Papst setzt Nahostreise fort - Messe vor 30.000 Teilnehmern

Abschied von Jordanien

Religiöse Feiern mit den Katholiken Jordaniens standen im Mittelpunkt des dritten Besuchstages von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land. Am Sonntagvormittag zelebrierte das Kirchenoberhaupt seine erste öffentliche Messe im Nahen Osten. Dazu kamen nach Vatikan-Angaben rund 30.000 Menschen ins Stadion der Hauptstadt Amman; sie jubelten dem Kirchenoberhaupt mit Sprechchören zu. Am Nachmittag besuchte der Papst in Bethanien die Stätte, die traditionell als Taufstelle Jesu verehrt wird.

 (DR)

In seiner Predigt in Amman ermutigte Benedikt XVI. die Christen Jordaniens, die Präsenz der Kirche im sich wandelnden Sozialgefüge der Region aufrechtzuerhalten. Dabei rief er zu einem ökumenischen Miteinander und zur Offenheit gegenüber Andersgläubigen auf. Erneut verurteilte er jeden Missbrauch von Religion für Gewalt.

Besonders betonte der 82-Jährige die Würde der Frau im christlichen Menschenbild, die «leider nicht immer hinreichend verstanden und geachtet» worden sei. Die Kirche im Heiligen Land solle zur Stärkung der Frauen in der Gesellschaft und damit «zur Förderung einer Kultur wahrer Menschlichkeit» beitragen.

Die katholische Gemeinde Jordaniens sei «zutiefst berührt von den Schwierigkeiten und der Unsicherheit, von denen alle Menschen im Nahen Osten betroffen sind», erinnerte der Papst. Zugleich versicherte er sie der Solidarität der gesamten Weltkirche. Für mehrere Kinder irakischer Flüchtlingsfamilien war die Feier ein besonderer Erstkommuniontag: Aus der Hand des Papstes empfingen sie zum ersten Mal die Eucharistie.

Am Nachmittag besuchte der Papst Bethanien. Der Ort liegt am östlichen Jordanufer und wird seit frühchristlicher Zeit als Wirkungsstätte Johannes des Täufers verehrt. Laut Johannes-Evangelium wurde Jesus in «Bethanien jenseits des Jordan» getauft. Archäologische Grabungen an der Mündung des Wadi Kharrar, eines Seitenarmes des Jordan, brachten Überreste mehrerer byzantinischer Kirchen zutage. Seit 2001 steht das zehn Kilometer nördlich des Toten Meeres gelegene Areal auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

Benedikt XVI. segnete dort die Grundsteine für zwei neue Pilgerkirchen am Jordanufer, die für katholische Gläubige der lateinischen und der griechisch-melkitischen Gemeinschaft bestimmt sind. Vor der Zeremonie ließ sich der Papst das weitläufige Ausgrabungsgelände mit einem elektrischen Golfwagen zeigen. An seiner Seite saß König Abdullah II.; Prinz Ghazi bin Muhammad erläuterte Einzelheiten. Die Entourage folgte in einer langen Karawane von Golfmobilen durch das Dickicht der Jordan-Auen.

Am Montagmorgen reist Benedikt XVI. nach Israel weiter, der mit Spannung erwarteten zweiten Station seiner achttägigen Nahost-Reise. Laut israelischer Presse vom Sonntag wird das katholische Kirchenoberhaupt dort «mit gemischten Gefühlen» erwartet. Für den Nachmittag steht der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem auf dem Programm.