Italiens Rabbiner protestieren gegen Karfreitags-Fürbitte - Kardinal Kasper: "Keine Judenmissionierung"

Denkpause im Dialog

Als Antwort auf die geänderte vorkonziliare Karfreitagsfürbitte für die Juden hat die Italienische Rabbinerversammlung das Gespräch mit der katholischen Kirche auf Eis gelegt. Es sei eine "Denkpause im Dialog" nötig, erklärte Rabbiner-Präsident Giuseppe Laras. Ohne eine Klärung sei es "absolut nutzlos", die Gespräche fortzuführen. Zuvor hatte Kurienkardinal Kasper versucht, die Wogen zu glätten.

 (DR)

Die Voraussetzungen für einen Dialog seien hinfällig, weil mit der erneuerten Fürbitte für Gottesdienste im tridentinischen Ritus das Ziel legitimiert werde, die Juden zum Katholizismus zu bekehren, hieß es in einer Stellungnahme der Rabbinerversammlung. Auch in der neuen Fassung würden Juden als verblendet gegenüber der Wahrheit hingestellt, wobei dies auf eine "nur scheinbar weniger deutliche Art" geschehe.

Anlass der Kritik ist die am Dienstag vom Vatikan veröffentlichte Neufassung der Fürbitte, die künftig in Karfreitagsgottesdiensten nach der sogenannten außerordentlichen Form von 1962 gebetet werden soll. Darin heißt es: "Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchtet, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen." Und weiter betet die Gemeinde: "Allmächtiger ewiger Gott, der du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in deine Kirche ganz Israel gerettet wird."

Mit der neuen Fassung des lateinischen Textes wird die bereits 1962 entschärfte Fürbitte nochmals theologisch angepasst. Im alten Formular von 1962 war immer noch von einer "Verblendung jenes Volkes" die Rede, das aus seiner "Finsternis entrissen" werden sollte.

Kurienkardinal Walter Kasper hatte im Vorfeld die neue Karfreitagsfürbitte für die lateinische Messe gegen jüdische Kritik verteidigt. Die Textpassage enthalte keine Aufforderung zur Bekehrung von Juden, betonte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Das Gebet für die Karfreitagsliturgie stamme aus dem Römerbrief des Apostels Paulus und drücke die Hoffnung aus, dass "am Ende der Geschichte auch das Volk Israel in die Kirche eintritt".

Die Karfreitagsfürbitte äußere eine "Hoffnung und nicht den Vorsatz", unter Juden Mission zu treiben, betonte der Kurienkardinal, der auch für den Dialog mit dem Judentum zuständig ist. Kasper wies zugleich darauf hin, dass das Judentum Gebetstexte kenne, "die uns Katholiken nicht gefallen". Beide Religionsgemeinschaften müssten sich auch bei solchen Differenzen gegenseitig respektieren. "Ich verstehe nicht, warum die Juden nicht akzeptieren können, dass wir bei der Formulierung der Gebete unsere Freiheit nutzen."

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