Papst in Kamerun: Gemischtes Echo in Afrikas Presse

Euphorie und kritische Töne

Zahlreiche Zeitungen in Kamerun haben die Ankunft des Papstes als Titelthema ihrer Mittwochsausgaben. Dabei mischen sich in die Euphorie über den ersten Besuch von Benedikt XVI. in Yaounde auch kritische Töne. "Cameroon Tribune" zeigt den Papst bei seiner Fahrt durch die belebten Straßen der Hauptstadt und titelt "Im Triumph". Die Kameruner hätten dem dritten Kirchenoberhaupt, das ihr Land besucht, einen "besonders herzlichen Empfang" bereitet. "La Nouvelle Vision" dokumentiert breit die einzelnen Stationen des bis Freitag dauernden Papst-Aufenthalts in dem westafrikanischen Land.

 (DR)

«Mutations» schreibt: «Benedikt XVI. unter großen Sicherheitsvorkehrungen in Yaounde». Der Papst habe sich auf seiner ersten Fahrt nur «eingezwängt von Sicherheitsleuten» bewegt. In «Le Jour» heißt es auf der ersten Seite, Benedikt XVI. sei «als Hirte» gekommen. Das Blatt fährt fort: «Der Papst verurteilt Korruption, Machtmissbrauch und Ungerechtigkeiten». Dazu stellt die Zeitung den Anreißer eines Interviews mit Kardinal Christian Tumi in den
Innenteil: Der Erzbischof von Douala empfiehlt dem seit 27 Jahren amtierenden Staatspräsidenten Paul Biya, sich nicht noch einmal zur Wiederwahl zu stellen. Tumi verweist dabei auf die Verfassungsreform, die Biya im vergangenen Jahr trotz blutiger Proteste durchgesetzt hatte. Zugleich beklagt er Menschenrechtsverletzungen in Kamerun.

«Le Nouvelle Expression» benennt die Themen «Korruption, Armut, Homosexualität, Veruntreuung öffentlicher Gelder, Esoterik», zu denen sich der Papst äußern solle. «Die Kameruner erwarten von Benedikt XVI. eine rettende Geste», schreibt die Zeitung. Die Wochenzeitung «L'Anecdote» sieht als «heiße Themen» zwischen dem Papst und den kamerunischen Bischöfen hingegen den neuen Aufwind für Traditionalisten und die missionarische Konkurrenz von Sekten in Kamerun.

Die Papstreise steht am Mittwoch auch in den Tageszeitungen anderer afrikanischer Länder im Mittelpunkt des Interesses. Insbesondere geht es um die jüngsten Äußerungen Benedikt XVI. zur Verwendung von Kondomen gegen Aids. Der Papst hatte sein Nein zu dieser Form der Verhütung auf dem Flug nach Kamerun bekräftigt. Die südafrikanische Zeitung «Mail & Guardian» verweist auf die hohen HIV-Infektionsraten in Afrika und diskutiert die Rolle der Kirche bei der Aids-Prävention.

Die kenianische Tageszeitung «Daily Nation» berichtet über kritische Stimmen aus der kamerunischen Hauptstadt Yaounde. Dort haben die Behörden kurz vor der Ankunft von Benedikt XVI. Marktstände abgerissen, um das Stadtbild zu säubern. «Wenn er betet, das Land segnet und die Politiker zum Geständnis bringt, wird uns das helfen», wird eine Kleinhändlerin zitiert.

Auch der Afrika-Dienst der BBC greift die Ablehnung von Kondomen auf und überschreibt seinen Beitrag mit «Der Papst sagt Afrika, 'Kondome sind falsch'». Der Papst, der Treue in der Ehe und Abstinenz propagiere, sagte, Kondome würden das Problem nur verschlimmern.