missio-Präsident Englert im domradio zur Papstreise nach Afrika

"Der Besuch ist ein Hoffnungszeichen"

Das Internationale Katholische Missionswerk missio knüpft hohe Erwartungen an die erste Afrika-Reise von Papst Benedikt XVI kommende Woche. Mit Visite rücke der Papst den Kontinent in einer Zeit in den Mittelpunkt, in der sich der Westen hauptsächlich mit der eigenen Finanz- und Wirtschaftskrise befasse, so der Präsident von missio München, Pater Eric Englert, im domradio-Interview.

Trotz Krisen: Optimismus und Lebensfreude / © Grevelding (DR)
Trotz Krisen: Optimismus und Lebensfreude / © Grevelding ( DR )

domradio: Sechs Tage lang wird der Papst in Afrika sein und natürlich damit die Aufmerksamkeit der Weltpresse auf diesen Kontinent richten. Ist das allein schon so wichtig, weil Afrika tatsächlich nach wie vor der "vergessene Kontinent" ist?
Englert: Natürlich halte ich das für sehr wichtig, denn gerade angesichts der Wirtschaftskrise sind wir viel stärker auf uns fixiert und vergessen, dass wir in einer  guten Situation sind im Vergleich zu den Menschen in Afrika. Aber ich denke, wichtig ist, dass uns nicht nur die Krisen Afrikas in den Blick rücken. Denn, was für mich das Erstaunliche ist, wenn ich selber in Afrika war:Trotz allem strahlen die Menschen einen Optimismus und eine Lebensfreude aus, von der gerade wir Deutschen uns manche Scheibe abschneiden können.

domradio: Gerade im Zuge der weltweiten Finanzkrise schauen wir ja nun eher danach, was hierzulande mit unserer Autoindustrie mit unseren Banken los ist. Sind die Folgen dieser Krise auch bereits in Afrika angekommen?
Englert: Die Krise wird noch nicht direkt in Afrika angekommen sein, das glaube ich nicht. Aber, was zu befürchten ist: dass es mit einer zeitlichen Verzögerung kommen wird. Afrika hat weiterhin brennende Probleme und steht in großen Krisen, die nicht vergleichbar sind mit unseren. Insofern darf man die Situation nicht nur mit Hinblick auf die Wirtschaftskrise sehen, sondern muss auf die genuinen Probleme Afrikas schauen.

domradio: Die Menschen erwarten vom Papst, dass er auch kritisch mit den Machthabern in Afrika spricht. Glauben Sie, dass das passieren wird?
Englert: Der Papst muss sich in Vielem natürlich diplomatischer ausdrücken, als es vielleicht die kamerunischen Bischöfe selber tun können. Denn das ist ja wirklich das Erstaunliche, etwas, das ich selber bei einem Besuch in Kamerun im vergangenen Jahr festgestellt habe: wie aktiv die kamerunische Bischofskonferenz gerade auch in den sozialen Problemen des Landes Stellung bezieht. Wobei es auch da so ist, dass sie nicht alle Bischöfe auf aller Linie finden.

domradio: Welche Bedeutung wird die Papst-Reise für die Katholiken in Afrika haben?
Englert: Für sie ist der Besuch auf jeden Fall ein Hoffnungszeichen. Denn gerade in Afrika stellen wir auch fest, dass das Wachstum der Katholischen Kirche nicht ungebremst ist, sondern auch da treten verschiedene Probleme auf. Wir haben Länder, in denen sich der Islam auch stark ausbreitet, aber auch die ganzen evangelikalen Sekten, die sehr stark an Boden gewinnen. Und das ist in Afrika durchaus ein Problem.

domradio: Die Reise des Papstes bereitet ja nun auf die Afrika-Synode im Herbst vor. Welche Impulse kann die Reise für diese Synode geben?
Englert: Der Papst wird während der Reise das Instrumentum Laboris für die Synode vorstellen: Afrika im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens. Das ist sicherlich ein ganz zentrales Thema, das ja nicht nur für Afrika gilt. Dass Afrika stärker in eine Zukunft geführt wird, die von Frieden gekennzeichnet ist und wo die Kirche auch in ihrer ganzen Lehre sagt, dass eine Voraussetzung für Frieden immer auch eine soziale Gerechtigkeit ist - das hat für Afrika sicherlich eine ganz zentrale Bedeutung.