Papst und Vatikan stehen 2008 vor umfangreichem Arbeitsprogramm

Drei Auslandsreisen, eine Enzyklika und diplomatische Probleme

Das neue Jahr hält einen vollen Terminkalender für Papst Benedikt XVI. bereit. Höhepunkt ist sicherlich der Weltjugendtag in Australien. Eine halbe Million Teilnehmer werden im Juli im australischen Sydney erwartet. Aber auch die USA, Lourdes und mehrere italienische Städte bereiten sich auf Papstbesuche vor. Zudem werden, wie im vergangenen Jahr, auch 2008 wichtige Schriftstücke des Heiligen Vaters erwartet: die Globalisierungs-Enzyklika und der zweite Teil des Jesus-Buches, dem Mega-Bestseller von 2007.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Die größte Kirchenveranstaltung des Jahres findet nicht im Vatikan oder in Rom, sondern auf dem Kontinent mit der geringsten Katholikenzahl statt: Eine halbe Million Teilnehmer werden im Juli zum Weltjugendtag im australischen Sydney erwartet - auch Papst Benedikt XVI. Ob und wo das Kirchenoberhaupt seine Anreise von 20.000 Kilometern zu Zwischenstopps unterbricht, ist noch offen - vielleicht in Korea oder auf den Philippinen.

Das hängt wohl auch von den Kontakten zur Volksrepublik China ab. Nach dem Papstbrief an die dortigen Katholiken 2007 bewegt sich offenbar etwas zwischen Peking und Rom. Die jüngsten Bischofsernennungen, bislang ein Hauptstreitpunkt, erfolgten auffallend einvernehmlich.

Bereits im Frühjahr steht die wichtigste politische Papstrede des Jahres an. Vom 15. bis 20. April reist Benedikt XVI. in die USA. An seinem 81. Geburtstag, dem 16. April, besucht er das Weiße Haus in Washington; am Tag danach spricht er in New York vor den Vereinten Nationen. Eine "gemeinsame Veranstaltung" mit dem Jüdischen Weltkongress kommt nicht zustande - zum Leidwesen beider Seiten: Die päpstliche New-York-Etappe fällt auf den Sabbat und das Pessah-Fest.

Voraussichtlich im Herbst fährt der Papst zu den 150-Jahr-Feiern im französischen Wallfahrtsort Lourdes. Ob er dann auch den Einladungen zu einer Rede vor dem Europaparlament in Straßburg oder von Staatspräsident Nicolas Sarkozy nach Paris folgt, ist noch offen. Mindestens drei Reisen unternimmt Benedikt XVI. als "Primas Italiens". Mitte Mai geht es nach Ligurien, Savona und Genua - auch zur Rückenstärkung für den dort residierenden und noch etwas profilarmen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco. Einen Monat später, am 14. und 15. Juni, besucht der Papst Apulien, Anfang September Sardinien.

Außer den Italien- und Auslandsreisen sind 2008 zwei große Dokumente aus dem Päpstlichen Appartement zu erwarten. Die lehramtliche Enzyklika über die Globalisierung - mit Aktualisierungen zur katholischen Soziallehre - war eigentlich noch vor dem jüngsten Schreiben zum Thema Hoffnung erwartet worden. Zudem soll auch der zweite Teil des eher privaten Jesus-Buches von Joseph Ratzinger erscheinen, das sicher wieder die Bestsellerlisten stürmen wird.

Neben Kirchenleitung und Glaubensverkündigung werden Benedikt XVI. und die römische Kurie auch 2008 diplomatische Akzente setzen. Für den kommenden Montag hat der Papst die Botschafter der 176 beim Vatikan akkreditierten Staaten zum Neujahrsempfang eingeladen. Seine politische Grundsatzrede dürfte bereits Bezug auf den UN-Besuch nehmen. Zudem gehört der Brückenschlag zu China zu den großen Aufgaben der Vatikan-Diplomaten.

Diese werden mit besonderem Augenmerk auch die Entwicklung im Heiligen Land verfolgen. Mit Israel treten die schon 1993 vereinbarten Verhandlungen über Rechts- und Wirtschaftsfragen noch immer auf der Stelle. Neues Ungemach bereiten die Visa-Vorschriften, die katholischen Geistlichen die Bewegungsfreiheit im Heiligen Land erheblich erschweren. Daher wurde die ursprünglich für 2008 geplante Papstreise nach Jerusalem und Bethlehem erst einmal verschoben. Benedikt XVI.
legt Wert darauf, dass seine Besuche jenseits von politischen Interessen auch Hoffnungsperspektiven für die Christen der Region beinhalten.

Auf dem Programm stehen auch intensivere Kontakte mit dem Islam. Kurz vor Weihnachten sagte der jordanische Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal, Initiator des Briefs der 138 Islam-Gelehrten an christliche Führer, einer Gesprächseinladung von Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone zu. Eine Vorbereitungsdelegation wird im Frühjahr im Vatikan erwartet. Wie es aussieht, erlebt das Jahr dann auch noch ein muslimisch-katholisches Gipfeltreffen, das Beobachter schon jetzt als historisch einstufen.