Papst wendet sich an Afrikas Familien und spendet Benachteiligten Trost

"Gott liebt euch und vergisst euch nicht!"

Beim ersten großen Gottesdienst seiner Afrika-Reise hat Papst Benedikt XVI. die Menschen vor falschen Idealen und selbstsüchtigen Trugbildern gewarnt. Insbesondere Eltern rief er in seiner Predigt bei der Messe in Kameruns Hauptstadt Yaounde am Donnerstag zu besonderer Verantwortung auf. In einer Zeit, in der so viele Menschen keine Skrupel hätten, eine Tyrannei des Materialismus durchzusetzen und sich kaum um die am meisten Benachteiligten sorgten, müssten Eltern besonders wachsam sein. Es gelte, ihren Kindern menschliche und geistige Werte weiterzugeben. Väter mahnte er ausdrücklich, ihren Frauen mit Liebe und Respekt zu begegnen.

 (DR)

Rund 60.000 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an dem Gottesdienst im Amadou-Ahidjo-Stadion von Kameruns Hauptstadt Yaounde teil. Bei der Messe, die auch mit traditionellen afrikanischen Elemente gestaltet war, wurde Benedikt XVI. mit begeistertem Applaus begrüßt. Als erste Priorität bezeichnete das Kirchenoberhaupt den Schutz des Lebens. Es gelte, den Sinn dafür wiederherzustellen, dass das Leben ein Geschenk Gottes sei, sagte er mit Blick auch auf das schwere Los vieler Kinder in Afrika. Insbesondere sprach er den Waisen, Straßenkindern, Opfern von Misshandlungen und Missbrauch sowie Kindersoldaten Mut zu. «Gott liebt euch, er hat euch nicht vergessen», so der Papst.

Wie in anderen Kontinenten erlebe auch die Familie in Afrika und Kamerun eine schwere Zeit, führte der Papst aus. Einige Werte des traditionellen Lebens seien umgeworfen worden. Die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Generationen hätten sich so entwickelt, dass die Weitergabe von angehäuftem Wissen und vererbter Weisheit nicht mehr begünstigt werde.

Vielerorts sei eine Landflucht zu beobachten, die man aus anderen Perioden der menschlichen Geschichte kenne, erinnerte Benedikt XVI. Menschen verließen wegen der Verstädterung ihre Heimat und entfernten sich damit oft auch von sich selbst. Entwurzelte und verletzliche Mitglieder jüngerer Generationen hätten oft kein Einkommen und versuchten, ihren Schmerz über ein Leben in flüchtigen und von Menschen gemachten Paradiesen zu lindern. Das führe aber niemals zu tiefem Glück. Die Kirche und der Glauben, so der Papst, könnten den Menschen dagegen Hoffnung geben, sie gegenüber Mutlosigkeit, Angst, Frust und Hass stärken.

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Benedikt XVI. den heiligen Josef, den Ehemann der Gottesmutter Maria und Namenspatron auch des Papstes, dessen liturgisches Fest die Kirche am gleichen Tag beging.

Anlass des Gottesdienstes war die Veröffentlichung des Arbeitspapiers der Afrika-Synode, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Sie trägt den Titel «Die Kirche in Afrika im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens». Die Vorstellung des Arbeitspapiers ist der eigentliche Anlass der elften Auslandsreise des Papstes.


Appell an Christen und Muslime
Zuvor hatte Benedikt XVI. am Morgen Christen und Muslime zum gemeinsamen Eintreten für Frieden und Werte aufgerufen. Bei einem Treffen mit der islamischen Gemeinde Kameruns sagte das Kirchenoberhaupt, wahre Religion weise alle Formen von Gewalt und Totalitarismus zurück. Vatikansprecher Federico Lombardi sprach anschließend von einer freundlichen Atmosphäre des Treffens.

Sein Besuchsland Kamerun bezeichnete Benedikt XVI. als vorbildlich für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Volksgruppen und Religionen. Die «begeisternde Zusammenarbeit von Muslimen, Katholiken und anderen Christen in Kamerun» könne für die übrigen afrikanischen Länder «ein leuchtendes Zeichen des enormen Potenzials von religiösem Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Gemeinwohl» sein".