Papst Benedikt XVI. feiert 81. Geburtstag im Weißen Haus - Bush freut sich

Ein Schelm, wer da an Wahlkampf denkt

Papst Benedikt XVI. besucht Mitte April New York und Washington. Nach Angaben des Apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Pietro Sambi, besucht das Kirchenoberhaupt vom 15. bis 20. April neben dem Weißen Haus im Washington auch den Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York sowie Ground Zero, den Ort der Terroranschläge vom 11. September 2001. An seinem 81. Geburtstag, dem 16. April, wird Benedikt XVI. nach Sambis Angaben offiziell im Weißen Haus empfangen. Die Präsidentschaftswahlen finden im Herbst statt.

 (DR)

Es ist die erste Papstreise Benedikt XVI. in die Vereinigten Staaten. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) besuchte die USA sieben Mal und sprach 1979 und 1995 zwei Mal vor den Vereinten Nationen. Auch Paul VI. hielt dort 1965 eine historische Rede.

Am Nachmittag des Geburtstages ist eine Ansprache des Papstes an die US-Bischöfe vorgesehen. Am 17. April stehen ein Gottesdienst im Baseball-Stadion von Washington, ein Treffen mit den Leitern kirchlicher Bildungseinrichtungen sowie eine interreligiöse Begegnung im Johannes-Paul-II.-Zentrum in Washington auf dem Programm.

In New York richtet der Papst am Vormittag des 18. April im UN-Hauptquartier eine Ansprache an die Vollversammlung der Vereinten Nationen. Im vergangenen April hatte Benedikt XVI.
dafür eine Einladung von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon angenommen. Für den Nachmittag ist ein ökumenisches Treffen vorgesehen.

Solidaritätsgeste an Ground Zero
Am folgenden Tag, dem dritten Jahrestag seiner Papstwahl, feiert Benedikt XVI. eine Messe in der New Yorker St. Patrick's Cathedral. Am 20. April besucht das Kirchenoberhaupt Ground Zero, jenen Ort, an dem am 11. September 2001 die beiden Türme des World Trade Centers durch den Einschlag zweier entführter Passagierflugzeuge einstürzten. Der Papst will dort nach den Worten Sambis Solidarität zeigen "mit jenen, die dort gestorben sind, mit ihren Familien und mit allen, die sich ein Ende von Gewalt und die Errichtung des Friedens wünschen".

Das Ende seines sechstägigen Besuchs bildet am Nachmittag des 20. April eine große Messfeier im New Yorker Yankee Stadium. In früheren Meldungen war auch über Boston und Baltimore als mögliche Stationen der Papstreise spekuliert worden. Sambi erläuterte die päpstliche Reiseroute am Montag zur Eröffnung der Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore.

Bush freut sich
US-Präsident George W. Bush freut sich auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. "Der Präsident und Mrs. Bush erwarten bereits freudig, dass der Heilige Vater im kommenden Frühjahr erstmals Zeit in Washington und in den Vereinigten Staaten verbringt", erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, am Montag (Ortszeit) in Washington.

Enttäuscht von den Reiseplänen äußerten sich Vertreter mehrerer Organisationen für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Kirchenmitarbeiter. Benedikt XVI. habe eine "goldene Gelegenheit verpasst", bei seiner Reise auch Boston als das Zentrum des Skandals zu besuchen und damit ein Zeichen zu setzen, so ein Sprecher des Opfer-Netzwerks SNAP.

Kosten des Missbrauchs-Skandals
Der Skandal um sexuellen Missbrauch seit den 1950er Jahren war
2002 von Boston ausgegangen und löste eine landesweite Enthüllungswelle aus. Er kostete die katholische Kirche in den USA enormes Ansehen und politischen Einfluss. Der Bostoner Kardinal Bernard Law räumte damals ein, einschlägige Priester gedeckt und in andere Pfarreien versetzt zu haben, und trat von seinem Amt zurück. Durch Entschädigungszahlungen und Prozesskosten, die sich landesweit bislang auf weit über zwei Milliarden US-Dollar (Tageskurs: 1,37 Milliarden Euro) belaufen, gerieten mehrere Diözesen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit.

US-Bischöfe beraten Empfehlungen für Präsidentschaftswahlen
Die katholischen Bischöfe der USA beraten bei ihrer Herbstvollversammlung in Baltimore über Empfehlungen für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. Erwartet wird keine Parteinahme für einen bestimmten Kandidaten. Allerdings will die Konferenz einen Katalog moralischer Richtwerte für die Prüfung von Kandidaten erarbeiten. Seit 1970 veröffentlichen die katholischen Bischöfe zu jeder US-Präsidentenwahl einen Leitfaden für katholische Wähler.

In einem vorliegenden Entwurf heißt es mit Blick auf Abtreibung und Embryonenforschung: "Katholiken könnten sich entrechtet fühlen, wenn sie feststellen, dass keine Partei und zu wenige Kandidaten vollständig teilen, was die Kirche in ihrem Engagement für die Würde der menschlichen Person vertritt." Bei ihrer Entscheidung sollten sich die Wähler auf jeden Fall mehr von ihren moralischen Überzeugungen als von ihrer Anhängerschaft zu einer bestimmten Partei leiten lassen. Wo nötig, müsse man die eigene Partei verändern und formen, statt sich von der Partei in seinen Ansichten verformen zu lassen. - Eine Abstimmung über das Dokument wird für Mittwoch erwartet.

Kardinal George neuer Vorsitzender der US-Bischofskonferenz
Kardinal Francis George (70), Erzbischof von Chicago, ist neuer Vorsitzender der US-Bischofskonferenz. Er wurde am Dienstag mit 188 von 222 Stimmen zum Nachfolger von Bischof William Skylstad (73) von Spokane gewählt. Insgesamt stimmten 85 Prozent der US-Bischöfe für George. Er gilt als energische Führungspersönlichkeit und Hoffnungsträger der Bischofskonferenz, die insgesamt rund 67 Millionen US-Katholiken repräsentiert.

Die US-Kirche hatte in den vergangenen Jahren in Folge der Skandale um sexuellen Missbrauch an Einfluss in der US-Politik verloren. Auch George wurde mangelhafter Umgang mit sexuellem Missbrauch durch einen Priester vorgeworfen. Im Frühjahr 2006 hatte die Missbrauchsopfer-Organisation SNAP sogar seinen Rücktritt mit dem Vorwurf gefordert, nicht energisch genug gegen einen belasteten Priester vorgegangen zu sein. Der Kardinal entschuldigte sich mehrfach für sein Vorgehen.

George wurde am 16. Januar 1937 geboren und 1990 zum Bischof geweiht. 1998 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Vor seiner Berufung nach Chicago 1997 war er Erzbischof von Portland in Oregon und Bischof von Yakima im Bundesstaat Washington. Als Generalvikar seines Ordens, der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, arbeitete George von 1974 bis 1986 in Rom. Experten erwarten von ihm eine Stärkung und bessere Vernetzung der Institution.

Kommunionverweigerung für katholische Politiker
Die Frage einer Kommunionverweigerung für katholische Politiker, die von der Lehre der Kirche abweichen, behandeln die Bischöfe in dem Leitfaden nicht, wie der Vorsitzende des Innenausschusses der Bischofskonferenz, Bischof Nicholas DiMarzio von Brooklyn, am Montag (Ortszeit) mitteilte. Das Dokument richte sich an katholische Wähler und nicht an katholische Politiker.

In den vergangenen Wochen hatte der Erzbischof von St. Louis, Raymond Burke, angekündigt, er würde dem derzeit in Umfragen vorne liegenden Präsidentschaftsanwärter der Republikaner und früheren Bürgermeister von New York, Rudolph Giuliani, die Kommunion verweigern, weil er für ein Recht auf Abtreibung eintrete. Auch im Präsidentschaftswahlkampf von 2004 hatte die Frage eine größere Rolle gespielt.