Starkes Echo auf neue Papst-Enzyklika

"Klare Botschaft an Christen"

Die neue Papst-Enzyklika "Spe salvi" über die Hoffnung hat in der italienischen Presse ein starkes Echo ausgelöst. Alle großen Blätter brachten das Thema als Anreißer auf der Titelseite ihrer Samstagausgabe. - Am Sonntag besuchte der Papst ein Krankenhaus bei Rom und rief die Kranken dazu auf, die Enzyklika zu lesen.

 (DR)

Die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" druckte das am Freitag veröffentlichte, zweite große Lehrschreiben Benedikts XVI. vollständig auf Latein ab.

"Wieder einmal ist dieser Papst einer, der überrascht", so die in Mailand erscheinende Tageszeitung "Il Giornale". Benedikt XVI. belasse es nicht bei seiner "unbarmherzigen und realistischen Analyse" falscher Fortschrittsmythen und der marxistischen Utopie. "Er versteht es, genau die Denkströmungen zu lesen und zu bewerten, die schon seit Jahrzehnten über das Scheitern jener Verheißungen reflektierten und weiterhin nach einer Antwort suchen. Die Antwort von Benedikt XVI. kann nur das Evangelium sein: Der Himmel ist nicht leer, es gibt ein persönliches Wesen, das Vernunft und Liebe ist."

Weiter schrieb das Blatt: "Mit dem Schreiben 'Spe salvi' richtet der Papst eine sehr klare Botschaft an die Christen. Sie dürfen nicht nur an die Rettung ihrer Seelen denken und so tun, als gäbe es nicht die Erwartungen, die Zweifel, die Dramen, die Suche, die sie umgeben. Alles im Christentum ist Beziehung: zwischen Gott und Mensch, zwischen den Menschen untereinander."

Kritik an katholischer Engführung
"La Repubblica" in Rom hingegen verstand die Enzyklika so: "Die Hoffnung kommt von Gott, dem christlichen Gott, genauer dem katholischen. Die Konfrontation ist die zwischen katholischer Kirche und westlichen Atheisten. Dass Milliarden Zeitgenossen an Erlösungen glauben können, die sie von einem anderen Transzendenten erwarten, wird nicht einmal in Erwägung gezogen."

Die Zeitung fuhr fort: "Den Andersgläubigen bleibt nichts, als zu hören; die Vorstellung, dass die Kirche - wie es das Zweite Vatikanische Konzil mit 'Gaudium et spes' nahelegt - auch von der Welt lernen könnte, ist ausgeblendet", kritisierte "La Repubblica".

"Starke Worte" über christliche Selbstkritik
Auch der in Mailand herausgegebene "Corriere della Sera" rückte die Auseinandersetzung der Enzyklika mit dem Sinnstiftungsanspruch von Aufklärung, Marxismus und Naturwissenschaft in den Mittelpunkt seiner Analyse. "Mit der gewohnten Genauigkeit widerlegt der Theologen-Papst jenen Anspruch und bekräftigt: 'Der Mensch braucht Gott, sonst ist er hoffnungslos.'" Zugleich betonte das Blatt die von Benedikt XVI.
verlangte Selbstkritik des neuzeitlichen Christentums, das - so die Enzyklika - "den Radius seiner Hoffnung verengt und auch die Größe seines Auftrags nicht genügend erkannt" habe. "Starke Worte für einen Papst", kommentierte der "Corriere".

Der "Osservatore Vaticano" nannte in einem Leitartikel das Papst-Schreiben "klar und anspruchsvoll". "Wie kann man leben? Wie ist es möglich, dass 'wir unsere Gegenwart bewältigen', die oft von Verlust und Leiden geprägt ist? Wie jeden Tag die Mühe des Lebens ertragen? Auf diese Fragen, die das Herz jeder Frau und jedes Mannes unserer Zeit bewegen, will die zweite Enzyklika von Benedikt XVI. antworten." Ihre Lektüre sei fruchtbringend für jeden, "der über Hoffnung lesen und meditieren will", betonte Chefredakteur Giovanni Maria Vian.

Papst: Kranke sollen im Advent Hoffnung schöpfen
Am Sonntag rief Papst Benedikt XVI. die Kranken im Advent zu Hoffnung und Zuversicht auf. Durch die Ankunft Christi als Retter werde selbst unerträglich scheinendes Leiden "ohne aufzuhören, Leid zu sein, dennoch zu Lobgesang", sagte der Papst am Sonntag bei einem Gottesdienst im römischen Malteser-Krankenhaus San Giovanni Battista. Er lud die Kranken zur Lektüre seiner neuen Enzyklika "Spe salvi" (Auf Hoffnung hin sind wir gerettet) ein. Dort könnten sie "die Gründe für jene verlässliche Hoffnung finden, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können, auch eine mühsame Gegenwart", betonte der Papst.

Benedikt XVI. besuchte nach der Messe Patienten des Krankenhauses. Die Klinik im Stadtteil Magliana im Südwesten Roms ist auf die Behandlung von Erkrankungen des Zentralnervensystems spezialisiert. Unter anderem betreibt sie eine Aufwachstation für Koma-Patienten.

Ärzte und Pflegepersonal rief der Papst auf, in jedem Kranken "Christus zu erkennen und ihm zu dienen". Die Kranken und ihre Angehörigen ermunterte er, in Christus Halt und Trost zu suchen. "In der Krankheit besucht uns Gott auf geheimnisvolle Weise, und wenn wir uns seinem Willen überlassen, können wir die Macht seiner Liebe erfahren", sagte er. Nur Gott könne feste Hoffnung schenken. "Wir brauchen die kleineren oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten." Sie reichen jedoch nicht aus "ohne die große Hoffnung, die alles andere überschreiten muss".