Predigten mit deutschem Kommentar nachhören

Ostern in Rom

In einem festlichen Gottesdienst hat Papst Benedikt XVI. am späten Samstagabend der Auferstehung Christi von den Toten gedacht. Die mehrstündige Zeremonie war der religiöse Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im Vatikan. Alle Predigten der Kar- und Ostertage sind hier in Zusammenarbeit mit Radio Vatikan mit deutschem Kommentar nachzuhören.

 (DR)

Mit dem Kirchenoberhaupt begingen mehrere tausend Gläubige, darunter rund 30 Kardinäle und viele Bischöfe und Priester, die Feier der Osternacht im Petersdom.

Zu Beginn des Gottesdienstes entzündete Benedikt XVI. in der Vorhalle der Basilika die Osterkerze. In diesem Jahr war sie mit dem Symbol der Friedenstaube geschmückt. Die Kerzenflamme, die anschließend in einer Prozession in die dunkle Basilika getragen und an die Gläubigen weitergereicht wurde, versinnbildlicht den durch Christus besiegten Tod.

Bei den Taufbewerbern handelt es sich um fünf Frauen und einen Mann aus Italien, Kamerun, China, den USA und Peru. Sie erhalten im gleichen Gottesdienst die Firmung und nehmen zum ersten Mal an der Kommunion teil.

"Glaube ist eine Kraft des Friedens in der Welt"
In seiner Predigt betonte der Papst die Gemeinschaft aller Christen über jede räumliche, kulturelle und soziale Distanz hinweg.  "Getaufte, gläubige Menschen sind nie fremd füreinander", sagte Benedikt XVI. "Uns verbindet unsere tiefste Identität: Christus in uns." Der Glaube sei deshalb "eine Kraft des Friedens und der Versöhnung in der Welt".

Christus ziehe durch seine Auferstehung den Menschen aus dem Tod ins Leben, sagte der Papst. "Er führt uns durch das oft so dunkle Meer der Geschichte, in dessen Verwirrungen und Gefährdungen wir oft zu versinken drohen." In der Taufe nehme Christus den Menschen gleichsam an die Hand und leite ihn "durch das Rote Meer dieser Zeit" ins bleibende Leben. Nur der Auferstandene könne "die Wand der Andersheit durchschreiten, die ich und du voneinander trennt".

Benedikt XVI. rief alle Getauften auf, sich erneut Christus als dem "wahren Licht" zuzuwenden. "Das Dunkel kann zeitweise bequem erscheinen. Ich kann mich verstecken und kann mein Leben verschlafen", sagte der Papst. Nötig sei aber, gegen die innere Schwerkraft "selbst zu Kindern des Licht" zu werden.

Kreuzweg am Karfreitag
Mit einem Gottesdienst im Petersdom und dem traditionellen Kreuzweg am römischen Kolosseum hatte Papst Benedikt XVI. am Karfreitag mit Zehntausenden Gläubigen des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Die abendlichen Meditationen zu dem symbolischen Leidensweg Christi stammten in diesem Jahr von Hongkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun und sollten besonders auf verfolgte Katholiken in China hinweisen.

Unter Bezug auf den Papst-Brief an die chinesischen Katholiken vom vergangenen Sommer sprach die Meditation vom "Geheimnis des Bösen" und einer "finsteren Stunde der Verfolgung" für die Kirche in vielen Teilen der Welt. In den Gebeten ging es weiter um Religionsfreiheit und den Einfluss der Regierenden auf die Medien. "Erleuchte das Gewissen der Menschen in Machtpositionen, damit sie die Unschuld deiner Jünger erkennen. Gib ihnen den Mut, die Religionsfreiheit zu respektieren", lautete eine Bitte. Außerdem beteten die Gläubigen für die unterdrückten Christen um Ausdauer und Bekennermut.

Trotz kalten Regenwetters füllte eine Menge mit Schirmen und vielen brennenden Kerzen die Straßen rings um das antike Amphitheater. Rund 50 TV-Stationen weltweit übertrugen die nächtliche Feier live.

Erstmals nicht an der Spitze der Prozession
Erstmals begleitete Benedikt XVI. die Prozession nicht in voller Länge, sondern erwartete sie in einem Zeltpavillon auf dem Palatin-Hügel. Zur Begründung hieß es im Vatikan, der Papst wolle die Aufmerksamkeit nicht auf seine Person zu lenken. Zudem wolle der 80-Jährige angesichts der langen Liturgien der Kar- und Ostertage seine Kräfte schonen. Entgegen dem vorgesehenen Programm trat Benedikt XVI. auch auf den letzten drei Stationen nicht an die Spitze der Prozession; Grund war offenbar der starke Regen.

Zum Abschluss des Kreuzwegs wandte sich Benedikt XVI. persönlich an die Gläubigen. Er nannte Jesus die "Offenbarung der Liebe Gottes, die den Hass überwindet". Christus sei für die Menschheit gestorben, um sie von der Unkenntnis Gottes, vom Kreislauf des Hasses und der Gewalt und der Sklaverei der Sünde zu befreien. "Das Kreuz macht uns zu Brüdern und Schwestern", so der Papst. Für ihn gebe es keinen Unterschied der Rassen und Kulturen. Christus habe durch seinen Tod die Würde des Menschen wiederhergestellt und ihn zum Kind Gottes gemacht.

El-Kaida-Drohung "ernst"
Trotz der El-Kaida-Drohung gegen Benedikt XVI. rief das italienische Innenministerium keine zusätzliche Alarmstufe aus. Antiterror-Experten der Regierung hatten die jüngste Botschaft von Osama bin Laden in einer Sitzung am Freitagmorgen laut Medienberichten aber als "ernst und aktuell" eingestuft. Den Meldungen zufolge wurde der Bereich um Kolosseum schon seit Tagen von Spezialeinheiten überwacht.

Beim von Stille und Ernst geprägten Gottesdienst am Nachmittag im Petersdom kniete das Kirchenoberhaupt vor dem Kreuz und verharrte in schweigendem Gebet. Mit dem Papst nahmen zahlreiche Kardinäle, Bischöfe und Vertreter des Diplomatischen Corps an dem Wortgottesdienst und der Zeremonie der Kreuzverehrung teil. Im Lauf der Feier beteten Papst und Gläubige für die großen Anliegen der Kirche. Benedikt XVI. antwortete auf jede der Bitten mit dem lateinischen Gebet, das die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) erneuerte Liturgie vorsieht.

Auftakt: Gründonnerstag
Mit einer feierlichen Messe hatte Papst Benedikt XVI. am frühen Donnerstagabend des Letzten Abendmahls Jesu gedacht. Bei dem Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika wusch er zwölf Priestern die Füße, wie es Jesus laut Überlieferung bei seinen Aposteln tat. Als Zeichen der unverdienten Gemeinschaft mit Gott und als Beispiel für den Dienst am Nächsten sei die Fußwaschung charakteristisch für das Wesen des Christentums, erläuterte der Papst.

Der Papst betonte in der Feier zum Letzten Abendmahl Jesu, die Größe Gottes bestehe "im Abstieg, in der Demut des Dienstes, in der Radikalität der Liebe bis zur völligen Selbstentäußerung".

Der christliche Glaube sei "mehr und Anderes" als Moralismus, betonte Benedikt XVI. Am Anfang des Christentums stehe nicht die moralische Fähigkeit des Menschen, sondern das Geschenk Gottes. Zugleich rief der Papst zu Umkehr und Buße auf. Trotz ihrer Taufe müssten sich Christen immer wieder durch die Beichte und das Sakrament der Versöhnung von täglichen Sünden reinigen.

Das Kirchenoberhaupt warnte vor Halbwahrheiten und Lügen, die die Seele kontaminierten und den Menschen zum Wahren und Guten unfähig machten: "Tag für Tag werden wir gleichsam von vielfältigem Schmutz bedeckt, von leeren Worten, Vorurteilen, verkürzter und verfälschter Weisheit." Demgegenüber seien die Worte Jesu im Evangelium eine "Reinigung der Seele, des inneren Menschen", so Benedikt XVI.

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