Papst: Glaube und Alltagsleben müssen im Einklang stehen

Erinnern an Johannes Chrysostomus

Christlicher Glaube und Alltagsleben müssen nach den Worten von Papst Benedikt XVI. im Einklang stehen. Der Glaube brauche einen "klaren Verstand und ein offenes Herz", sagte er am Mittwoch bei seiner Generalaudienz im Vatikan. Im Mittelpunkt der Ansprache des Papstes vor rund 40.000 Gläubigen auf dem Petersplatz stand der heilige Kirchenvater Johannes Chrysostomus, dessen 1600. Todestag vor kurzem begangen wurde.

 (DR)

Chrysostomus habe sich zunächst als Mönch und Einsiedler und später als Bischof von Konstantinopel um eine möglichst vollkommene, radikale Christus-Nachfolge bemüht, sagte der Papst in seiner Predigtreihe über große Gestalten der frühen Kirchengeschichte. Er habe zahlreiche Schriften hinterlassen, darunter 700 Predigten, 241 Briefe und 14 systematische Werke.

Johannes Chrysostomus habe als berühmter Prediger die Gläubigen auf ihrem Weg des menschlichen und religiösen Wachsens begleitet, betonte Benedikt XVI. in seiner in elf Sprachen gehaltenen Ansprache. Es gehe darum, Verstand und Willen gleichermaßen zu erleuchten, damit sie das Rechte erkennen und es dann auch im Tun übersetzen können.

Der Papstes im Wortlaut
"Liebe Brüder und Schwestern!
Unsere Mittwochskatechesen wollen wir heute mit dem Kirchenvater Johannes Chrysostomus fortsetzen, dessen 1600. Todestag in diesem Jahr begangen wird. Der Beiname Chrysostomus heißt übersetzt „Goldmund" und weist auf die große Redebegabung dieses Heiligen hin. Unter seinem reichen Schrifttum finden wir über 700 Homelien, dazu 241 Briefe und 14 systematische Werke. Johannes wurde wohl um 349 in Antiochien, dem heutigen Antakya im Süden der Türkei, geboren. Zunächst von seiner frommen Mutter erzogen, erhielt er dann eine ausgezeichnete Bildung bei dem berühmten Rhetor Libanios. Nach seiner Taufe im Alter von etwa 19 Jahren entschloß er sich zum Eintritt in das Asketerion seiner Heimatstadt, einer Art Priesterseminar, wo besonders das Studium der Heiligen Schrift gepflegt wurde. Der junge Johannes Chrysostomus strebte nach einer möglichst vollkommenen, radikalen Nachfolge Christi gemäß den Weisungen des Evangeliums. Dieses Ideal suchte er mehrere Jahre lang als Mönch und Eremit zu leben. Eine Krankheit ließ ihn schließlich erkennen, daß seine Berufung nicht in der Abgeschiedenheit, sondern im Dienst des Seelsorgers in der Welt bestand. Als berühmter Prediger war es ihm ein Anliegen, die Gläubigen auf ihrem Weg des menschlichen und religiösen Wachstums zu begleiten. Er erinnerte daran, daß Glaube und alltägliches Leben im Einklang stehen müssen.

Herzlich heiße ich alle Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum willkommen. Besonders begrüße ich die vielen Jugendlichen. Liebe Freunde, der Glaube braucht einen klaren Verstand und ein offenes Herz! Mit seinem Glaubenszeugnis trägt jeder Getaufte dazu bei, daß auch seine Mitmenschen das ewige Heil finden. Der Heilige Geist stärke euch, damit ihr diesen Auftrag erfüllen könnt. Eine gesegnete Zeit euch allen hier in Rom!"