Papst tauft in der Sixtinischen Kapelle 13 Kinder

Teil einer neuen Familie

Die Taufe stellt nach Worten von Papst Benedikt XVI. ein großes Geschenk, aber auch eine Verantwortung für Eltern und Taufpaten dar. Diese seien verpflichtet, ihre Kinder nach dem Evangelium zu erziehen, sagte der Papst beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Zuvor hatte er bei einem Gottesdienst in der Sixtinischen Kapelle persönlich 13 Babys getauft. Am Samstagabend feierte er mit rund 25.000 Mitgliedern des Neokatechumenalen Wegs dessen 40-jähriges Bestehen. Dabei mahnte er die Gemeinschaft zu einer engeren Bindung an die Kirche.

 (DR)

Bei einer Messe unter den Fresken Michelangelos nahm er neun Jungen und vier Mädchen im Säuglingsalter in die katholische Kirche auf. Kinder seien kein Eigentum der Eltern, mahnte der Papst in seiner von Babygeschrei untermalten Predigt. Gott habe sie den Eltern anvertraut, damit diese ihnen helfen, freie Kinder Gottes zu sein.

Benedikt XVI. betonte, Eltern müssten "das richtige Gleichgewicht finden zwischen dem Anspruch, über die eigenen Kinder wie Privatbesitz verfügen zu können und sie nach den eigenen Ideen und Wünschen zu formen, und einer libertären Haltung, die sich darin ausdrückt, sie in voller Autonomie aufwachsen zu lassen und ihnen jeden Wunsch und jede Bestrebung zu erfüllen".

Kinder sollten zu einer Freiheit erzogen werden, die sie zu verantwortlichen Entscheidungen befähige, so der Papst. Die Taufe und eine Erziehung zum Glauben tue den Kindern keine Gewalt an, sondern schenke ihnen "den Reichtum des göttlichen Lebens, in dem die wahre Freiheit gründet". Mit dem Sakrament erhielten die Kinder "eine neue Familie, größer und stabiler, offener und zahlreicher als eure eigene", sagte er den Eltern und Paten der Täuflinge.

Gebet für den sechsten katholischen Weltfamilientag
Zugleich rief Benedikt XVI. beim anschließenden Angelusgebet zum Gebet für den sechsten katholischen Weltfamilientag auf, der am Mittwoch in Mexiko beginnt. Auch wenn er nicht persönlich teilnehmen könne, wolle er das Großtreffen aufmerksam verfolgen und sich in einer Videokonferenz an die Teilnehmer wenden.

Der Weltfamilientag steht unter dem Motto «Die Familie, Erzieherin zu menschlichen und christlichen Werten». Zu der Tagung in Mexiko-Stadt haben sich nach Veranstalterangaben Teilnehmer aus 98 Ländern angemeldet; die Organisatoren rechnen mit bis zu 10.000 Dauergästen. Zum Schlussgottesdienst am kommenden Sonntag beim Marienheiligtum der Gottesmutter von Guadalupe werden mehr als eine Million Menschen erwartet.

Papst mahnt Neokatechumenat
Am Samstagabend feierte der Papst mit rund 25.000 Mitgliedern des Neokatechumenalen Wegs dessen 40-jähriges Bestehen. Bei der Begegnung im Petersdom am Samstagabend dankte der Papst der Gemeinschaft für ihr missionarisches Wirken. Durch ihre Glaubenskurse hätten unzählige Menschen die Freude des Glaubens und die Begeisterung für das biblische Zeugnis wiedergefunden. Zugleich rief er die Neokatechumenalen zur Einheit mit der Kirche und ihren Bischöfen auf.

Die 1964 in Spanien entstandene Gemeinschaft hatte am 2. November 1968 in Rom ihre erste italienische Niederlassung gegründet.  Inzwischen hat sie mit 5.000 Gemeinschaften und 200.000 erwachsenen Mitgliedern eine Hochburg in Italien. Weltweit existieren nach Vatikan-Angaben 20.000 Gemeinschaften des Neokatechumenats, die in 120 Ländern aktiv sind. Ziel der Bewegung ist eine Rechristianisierung der Gesellschaft in der Tradition der Urkirche.

«Während ich euch ermutige, in diesem Engagement fortzufahren, ermahne ich euch zu einer noch stärkeren Folgsamkeit gegenüber allen Weisungen des Kardinalvikars, meines direkten Mitarbeiters in der pastoralen Leitung der Diözese», sagte der Papst. Die Genehmigung der Statuten des Neokatechumenats im vergangenen Juni drücke die Wertschätzung des Heiligen Stuhls für dessen Arbeit aus. Die Mission werde jedoch umso wirksamer sein, wenn sich die Bewegung um ein Streben nach Einheit bemühe.

Benedikt XVI. lobte auch für die Erfolge der neokatechumenalen Priesterseminare. Es gehe darum, Geistliche auszubilden, die in die diözesane Priestergemeinschaft und in die Seelsorge in Pfarreien und Bistümern gut eingebettet seien.

Zu dem Jubiläumstreffen unter Leitung der Gründer Kiko Arguello und Carmen Hernandez waren zahlreiche «Familien» des Neokatechumenats aus ganz Europa nach Rom gereist, darunter auch drei Gruppen aus Köln.

Der Name lehnt sich an die Einführung von Taufbewerbern
(«Katechumenen») in den christlichen Glauben an. Die Mitglieder der Gemeinschaft sollen durch geistliche Übungen und Unterweisung in verbindlichen Gruppen über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren eine neue Erfahrung ihrer Taufe erhalten. Das Neokatechumenat wird in der Regel auf Einladung des Ortsbischofs tätig. Es unterhält zahlreiche eigene Priesterseminare.

2005 forderte der Vatikan die Mitglieder des Neokatechumenats auf, sich stärker in bestehende Pfarreistrukturen zu integrieren. Nach einer längeren Erprobungsphase genehmigte Benedikt XVI. im Juni 2008 die Statuten der Gemeinschaft.