100. Generalaudienz von Benedikt XVI.

Jubiläum im Vatikan

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch die 100. Generalaudienz seines Pontifikats gehalten. Insgesamt kamen rund 2,2 Millionen angemeldete Pilger und Besucher aus aller Welt zu den jeweils mittwochs organisierten Begegnungen mit dem Kirchenoberhaupt, wie der Vatikan bekannt gab. Zu den 32 Generalaudienzen nach seiner Wahl im Jahr 2005 seien 810.000 Gläubige gekommen, bei den 45 Treffen 2006 waren es eine Million und bei den 23 Großaudienzen dieses Jahres rund 440.000.

 (DR)

In der Statistik sind allerdings nur die angemeldeten Teilnehmer erfasst, die tatsächlichen Zahlen liegen bedeutend höher. Die Audienzen finden - je nach Witterung und nach Zahl der Besucher - auf dem Petersplatz oder in der vatikanischen Audienzhalle statt, gelegentlich auch zusätzlich im Petersdom. Der Zugang ist für jedermann frei. Die vom Vatikan kostenlos ausgegebenen Eintrittskarten dienen der organisatorischen Erfassung und Planung sowie der Steuerung der Besucherströme; zudem garantieren sie einen Sitzplatz im vorderen Teil des Veranstaltungsraums.

Die wöchentlichen Generalaudienzen gehören auch für Benedikt XVI.
zu den Pflichtterminen. Sie werden nur in Ausnahmefällen absagt, etwa während seines zweiwöchigen Sommer-Bergurlaubs oder während der vatikanischen Fastenexerzitien.

Göttlichkeit Jesu nicht leugnen
In seiner theologischen Ansprache zur Mittwochs-Generalaudienz hat Benedikt XVI. vor der "Versuchung für die Christen" gewarnt, die Göttlichkeit Jesu zu bestreiten.
Der Papst verglich diese Haltung mit der Irrlehre des Arianismus aus dem vierten Jahrhundert. Dieser sah Christus nicht als wesensgleich mit Gott an, sondern betrachtete ihn als dessen Geschöpf und damit ihm untergeordnet. Demgegenüber müssten Christen auch heute "glaubwürdige Zeugen für Jesus als wahrer Gott und wahrer Menschen" sein, so der Papst.

In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte Benedikt XVI. den Kirchenvater Cyrill der von 348 bis 387 Bischof von Jerusalem war. Cyrill sei zwar selbst durch seine Verbindungen zu arianischen Bischöfen unter Häresieverdacht geraten, habe aber mit seiner Rolle auf dem Konzil von Konstantinopel (381) einen "Beweis seiner Rechtgläubigkeit" angetreten.

So würdigte Benedikt XVI. die überlieferten Predigten Cyrills an erwachsene Taufbewerber und Neugetaufte als "wunderbare Ausführungen über das in der Taufe empfangene Geschenk des neuen Lebens in Christus und über das von Gott gewirkte Heil".

Der Papst im Wortlaut
"Unsere heutige Katechese gilt dem heiligen Cyrill von Jerusalem. Er war von 348 bis 387 Bischof von Jerusalem, und sein Leben war geprägt von der pastoralen Sorge für die Gläubigen, aber auch von den damaligen theologischen Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche im Osten des Römischen Reiches. So wurde er dreimal in die Verbannung geschickt, zuletzt vom arianisch gesinnten Kaiser Valens. Weil Cyrill von Bischof Acacius von Cäsarea, einem Anhänger des Arianismus, die Bischofsweihe empfangen hatte, wurde auch er selbst zuweilen dieser Irrlehre verdächtigt. Cyrills Wirken und seine wichtige Rolle auf dem Konzil von Konstantinopel sind aber ein Beweis seiner Rechtgläubigkeit.

Berühmt sind die 24 Katechesen, die von Cyrill überliefert sind. In der einführenden Ansprache und den ersten 18 Katechesen, die an die Taufbewerber gerichtet sind, spricht der Jerusalemer Bischof über die rechte Vorbereitung auf die Taufe, über Umkehr und Buße und über den Glauben. Zugleich bietet er eine fortlaufende Erklärung der Artikel des Jerusalemer Glaubensbekenntnisses. Die letzten fünf sogenannten „Mystagogischen Katechesen" an die Neugetauften behandeln die Sakramente der Taufe, der Salbung (Firmung) und der Eucharistie sowie die Feier der Liturgie und das Vaterunser. Diese Homilien Cyrills sind eine wunderbare Katechese über das in der Taufe empfangene Geschenk des neuen Lebens in Christus und über das von Gott gewirkte Heil, das uns durch die Sakramente der Kirche zuteil wird.

Sehr herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher, die hier im Petersdom an der heutigen Generalaudienz teilnehmen. Ich freue mich über euer zahlreiches Kommen. Euer Besuch in Rom mit den Zeugnissen vieler Märtyrer und Heiliger wie auch die Erfahrung der Weltkirche stärke euch im Glauben und in der Gemeinschaft mit Christus und untereinander.
Auf die Fürsprache der heiligen Apostel Petrus und Paulus, deren hohes Fest wir in wenigen Tagen feiern, segne ich euch alle und auch eure Lieben."