Papst Benedikt XVI. konkretisiert Äußerungen seiner Brasilienreise

"Menschenrechte der Indigenen mit Füßen getreten"

Nach anhaltender Kritik hat Papst Benedikt XVI. seine Äußerungen zur Christianisierung Lateinamerikas nachgebessert. Vor Zehntausenden Christen auf dem Petersplatz erinnerte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch an Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen, die christliche Eroberer den Ureinwohnern des Kontinents zugefügt hätten. Die Menschenrechte der Indigenen seien mit Füßen getreten worden. Dies hätten auch christliche Missionare frühzeitig beklagt.
Zugleich betonte Benedikt XVI., die gebührende Erinnerung an die Verbrechen der Eroberer dürfe nicht verdecken, dass der katholische Glaube zum Fundament von Einheit und Identität der lateinamerikanischen Völker geworden sei.

 (DR)

Auf Italienisch sprach der Papst von "crimini ingiustificabili", von "nicht zu rechtfertigenden Verbrechen" der Kolonialmächte. Nach seiner Ansprache in Aparecida war kritisiert worden, der Papst habe die Christianisierung des lateinamerikanischen Kontinents zu positiv dargestellt. So hatte er unter anderem gesagt, die Völker Lateinamerikas hätten die Ankunft des Christentums unbewusst herbeigesehnt. Bei der Reflexion der Reise rückte Benedikt nun gerade:

"Gewiss, die Erinnerung an eine ruhmreiche Vergangenheit darf die Schatten nicht leugnen, die das Werk der Evangelisierung des lateinamerikanischen Kontinents begleiten: Es ist in der Tat unmöglich, das Leid und das Unrecht zu vergessen, das die Kolonialmächte den indigenen Bevölkerungsgruppen zugefügt haben, deren grundlegende Menschenrechte oft mit Füßen getreten wurden."

Nun habe die Kirche in Brasilien eine wichtige Aufgabe vor sich
"Brasilien ist ein großartiges Land. … Die Kirche muss nun alle spirituellen und moralischen Kräfte der Gemeinschaft mobilisieren und sich mit anderen guten Seelen des Landes vereinigen. Unter den positiven Elementen zählen sicherlich die Kreativität und die Fruchtbarkeit jener Kirche, in der ständig neue Bewegungen und neue Ordensgemeinschaften entstehen. … Ein weiterer Höhepunkt der Reise war ohne Zweifel das Treffen mit der Jugend; eine Hoffnung nicht nur für die Zukunft, sondern auch vitale Kraft für die gegenwärtige Kirche und Gesellschaft."

An die 50.000 Pilger waren auf dem Petersplatz; unter ihnen auch zahlreiche Gläubige aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ihnen sagte der Papst:
"Mit Freude grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Als Jünger Christi wollen wir alle Missionare der Liebe und der Hoffnung für unsere Mitmenschen und für die ganze Welt sein. Bitten wir den Herrn um seinen Geist, damit wir kraftvoll Zeugnis für seine Botschaft ablegen, die das wahre Leben schenkt. Gott geleite euch auf allen Wegen."