Papst feiert Ostermesse auf dem Petersplatz und spendet Segen "Urbi et Orbi"

Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im Vatikan

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Osterbotschaft die Menschen in aller Welt zu einem "friedlichen Kampf" gegen weltweite Krisen aufgerufen. Angesichts globaler Zukunftsängste sei es notwendig, "mit den Waffen der Gerechtigkeit und der Wahrheit, mit den Waffen der Barmherzigkeit, der Vergebung und der Liebe" neue Perspektiven zu eröffnen, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag auf dem Petersplatz.

 (DR)

Niemand dürfe sich aus diesem Kampf zurückziehen.
Benedikt XVI. verwies dabei auf Konflikte im Nahen Osten und in Afrika, auf die Finanzkrise, weltweite Armut und den Klimawandel.

Die Auferstehung Christi sei kein Mythos oder eine Vision, sondern ein einzigartiges geschichtliches Ereignis, betonte der Papst. Ohne eine tatsächliche Auferweckung Jesu von den Toten würde Sinnleere unweigerlich die Oberhand gewinnen. Erneut warnte Benedikt XVI. vor Materialismus und Nihilismus. «Wenn wir Christus und die Auferstehung ausblenden, gibt es für den Menschen kein Entrinnen, und jede Hoffnung bleibt eine Illusion», sagte der Papst.

Zugleich sei Ostern nicht nur ein Moment der Geschichte, sondern der Beginn eines neuen Zustands. «Jesus ist nicht etwa auferstanden, damit die Erinnerung an ihn im Herzen seiner Jünger lebendig bleibt, sondern damit er selbst in uns lebt», so das Kirchenoberhaupt. «Das Gefühl des Nichts, das dazu neigt, die Menschheit zu vergiften, ist überwältigt worden durch das Licht und die Hoffnung, welche von der Auferstehung ausgehen», sagte der Papst.

Christus brauche jedoch «Männer und Frauen, die ihm zu jeder Zeit und an jedem Ort helfen, seinen Sieg mit seinen eigenen Waffen zu
behaupten: mit den Waffen der Gerechtigkeit und der Wahrheit, mit den Waffen der Barmherzigkeit, der Vergebung und der Liebe». Konkret erinnerte Benedikt XVI. an die vergessenen Kriege Afrikas, die einzelne «Nationen zerreißen und mit Blut überströmen». Zudem lebe eine wachsende Zahl von Afrikanern in Hunger, Armut und Krankheit.

Im Blick auf das Heilige Land mahnte Benedikt XVI. neue Bemühungen zur Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts auf. Nur so könnten Versöhnung und eine Zukunft in gemeinsamer Sicherheit für beide Völker Wirklichkeit werden. Dafür werde er sich auch bei seiner anstehenden Reise ins Heilige Land mit Nachdruck einsetzen, kündigte der Papst an. Er reist vom 8. bis 15. Mai nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete.

Mit Sorge äußerte sich das Kirchenoberhaupt auch über die globale Lebensmittelkrise und die Unruhe an den Finanzmärkten, alte und neue Formen der Armut und über einen «besorgniserregenden Klimawandel». Viele Menschen müssten wegen unsicherer Überlebenschancen ihre Heimat verlassen. Nach wie vor stelle Terrorismus eine Bedrohung dar. Angesichts dieser Probleme sei es «dringend notwendig, erneut Perspektiven zu eröffnen, die in der Lage sind, wieder Hoffnung zu vermitteln», betonte Benedikt XVI.

Papst spendet traditionellen Ostersegen «Urbi et orbi»
Zum Abschluss der Ostermesse in Rom hat Papst Benedikt XVI. den traditionellen Segen «Urbi et orbi» - «Der Stadt und dem Erdkreis» - gespendet. Zu der Zeremonie kamen auf dem Petersplatz und in der angrenzenden Via della Conciliazione mehr als 100.000 Menschen zusammen. Rundfunk- und Fernsehstationen übertrugen den Segen von der Mittelloggia der Petersbasilika live in alle Welt.

Zuvor formulierte das 81-jährige Kirchenoberhaupt Ostergrüße in 63 Sprachen, darunter auch auf Türkisch, Chinesisch, Maori und auf Aramäisch, der Muttersprache Jesu. Auf Deutsch sagte der Papst: «Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch.» Zahlreiche Pilger aus deutschen Gemeinden erwiderten begeistert den Gruß und stimmten «Benedetto»-Rufe an.

In seinem italienischen Gruß wandte sich der Papst besonders an die Opfer des verheerenden Erdbebens in den Abruzzen. Er bitte darum, dass der auferstandene Christus die Menschen ermutige, «um gemeinsam am Aufbau einer für die Hoffnung offenen Zukunft weiterzuarbeiten».

Papst feierte in Rom die Osternacht
Am Samstagabend hatte Benedikt XVI. mit einem feierlichen Gottesdienst der Auferstehung Jesu von den Toten gedacht. Die Christen rief er auf, ihre Taufe als «Sakrament der Erleuchtung» zu leben. Gottes Wort sei das Licht, das der Mensch brauche, sagte der Papst. Im Lauf der mehrstündigen Feier nahm er fünf Erwachsene aus Italien, China und den USA durch die Taufe in die Kirche auf. Mit dem Papst konzelebrierten rund 30 Kardinäle bei der Eucharistiefeier.

Anknüpfend an das Symbol der Osterkerze mahnte Benedikt XVI. in seiner Predigt die Christen, als Lichter ihrer Zeit zu leben.
Christus scheide zwischen Licht und Finsternis. «An ihm erkennen wir, was wahr und was falsch, was Helligkeit und was Dunkel ist», so der Papst. An der Gegenwartskultur kritisierte er ein «großes Gerede», hinter dem sich letztlich Orientierungslosigkeit verberge. «Gottes Wort ist das eigentliche Licht, das der Mensch braucht», so der Papst wörtlich. Christen sollten darum beten, dass «das leise Licht seines Wortes und seiner Liebe in uns in den Wirren der Zeit nicht ausgelöscht, sondern heller und größer wird».

Den Weg der Kirche verglich der Papst mit einem Exodus durch ein Meer aus «Feuer und Kälte». Zu allen Zeiten sei sie durch die «Todeswasser der Geschichte» bedroht. «Immer scheint sie untergehen zu müssen, und immer ist sie schon gerettet», sagte Benedikt XVI. «Aber seit Christus auferstanden ist, ist die Gravitation der Liebe stärker als die des Hasses; die Schwerkraft des Lebens stärker als die des Todes.»

Zugleich räumte das Kirchenoberhaupt die Schwierigkeit ein, sich das Ostergeschehen vorzustellen. In der menschlichen Erfahrung komme die Auferstehung nicht vor. So bleibe die Osterbotschaft «häufig irgendwie unbegriffen in der Vergangenheit stehen». In der Auferstehung geschehe auf größere Weise das, was die Bibel mit dem Schöpfungswort «Es werde Licht» schildere.

«Gott sagt neu: Es werde Licht», sagte Benedikt XVI. «Die Auferstehung Jesu ist eine Eruption des Lichts. Der Tod wird überwunden, das Grab aufgerissen. Der Auferstandene selbst ist Licht, das Licht der Welt. Mit der Auferstehung tritt der Tag Gottes in die Nächte der Geschichte hinein», so der Papst.

Überschattet wurden die Osterfeiern in Italien durch die Erdbebenkatastrophe in den Abruzzen mit inzwischen 293 Toten.
Benedikt XVI. schickte auf Bitten von Gemeindepriestern Messgewänder, Kelche und Hostienschalen in das Notstandsgebiet, damit Katholiken auch dort trotz der zerstörten Kirchen ihr höchstes Fest begehen konnten. Schon am Freitagabend hatte der Papst beim Kreuzweg am römischen Kolosseum dafür gebetet, dass auch den Betroffenen «in dieser dunklen Nacht ein Stern der Hoffnung aufgeht, das Licht des auferstandenen Herrn».