denkmalschützer den Palästinensern vor, beim Bau einer unterirdischen Moschee willentlich archäologisch wertvolles Erdreich zu beseitigen. Ein Besuch des späteren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem Tempelberg löste 2000 die zweite Intifada aus.