Papst bekundet unerschütterliche Solidarität mit den Juden

"Gegen das Leugnen und das Verharmlosen"

Nach dem Eklat um die Holocaust-Äußerungen des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson hat Papst Benedikt XVI. jede Leugnung des Holocaust verurteilt und seine Solidarität mit den Juden bekundet. "Die Schoah ist eine ständige Mahnung gegen das Vergessen, gegen das Leugnen und gegen das Verharmlosen", sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch bei seiner Generalaudienz im Vatikan. Zudem werden mehrere Videos bereitgestellt, die ältere Äußerungen Benedikt XVI. zu Holocaust und zur Aussöhnung mit dem Judentum dokumentieren.

 (DR)

Das israelische Oberrabbinat brach unterdessen laut israelischen Medienberichten seine offiziellen Kontakte zum Vatikan ab. Die «Jerusalem Post» berichtete, das oberste religiöse Gremium Israels reagiere damit auf die Aufhebung der Exkommunikation für Williamson durch den Papst. Das nächste geplante Treffen mit dem vatikanischen Einheitsrat Anfang März sei bereits abgesagt. Nach Angaben des Vatikan dagegen ist der Dialog nicht grundsätzlich in Frage gestellt oder gar abgebrochen. Allerdings plane man, die nächste Dialogrunde auf einen ruhigeren Zeitpunkt zu verschieben, so der Sekretär der Kommission für die Beziehungen zum Judentum, Norbert Hofmann.

Der Brite Williamson hatte in einem TV-Interview die Zahl der im Holocaust ermordeten Juden auf höchstens 300.000 beziffert und die Existenz von Gaskammern abgestritten. Gegen ihn wird in Deutschland wegen Leugnung des Holocaust ermittelt. Der Papst hatte in der vergangenen Woche seine und die Exkommunikation dreier weiterer Traditionalisten-Bischöfe aufgehoben, um eine Rückkehr der konservativen Gruppierung in die katholische Kirche möglich zu machen. Die Leitung der Bruderschaft distanzierte sich unterdessen von Williamsons Worten und belegte ihn mit einem Redeverbot zu politischen und historischen Fragen.

Benedikt XVI. erinnerte bei der Generalaudienz auch an seine wiederholten Besuche in Auschwitz. In dem NS-Konzentrationslager habe ein «abscheulicher Völkermord das Leben von Millionen von Juden, unschuldige Opfer eines blinden Rassen- und Religionshasses» gefordert, so das Kirchenoberhaupt.

Angesichts der Holocaust-Diskussion stellte der Vatikan drei Videos auf seiner neuen YouTube-Plattform bereit. Die Filme berichten über den Besuch von Benedikt XVI. im Mai 2006 in Auschwitz, über seine Rede in der Kölner Synagoge im August 2005 sowie über eine Reisebilanz seiner ersten Polen-Reise. Zudem enthalten sie längere Aussagen des Papstes zum Holocaust und zur Aussöhnung mit dem Judentum.

Nach Angaben der «Jerusalem Post» erklärt der Direktor des Oberrabbinats, Oded Weiner, in einem Brief an den zuständigen Kardinal Walter Kasper, ohne öffentliche Entschuldigung und ohne Widerruf von Williamsons Aussagen sei eine Fortsetzung des jüdisch-katholischen Dialogs «schwierig».

Der Direktor des Amerikanischen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Angelegenheiten, Rabbi David Rosen, warf dem Papst vor, durch seinen «unüberlegten Schritt» eine «Atmosphäre des Misstrauens» geschaffen zu haben. Mit Blick auf die Regensburger Rede von 2006 und die darauffolgende Welle der Empörung in der islamischen Welt meinte Rosen, es sei nicht das erste Mal, dass Benedikt XVI. sich aufgrund «ungenügender Vorbereitung folgenschwere Patzer» erlaubt habe.

Williamson müsse in irgendeiner Weise getadelt oder dazu gezwungen werden, seine Äußerungen zu widerrufen, forderte Rosen. Bis das geschehe, könne es persönliche Kontakte zum Vatikan geben, aber keine offiziellen Treffen.

Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, der Baseler Bischof Kurt Koch, hält eine Versöhnung mit Williamson nicht für möglich. Dennoch sei die Aufhebung der Exkommunikation eine gute Sache, sagte Koch in einem Interview der Schweizer Tageszeitung «Le Temps». Dadurch sei es möglich, die Äußerungen der Priesterbruderschaft Pius X. besser zu kontrollieren. Koch zeigte sich überzeugt, dass der Papst die Äußerungen Williamsons nicht gekannt habe. «Es ist undenkbar, dass er im Wissen darum die Exkommunikation aufgehoben hätte», so der Bischofskonferenz-Vorsitzende.