Papst: Neujahrsempfang für Diplomaten

Frieden ist nicht nur ein Wort

Papst Benedikt XVI. hat verstärkte Friedensinitiativen in den Kriegs- und Krisenregionen der Welt gefordert. Vor den Botschaftern der 176 beim Heiligen Stuhl akkreditierten Staaten beklagte er am Montag beim Neujahrsempfang die anhaltende Gewalt im Irak. Sehen Sie hier ein Video über die Veranstaltung.

 (DR)

Besorgt äußerte sich das Kirchenoberhaupt über die Lage im Nahen Osten sowie über die jüngsten Entwicklungen in Kenia, Somalia und der Demokratischen Republik Kongo. Gleichzeitig begrüßte Benedikt XVI. die Entscheidung der Vereinten Nationen für ein Moratorium zur Todesstrafe. Bei der traditionellen Audienz zum Jahresbeginn in der Sala Regia des Apostolischen Palastes überbrachten die Botschafter dem Papst die Wünsche ihrer Länder.

"Frieden ist nicht nur ein einfaches Wort oder eine illusorische Erwartung", sagte der Papst in seiner auf Französisch gehaltenen Ansprache. "Frieden ist eine Verpflichtung und ein Lebensstil, der die berechtigten Interessen aller Menschen befriedigt wie etwa den Zugang zu Nahrung, Wasser, Energie, zu Medizin und Technologie, aber auch die Kontrolle des Klimawandels."

Christliche Wurzeln nicht leugnen
Unter Hinweis auf den Vertrag von Lissabon sagte der Papst, das gemeinsame "Haus Europa" müsse auf einem soliden kulturellen Fundament und auf moralischen Werten errichtet werden. Der Kontinent dürfe seine christlichen Wurzeln nicht leugnen. In seiner politischen "tour d'horizon" ging Benedikt XVI. nach den Krisenherden in Afrika und Asien einschließlich Afghanistans und Pakistans auch auf die Lage auf dem Balkan ein. Das Statut für das Kosovo müsse den legitimen Erwartungen aller Betroffenen Rechnung tragen, ihnen Sicherheit und Achtung ihrer Rechte bieten und das "Gespenst von Gewalt und Konfrontation endgültig vertreiben".

Zugleich rief Benedikt XVI. die internationale Gemeinschaft zu einem "globalen Einsatz für die Sicherheit" auf. Alle unterzeichneten Vereinbarungen müssten auch angewandt werden, um Terroristen den Zugang zu Massenvernichtungswaffen zu verwehren. Das Prinzip der Nichtverbreitung von Nuklearwaffen muss nach Meinung des Kirchenoberhauptes gestärkt werden.

Benedikt XVI. begrüßte die Entscheidung Nordkoreas, sein nukleares Waffenprogramm herunterzufahren, und ermutigte zu diplomatischen Bemühungen und vertrauensvollen Verhandlungen, um das Problem des iranischen Nuklearprogramms zu lösen.

Interreligiöser Dialog für Frieden und Menschenwürde
Als wichtigen Beitrag für einen gerechten Frieden bezeichnete Benedikt XVI. den interkulturellen und interreligiösen Dialog. Dieser müsse auf Gegenseitigkeit basieren und den Einsatz für Menschenwürde, Gemeinwohl, Frieden und Entwicklung fördern. Der Vatikan und die katholische Kirche weltweit träten nach Kräften für das Prinzip der Menschenrechte ein.

Dazu gehört nach den Worten des Papstes das Recht auf Leben, das in allen Kontinenten ständigen Attacken ausgesetzt sei. Dazu gehöre auch der Schutz und die Förderung der Familie, die auf die Ehe von Mann und Frau gründe. Weiter schließe es den moralischen Gebrauch von Forschung von Wissenschaft insbesondere im Bereich der Bioethik ein. Als unveräußerlich bezeichnete der Papst das Recht auf Religionsfreiheit.