Papst veröffentlicht zweite Enzyklika

"Gerettet in der Hoffnung"

"Deus Caritas est" (Gott ist die Liebe) war Anfang 2006 der Titel seiner ersten Enzyklika. Nun legt Papst Benedikt XVI. nach. Heute veröffentlicht er sein zweites Lehrschreiben "Spe salvi" (Gerettet in der Hoffnung). Im Mittelpunkt soll diesmal der Begriff der Hoffnung stehen. Vielleicht folgt schon bald eine dritte Enzyklika.

 (DR)

Keine unfehlbaren Lehrentscheidungen
Es wird erwartet, dass sich der Papst unter dieser Perspektive zu gesellschaftlichen Grundhaltungen, etwa eine verbreitete Zukunftsangst, Nihilismus und Relativismus, äußern wird. Laut dem Vatikan-Experten der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Freitag), der Einzelheiten über das Dokument erfahren haben will, ruft der Papst angesichts der aktuellen Notlagen weltweit zu Hoffnung aus dem Glauben auf.

Beobachter rechnen damit, dass Benedikt XVI. bald noch eine weitere Enzyklika veröffentlicht, die sich mit sozialer Gerechtigkeit in der Globalisierung befassen soll. Eine Enzyklika ist ein päpstliches Lehrschreiben.

Es ist an die katholische Weltkirche, gelegentlich auch an "alle Menschen guten Willens", also auch Nichtkatholiken, gerichtet. Enzykliken beanspruchen ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Auch wenn die darin vertretenen Meinungen keine unfehlbaren Lehrentscheidungen des Papstes im dogmatischen Sinne darstellen, werden sie in der katholischen Kirche als Ausdruck seiner obersten Lehrgewalt verstanden.

Symbolträchtiges Datum
An dem Text der Enzyklika hat Benedikt XVI. offenbar während seines Sommerurlaubs in den Dolomiten im Juli gearbeitet, ebenso wie an dem zweiten Teil seines Jesus-Buchs. Symbolträchtig ist das Vorstellungsdatum: Das Andreasfest am 30. November ist das Patronatsfest der orthodoxen Kirche von Konstantinopel. Die Terminwahl kann daher als Reverenz an die Ostkirchen verstanden werden, gegenüber denen Benedikt XVI. besonders um Verständigung bemüht ist. Seine erste Enzyklika, "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe), hatte der Papst am Weihnachtstag 2005 unterschrieben; publiziert wurde sie einen Monat später am 25. Januar 2006.

Benedikt XVI. hat in seinen bisherigen Reden und Äußerungen immer wieder auf den biblischen Kernbegriff der Hoffnung Bezug genommen. So rief er bei seinem Besuch in Neapel am 21. Oktober unter diesem Begriff zu sozialer Veränderung auf. Bei anderen Anlässen beklagte er, dass die "Tugend der Hoffnung" gegenwärtig auch unter Gläubigen einer harten Prüfung unterzogen werde.

Bei einer Pressekonferenz im Vatikan werden heute der emeritierte päpstliche Haustheologe Kardinal Georges Marie Martin Cottier und der Bibelwissenschaftler Kardinal Albert Vanhoye den Text von "Spe salvi" erläutern. In Enzykliken nehmen die Päpste vornehmlich zu theologischen, moralischen oder sozialen Fragen Stellung. Die meist lateinischen Anfangsworte gelten als Titel des Textes. Der Begriff Enzyklika stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Rundschreiben".