Der Papst startet am Freitag seine schwierige Heilig-Land-Reise

Auf schmalem Grat Richtung Frieden und Versöhnung

Es ist die zwölfte Auslandsreise von Benedikt XVI. und eine seiner wichtigsten, sicher aber seine komplizierteste und anstrengendste. Eine Woche lang besucht er ab Freitag Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete. Er verstehe seinen Besuch in erster Linie als Pilgerreise an die Heiligen Stätten, wie er am Mittwoch bei der letzten Generalaudienz vor der Abreise klarstellte. Dennoch warten viele politische und religiöse Konflikte auf den Heiligen Vater.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Stationen der Papst-Pilgerreise (epd)
Stationen der Papst-Pilgerreise / ( epd )

Da der Krisenherd Nahost nicht nur politisch heiß, sondern auch ökumenisch wie interreligiös vermint ist, wird die Visite für den 82-Jährigen zu einer diplomatischen Gradwanderung. Für zusätzlichen Sprengstoff sorgten in jüngster Zeit Querelen mit dem Islam, aber auch der christlich-jüdische Streit um die Karfreitagsfürbitte, die Williamson-Affäre und die Seligsprechung von Pius XII. In 28 Reden - doppelt so viele wie sonst - will sich Benedikt XVI. auch zu diesen Themen äußern.

Als eine Friedensmission, mit der er zu einer gerechten Zukunftslösung für alle Menschen der Region beitragen wolle, beschrieb der Papst am Mittwoch seine Reise. Ein Ziel, das mit dem Antritt der neuen israelischen Regierung und angesichts interner Spannungen bei den Palästinensern nicht leichter geworden ist. Zudem will der Papst den Dialog mit dem Islam und die Aussöhnung mit dem Judentum voranbringen. Ganz besonders aber möchte er den Christen den Rücken stärken.

Vorbild Johannes Paul II.
Das Reiseprogramm orientiert sich stark am Erfolgsbesuch von Johannes Paul II. im Jahr 2000. Erste Station ist die jordanische Hauptstadt Amman. Vorgesehen sind Begegnungen mit König Abdallah, Pilgerbesuche am Mosesberg Nebo und der Jesus-Taufstelle am Jordan sowie der zweite Besuch des Papstes in einer Moschee. Dabei wird er mit Islam-Führern und Diplomaten sprechen. Das Treffen soll den nach der Debatte um den Regensburger Vortrag mühsam wieder aufgenommenen Dialog forcieren.

Israel: Programm voller Höhepunkte
In Israel besucht Benedikt XVI. sofort am ersten Tag die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem. Wie damals sein polnischer Vorgänger wird der Papst aus Deutschland eine Flamme entzünden und einen Blumenkranz niederlegen. Er wird mit sechs KZ-Überlebenden sprechen und eine Rede halten. Fast noch intensiver als die Worte wird man seine Gesten beachten. Nicht betreten wird Benedikt XVI. das Museum von Jad Vaschem, in dem eine Inschrift das angebliche Schweigen von Pius XII. zur Schoah beanstandet.

An seinem zweiten Besuchstag in Jerusalem absolviert Benedikt XVI. ein Marathon-Programm: Besuch im Felsendom, Treffen mit dem Großmufti, Gang zur Klagemauer, wo Benedikt XVI. wie sein Vorgänger einen Gebetszettel hinterlassen dürfte. Dann ist ein Besuch im Großrabbinat vorgesehen, an den sich das Mittagsgebet im Abendmahlssaal anschließt. Entgegen einer der vielen Spekulationen, die die Reise umwuchern, steht eine Rückgabe dieses Saales an die Katholiken nicht zur Debatte. Und es dürfte auch keine Unterzeichnung des vatikanisch-israelischen Wirtschaftsvertrags geben, wie in diesen Tagen vermutet wurde.

Mehr Platz als bei früheren Heilig-Land-Reisen ist für die Begegnung mit den einheimischen Christen vorgesehen. In Jerusalem - erstmals - sowie zwei Tage später in Jesu Wohnstadt Nazareth sind Papstmessen unter freiem Himmel vorgesehen. Dafür verzichtet Benedikt XVI. auf einen Besuch am romantischen See Genezareth, wo Johannes Paul II. damals mit 40.000 Jugendlichen zusammentraf.

Die Etappe in Nazareth bereitet den israelischen Sicherheitskräften das größte Kopfzerbrechen, seit islamistische Drohungen aufgetaucht sind. Das gläserne Papamobil dürfte Benedikt XVI. daher nur auf dem Platz des Gottesdienstes benutzen, nicht aber in der Stadt.

In den Palästinensergebieten und zum Ökumene-Gipfel
Und noch schwieriger dürfte der Besuch in Bethlehem werden. Die Palästinenser-Behörden werden den Papst mit Staatszeremoniell in der Geburtsstadt Jesu empfangen. Er wird eine Messe auf dem Krippenplatz feiern, das Caritas-Baby-Hospital besuchen, das von deutschen und Schweizer Katholiken getragen wird. Und vor der Rückkehr durch die Checkpoints wird er in einem palästinensischen Flüchtlingslager sprechen.

Am letzten Tag steht der Ökumene-Gipfel mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. auf dem Programm - ein Treffen, das beim ersten Heilig-Land-Besuch Paul VI. 1964 noch die Sensation war, heute aber fast ökumenischer Alltag ist. Und erst am Schlusstag betritt der Papst die heiligste Stätte der Christenheit, die Grabeskirche. Eine Messe gibt es dort nicht. In einem längeren Gebet will das Kirchenoberhaupt dort Gott um Frieden und Versöhnung für die Region und ihre Menschen bitten.