Kardinal erwartet vom Papstbesuch eine Ermutigung für Christen

"Feier des Glaubens"

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn erwartet vom Papstbesuch in Österreich "eine Ermutigung zum Glauben". "Ich denke, das Entscheidende bei so einem Besuch ist nicht das, was man in Zahlen messen kann, sondern was in den Herzen geschieht", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Donnerstag in Wien. Ein Kirchenoberhaupt, das so eindrucksvoll argumentiere wie Benedikt XVI., könne die Menschen in der Sinnhaftigkeit des Glaubens bestärken - in einer Zeit, "in der einem eingeredet wird, dass Glauben widersinnig und unsinnig ist", fügte der Kardinal hinzu.

Autor/in:
Petr Jerabek
 (DR)

Ein wichtiges Signal wird nach seiner Einschätzung vom stillen Gedenken des Papstes zusammen mit jüdischen Vertretern vor dem Mahnmal für die Opfer der Judenvernichtung ausgehen. "Wien hat viel mit der Unheilsgeschichte des 20. Jahrhunderts zu tun, und es ist deswegen angebracht, gerade hier in stillem Gedenken zu verweilen", sagte Schönborn. Es werde "eine stille Botschaft" sein, die "vielleicht mehr sagt als viele Worte".

Der Kardinal geht ferner davon aus, dass der Papst in Österreich "Wichtiges und Gewichtiges" zum Thema Europa sagen wird. Benedikt XVI. wird am Freitag zu einem dreitägigen Besuch in Österreich erwartet. Anlass der Visite unter dem Motto "Auf Christus schauen" ist die 850-Jahr-Feier des steirischen Wallfahrtsorts Mariazell.

Dort wird der Papst am Samstag mit rund 70 Bischöfen aus ganz Mitteleuropa und etwa 33 000 Gläubigen einen Freiluftgottesdienst feiern. Weitere Stationen sind Wien und das Zisterzienserkloster Stift Heiligenkreuz im Wienerwald. 1700 Medienvertreter aus aller Welt haben sich akkreditiert, um über das Ereignis zu berichten.

Schönborn sagte, Österreich sei "sehr geehrt", dass der Papst "das kleine Land im Herzen Europas" als Ziel seiner einzigen europäischen Auslandsreise in diesem Jahr ausgewählt habe. Zugleich wies der Kardinal die Kritik zurück, der Papstbesuch sei "Eventkatholizismus". "Gehört Feiern nicht zum Leben? Und ein Fest ist ein Event. Das gehört dazu für eine Familie, für eine Gemeinschaft - und auch für die Kirche", argumentierte der Kardinal. Der Papstbesuch werde eine "Feier des Glaubens" sein.

Dass die erste Station des Papstbesuchs in Wien die Mariensäule auf dem Platz Am Hof sei, bezeichnete Schönborn als ein "Zitat" aus der Bayern-Reise von Benedikt XVI. und als "Referenz dem bayerischen Papst gegenüber". In München habe der Heilige Vater seinen Besuch an der Mariensäule auf dem Marienplatz begonnen.

Schönborn widersprach Gerüchten, Benedikt XVI. sei krank. Der Papst habe am Vortag ein paar Stimmprobleme gehabt, "dass er daraus gleich zu einem schwer kranken Mann gemacht wird, ist vielleicht ein bisschen eine journalistische Übertreibung", sagte der Kardinal. Es könne daher auch keine Rede davon sein, dass die Ansprachen des Papstes gekürzt würden.