Papst ruft Christen Jordaniens zu sichtbarem Engagement auf

Moscheebesuch und Feier der Vesper

Papst Benedikt XVI. hat die Katholiken Jordaniens zu einem sichtbaren sozialen Engagement in ihrem Land aufgerufen. Kirchlich getragene Kindergärten und Altenheime, Krankenhäuser und Kulturprojekte setzten "Zeichen der Hoffnung", die gerade für Christen charakteristisch seien, sagte der Papst bei einem Abendgebet mit Priestern, Ordensleuten und Laienkatholiken am Samstag in Amman. An dem Gottesdienst in der griechisch-melkitischen Georgs-Kathedrale nahmen auch Vertreter anderer katholischer Ostkirchen teil. Lesen Sie hier den Rückblick auf den zweiten Tag der Papstreise.

 (DR)

Der karitative Einsatz der katholischen Kirche beschränke sich nicht auf die eigenen Gemeinden, sondern erstrecke sich auch auf Muslime und Angehörige anderer Religionen, so der Papst. Besonders erinnerte er mit Blick auf den Irak an «die große Zahl der Flüchtlinge, die dieses Königreich so großzügig aufnimmt».

Die Sorgen und Nöte der Menschen überschritten kulturelle und religiöse Grenzen, sagte Benedikt XVI. Es gehe darum, nach dem Beispiel Jesu Christi und der alttestamentlichen Propheten «die Menschen aus der Wüste zum Ort des Lebens zu führen».

Der Papst beklagte «Zeiten theologischer Auseinandersetzungen oder auch der Unterdrückung» in den vergangenen Jahrhunderten. Zugleich würdigte er die Vielfalt der Ostkirchen als eine Bereicherung für die Weltkirche und ein Zeichen für die Dynamik der Kirchengeschichte. Ihr Schatz an geistlichen und liturgischen Traditionen dürfe nicht einfach nur passiv bewahrt werden. Benedikt XVI. rief die Ostkirchen auf, sich den heutigen seelsorglichen Gegebenheiten zu stellen.

Der Gebetsgottesdienst in der erst 2007 eingeweihten Kathedralkirche des griechisch-melkitischen Patriarchalvikars vollzog sich mit den Gesängen der byzantinischen Liturgie. Einzelne Gebete erfolgten auf Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

Moscheebesuch und Vesper

Am Vormittag hatte Benedikt XVI. auch zu einer weiteren Versöhnung von Juden und Christen aufgerufen. Bei einem Besuch auf dem Moses-Berg Nebo beschwor er «das untrennbare Band zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk». Sein Besuch solle zu einer «Versöhnung von Christen und Juden in gegenseitigem Respekt» und zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden beitragen.

Der Besuch in der König-Hussein-Moschee war der zweite Benedikt XVI. in einer muslimischen Gebetsstätte. Anders als bei seiner Türkeireise 2006 in der Blauen Moschee von Istanbul vermied der Papst jetzt Gesten, die als Gebetshaltung hätten gedeutet werden können. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erläuterte, dass der Papst den Gebetsraum der König-Hussein-Moschee besucht habe. Das Kirchenoberhaupt habe nicht in der Moschee gebetet, aber in Sammlung und Respekt für die islamische Gebetsstätte meditiert. An dem anschließenden Treffen im Innenhof der Moschee nahmen auch Rektoren jordanischer Universitäten und das diplomatische Corps teil.

Gemeinsame Initiativen führten zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis und stärkten den Respekt für das Verbindende und Trennende, sagte der Papst. Muslime und Christen sollten gerade aufgrund der Last der gemeinsamen Geschichte, die so oft von Missverständnissen gekennzeichnet gewesen sei, für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten. Dabei müssten sie sich stets des gemeinsamen Ursprungs und der gemeinsamen Würde aller Menschen bewusst sein.

Entschieden wandte sich der Papst gegen die Auffassung, dass Religion notwendig ein Grund für Spaltung in der Welt sei und warnte vor der Manipulation von Religion zu politischen Zielen. Bereits bei seiner Ankunft am Freitag hatte Benedikt XVI. seinen Respekt vor der muslimischen Gemeinschaft bekundet und für eine «Allianz der Kulturen» geworben.

Auch bei der Segnung des Grundsteins der ersten katholischen Universität Jordaniens am Samstagmorgen in Madaba rief das Kirchenoberhaupt zu Verständnis für andere Sichtweisen und Toleranz auf. «Religion ist entstellt, wenn sie zum Dienst für Ignoranz oder Vorurteil, Verachtung, Gewalt und Missbrauch genötigt wird.» Zugleich nannte er Bildung einen ersten Schritt für den Frieden in der Region.

Nach den Besuchen in Madaba und auf dem Berg Nebo, von dem aus Moses der Überlieferung nach vor seinem Tod ins Gelobte Land blickte, sowie der Begegnung mit dem Islam stand am Nachmittag noch ein stärker innerkirchlicher Termin auf dem Programm: Am Nachmittag feierte der Papst einen Gottesdienst mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Mitgliedern geistlicher Gemeinschaften in der griechisch-melkitischen Georgs-Kathedrale. Dabei rief er die Katholiken Jordaniens zu einem sichtbaren sozialen Engagement in ihrem Land auf und lobte die karitative kirchliche Arbeit, die oft über Religionsgrenzen hinwegreiche. Besonders erinnerte er mit Blick auf den Irak an den Einsatz für «die große Zahl der Flüchtlinge, die dieses Königreich so großzügig aufnimmt».