Erzbischof Zollitsch über seine Erwartungen an seine Reise mit dem Papst

"Ein geborener Brückenbauer"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wird den Papst Mitte Mai bei seiner Nahost-Reise ins Heilige Land begleiten. Im domradio-Interview berichtet er von den besonderen Fähigkeiten des Papstes zum Dialog und den Mut des Heiligen Vater in solch schweren Zeiten die Region zu besuchen. Besonders am Herzen liegt Zollitsch der gemeinsame Besuch des Baby-Hospitals in Bethlehem.

Treffen am Freitag: Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Zollitsch (KNA)
Treffen am Freitag: Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Zollitsch / ( KNA )

domradio: Mit welchen Gefühlen blicken Sie dieser Reise entgegen?
Zollitsch: Natürlich bin ich voller Spannung, denn der Papst hat etwas Großes auf sich genommen, jetzt als Botschafter des Friedens in einen Raum zu reisen, der von Spannungen geprägt ist. Davon ist die Reise des Papstes auch bestimmt. In Jordanien setzt er Akzente mit Begegnungen mit den Muslimen und besucht auch die christlichen Kirchen. Er kommt als Pilger und wird die großen Heiligen Stätten besuchen und große Gottesdienste feiern. Und er wird auch die politische Dimension mit einbeziehen. Er hat sich sehr viel vorgenommen um sein Anliegen zu vermitteln: Frieden und Versöhnung schaffen.

domradio:  Welche Rolle spielt der König von Jordanien für den Dialog zwischen Christen und Muslimen?
Zollitsch: Er ist ein gutes Beispiel für den Dialog, er sucht das Gespräch und hat den Heliigen Vater auch schon in Rom besucht. In Jordanien gibt es eine recht große Freiheit für Christen, ihre Religion auszuüben. Das ist leider nur in wenigen muslimischen Ländern der Fall. Es ist ein schönes Zeichen des Papstes, dass er seine Reise dort beginnt und jene bestärkt, die auf das Miteinander der Religionen setzen statt auf das Gegeneinander.

domradio: Was sind für Sie die Höhepunkte dieser Reise?
Zollitsch: Eindeutig Bethlehem. Dorthin werde ich den Heiligen Vater auch in das Caritas-Hospital begleiten. Das einzige Kinderkrankenhaus in den Palästinensergebieten wird seit 50 Jahren mit Mitteln aus Deutschland und der Schweiz getragen. Ich habe den Papst dorthin eingeladen und werde ihn dort empfangen. Es ist ein Besuch am dem Ort, an dem Jesus Christus geboren wurde. Es ist ein Zeichen, dass wir uns dort um die palästinensischen Kinder kümmern und die jungen Mütter.

domradio: Der Papst hat in seiner Begrüßungsrede auf dem Flughafen heute die Religionsfreiheit als ein fundamentales Grundrecht bezeichnet, das weltweit gelten sollte. Sehen Sie in dieser Reise eine Möglichkeit, die gegenwärtigen Konflikte zwischen Juden, Moslems und Christen zu bewältigen?
Zollitsch: Es ist zumindest eine Möglichkeit, dazu beizutragen, dass die Konflikte nicht weiter eskalieren, dass man versucht, verstärkt aufeinander zuzugehen. Denn das Heilige Land war ja immer ein Land, in dem die verschiedenen Religionen miteinander gelebt haben. Es kann dazu beitragen, die Spannungen zwischen den Religionen abzubauen, das ist eine wichtige Aufgabe. Da der Heilige Vater die Kontakte zu Juden und Muslimen und den christlichen Kirchen im Heiligen Land pflegt, bin ich überzeugt, dass er einiges zu einem besseren Verständnis und Miteinander beitragen kann. Und vor allem auch, damit die Christen dort bestärkt werden, nicht auszuwandern! Denn das Land, in dem Jesus geboren wurde, in dem er gelebt hat, und in dem er gestorben ist für uns, soll das christliche Zeugnis auch von christlichen Menschen abgeben.

domradio: Worin liegen da die Stärken dieses Papstes?
Zollitsch: Auch wenn das manchmal nicht so gesehen wird: Der Papst ist ein Mann des Dialoges!  Er kann sehr gut zuhören und ist interessiert am Gespräch mit dem Judentum und dem Islam. Ein Mann wie er ist ein geborener Mann des Dialogs, ein geborener Brückenbauer.