Angelus: Papst beklagt mangelnden Friedenswillen im Nahen Osten

"Vertrauensvolles, drängendes Gebet"

Papst Benedikt XVI. hat einen mangelnden Friedenswillen in Israel, den Palästinensergebieten und im Irak beklagt. Beim Angelusgebet sagte er am Sonntag auf dem römischen Petersplatz, er verfolge die Entwicklung in beiden Regionen «mit wachsender Sorge». Im Irak verursache blinde Gewalt schreckliche Massaker, so das Kirchenoberhaupt.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat einen mangelnden Friedenswillen in Israel, den Palästinensergebieten und im Irak beklagt. Beim Angelusgebet sagte er am Sonntag auf dem römischen Petersplatz, er verfolge die Entwicklung in beiden Regionen «mit wachsender Sorge». Im Irak verursache blinde Gewalt schreckliche Massaker, so das Kirchenoberhaupt. In Israel und den Palästinensergebieten habe der Konflikt sich in den vergangenen Tagen weiter dramatisch verschärft.


"Jeder Mensch ein Bruder"
In beiden Fällen seien «Gerechtigkeit und ein ernsthafter Friedenswille vonnöten, die leider nicht vorhanden sind». Niemand dürfe sich der Pflicht entziehen, zum Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens beizutragen, mahnte der Papst. Dies müsse im Bewusstsein geschehen, dass jeder Mensch unabhängig von seiner ethnischen Zugehörigkeit ein Bruder sei.

Benedikt XVI. im Wortlaut
"Ich verfolge die Ereignisse im Irak und im Heiligen Land mit wachsender Beunruhigung. Angesichts der blinden Gewalt auf der einen Seite, die Blutbäder anrichtet, und angesichts der drohenden Verschlimmerung der Krise auf der anderen Seite, die seit einigen Tagen noch dramatischer geworden ist, braucht es jetzt Gerechtigkeit und eine ernsthafte, glaubwürdige Verpflichtung zum Frieden - leider fehlt es daran. Darum bitte ich alle um vertrauensvolles, drängendes Gebet: Der Herr erleuchte die Herzen, und keiner möge sich von der Pflicht zurückziehen, ein friedliches Zusammenleben zu gründen und anzuerkennen, dass jeder Mensch, ganz gleich zu welchem Volk er gehört, ein Bruder ist."

Deutsche Ansprache Benedikt XVI.
"Einen frohen Gruß richte ich an alle deutschsprachigen Pilger und Besucher. Die Schriftlesungen des heutigen Sonntags handeln davon, daß Gott den Menschen zur Unsterblichkeit geschaffen hat. Leid und Tod haben nicht das letzte Wort über die Schöpfung. Dies wird deutlich am Wirken Jesu Christi. Er heilt Kranke und weckt Tote auf. Christus, der durch sein Leiden und Sterben den Tod überwunden hat, schenkt auch uns das neue Leben. Bleibt in Gemeinschaft mit dem Herrn; bei ihm haben wir das Leben in Fülle. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und eine gute Sommer und Ferienzeit!"

Religionsgipfel in Moskau
Der Papst erinnerte beim Angelus auch an den Religionsgipfel von Moskau in den nächsten Tagen, zu dem er eine Delegation geschickt hat. Er grüße den orthodoxen Patriarchen Alexei II. und alle Teilnehmer herzlich, so Benedikt; das Treffen in der russischen Hauptstadt belege, dass es einen gemeinsamen Willen zum Dialog der Zivilisationen gebe und eine "gemeinsame Suche nach einer gerechteren und friedlicheren Weltordnung". Die Christen hätten die Aufgabe, sich gegenseitig immer besser kennen und schätzen zu lernen, so der Papst weiter.