Weltjugendtagskreuz wird 25 Jahre alt - Papst Benedikt XVI. erneuert Auftrag

"Tragt es in jeden Winkel der Erde"

Genau 25 Jahre nach der ersten Übergabe durch Papst Johannes Paul II. hat dessen Nachfolger Benedikt XVI. das Weltjugendtagskreuz erneut der katholischen Jugend der Welt anvertraut. "Tragt es weiterhin in jeden Winkel der Erde, damit auch die nächsten Generationen die Barmherzigkeit Gottes entdecken", rief er den Jugendlichen bei seiner Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz zu. In seiner Katechese beschäftigte sich der Papst mit der Habgier.

 (DR)

Das fast vier Meter hohe Holzkreuz ist gemeinsam mit einer begleitenden Marienikone das Symbol der internationalen Weltjugendtage, die seit 1986 alle zwei bis drei Jahre in wechselnden Großstädten der Welt begangen werden.

Bei der symbolischen Übereignung des Kreuzes war auch der Chef des Päpstlichen Laienrats, Kardinal Stanislaw Rylko, zugegen, in dessen Zuständigkeit die Vorbereitung der Großtreffen liegt. Mitglieder des vatikanischen Jugendzentrums San Lorenzo trugen das Wahrzeichen auf einem Pilgerweg durch die historische Altstadt Roms. Am Abend war anlässlich des Jubiläums ein Gottesdienst in San Lorenzo geplant. Dort wird auch das mittlerweile für Transporte zu empfindliche Originalkreuz aufbewahrt.

Die nächste größere Reise des Weltjugendtagskreuzes führt nach Polen. Anschließend wird es nach Spanien gebracht, wo es eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung auf den Weltjugendtag 2011 in Madrid spielen soll.

Das 3,80 Meter lange und nach Reparaturen inzwischen 40 Kilo schwere Holzkreuz ist ein Geschenk des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. an die Jugend der Welt. Zu Ostern am 22. April 1984 übergab er es mit dem Auftrag, es als «Zeichen der Liebe Christi für die Menschheit» in die Welt zu tragen. Seither reiste das Kreuz - beziehungsweise seine Kopie - durch 58 Länder der Welt.

Aufgrund der ständigen Transporte und der Witterungseinflüsse musste es mehrfach repariert werden. Ein größerer Schaden ereignete sich beim Weltjugendtag in Köln 2005, als das Kreuz umfiel und einer seiner Querarme abbrach. Seit dem Jahr 2000 wird das Weltjugendtagskreuz nach dem Willen von Johannes Paul II. von einer Kopie der Marienikone «Salus Populi Romani» aus der römischen Basilika Santa Maria Maggiore begleitet.

"Wurzel der Krise ist die Habgier"
"An der Wurzel der derzeitigen Wirtschaftskrise steckt die menschliche Habgier." Vor über 40.000 Menschen zitierte der Papst, der bald eine Enzyklika zur Globalisierung veröffentlichen will, zustimmend einen Autor des achten Jahrhunderts: Der heilige Ambrosius Autpertus habe Schriften hinterlassen, die nach Meinung des Papstes "auch für unsere Zeit einen wertvollen theologischen und spirituellen Schatz darstellen". Auf deutsch stellte Benedikt den Autor so vor:

"Ambrosius Autpertus stammte aus der Provence und war am Hof des Frankenkönigs Pippin des Jüngeren tätig. Er kam auch nach Italien, wo er später in die Abtei St. Vinzenz bei Benevent eintrat. Im Jahre 777 wurde er zum Abt dieses Klosters gewählt. Wegen Spannungen innerhalb der Mönchsgemeinschaft legte er ein Jahr später sein Amt nieder und begab sich nach Spoleto. Unversehens verstarb er am 30. Januar 784 auf dem Weg nach Rom."

Zu den Werken, die Ambrosius Autpertus hinterlassen habe, zählten eine asketische Abhandlung über die Laster und die Tugenden sowie eine Schrift über die Habsucht, referierte Papst Benedikt. In dieser letztgenannten Schrift schreibe Ambrosius, dass "Habgier die Wurzel aller Laster und aller Übel" sei, und zwar für die Personen wie für die Gesellschaft. Damit habe der Autor recht gehabt, bekräftigte der Papst.

"Sein Hauptwerk ist aber der Kommentar zur Offenbarung des Johannes, nach Jahrhunderten der erste ausführliche lateinische Kommentar zum letzten Buch der Bibel. Früheren Auslegungen folgend, deutet er die Kirche als das eigentliche Thema der Offenbarung des Johannes. Für Ambrosius Autpertus kann aber die Kirche nie von Christus getrennt gesehen werden, die als Leib Christi an dessen Mittlerschaft teilnimmt. Eine besondere Stellung kommt dabei Maria als Urbild der Kirche und Mutter der Glaubenden zu. Mit manchen Formulierungen nimmt Ambrosius Autpertus schon die Marienfrömmigkeit des heiligen Bernhard vorweg und gilt als der erste große Mariologe des Westens."

Ambrosius Autpertus sei aber auch in einer anderen Hinsicht wichtig für heute: Er zeige, dass die Kirche sich nicht vereinnahmen lassen dürfe - weder von der Politik noch von Nationalismen oder Stammesinteressen, so Papst Benedikt. Mit Grußworten in mehreren Sprachen wandte sich der Papst an die Besucher der Generalaudienz. Den Pilgern aus seiner deutschen Heimat gab er die Worte mit auf den Weg: "Der auferstandene Christus, der uns in seiner Kirche geeint hat, mache uns zu Mitarbeitern seines Heils. Der Herr segne euch alle."