Heilige Messe vor einer Million Pilgern und Gedenken in Auschwitz am Sonntag

Besuch als Papst und "als Sohn des deutschen Volkes"

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag das ehemalige NS-Vernichtungslager Auschwitz besucht. Am Abschluss seiner viertägigen Polen-Reise durchschritt er das Lagertor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei". Er ging, teilweise geführt vom polnischen Staatspräsident Lech Kaczynski, durch die Straßen des Lagers und traf an der so genannten Todesmauer mit ehemaligen Häftlingen verschiedener Konzentrationslager zusammen.Tief verneigt betete er an der so genannten Todesmauer und stellte eine Kerze zum Gedenken an die Ermordeten auf.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag das ehemalige NS-Vernichtungslager Auschwitz besucht. Am Abschluss seiner viertägigen Polen-Reise durchschritt er das Lagertor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei". Er ging, teilweise geführt vom polnischen Staatspräsident Lech Kaczynski, durch die Straßen des Lagers und traf an der so genannten Todesmauer mit ehemaligen Häftlingen verschiedener Konzentrationslager zusammen.
Tief verneigt betete er an der so genannten Todesmauer und stellte eine Kerze zum Gedenken an die Ermordeten auf. Sichtlich bewegt drückte Benedikt XVI. jedem der 32 Überlebenden der Konzentrationslager, die zum Teil ihre Häftlingsuniform trugen, die Hand. Er wechselte einige Worte mit ihnen und küsste einen alten Mann auf die Wange. Anschließend stieg das Kirchenoberhaupt in die Todeszelle des heiligen Pater Maximilian Kolbe hinab, wo er ein Totengebet sprach.
Bei einer Gebetsveranstaltung in der Gedenkstätte von Birkenau hielt er ein Gebet in deutsch und eine Ansprache in italienisch, die domradio in der offiziellen vatikanischen Übersetzung aus dem Italienischen dokumentiert:

Friedensgebet: "Herr, Du bist der Gott des Friedens, Du bist der Frieden selbst. Ein streitsüchtiges Herz versteht Dich nicht, ein gewalttätiger Sinn kann Dich nicht fassen. Gib, dass alle, die in Eintracht leben, in Frieden verharren, und dass alle, die entzweit sind, sich wieder versöhnen. Darum bitten durch Christus unseren Herrn. Amen."

In seiner Rede zitierte der Papst aus Psalm 23, die Menschheit habe in Auschwitz-Birkenau eine "finstere Schlucht" durchschritten. Derartiges dürfe sich nicht wiederholen. Sich selbst bezeichnete Benedikt XVI. als Sohn eines Volkes, über das eine Schar von Verbrechern mit Lügen, Versprechungen, Terror und Einschüchterung Macht gewonnen habe. So habe es "zum Instrument ihrer Wut des Zerstörens" missbraucht werden können.
Auch heute stiegen wieder dunkle Mächte auf, betonte der Papst.
Gott werde zur Rechtfertigung blinder Gewalt gegen Unschuldige missbraucht. Gewalt stifte aber keinen Frieden, sondern rufe wieder nur Gewalt hervor. Das Gedenken dürfe nicht zum Hass führen, sondern solle den Menschen zur Einsicht bringen, das Böse als Böses zu erkennen und zu verneinen.

Krakau: Papst feiert Messe in Bischofsstadt seines Vorgängers
Als Höhepunkt seiner Polen-Reise hatte Papst Benedikt XVI. am Sonntag mit rund einer Million Menschen im Krakauer Blonie-Park eine Messe gefeiert. "Krakau, die Stadt Karol Wojtylas und Johannes Paul II., ist auch mein Krakau", sagte der Papst unter anhaltendem Beifall. Durch seinen Vorgänger fühlten sich unzählige Christen in der ganzen Welt mit Polen verbunden, betonte Benedikt XVI.
An dem Gottesdienst nahmen neben zahlreichen religiösen Würdenträgern auch Polens Staatspräsident Lech Kaczynski, Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz sowie der frühere Präsident und Solidarnosc-Führer Lech Walesa teil. Benedikt XVI.
appellierte erneut eindringlich an die Katholiken, standhaft im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu bleiben. Sie brauchten die Kraft aus dem Glauben, wie Johannes Paul II. ihn vorgelebt habe, heute mehr als in jeder anderen Epoche. Zugleich rief er die Polen zum Einsatz für Gerechtigkeit und Solidarität auf.

Gebet für Seligsprechung von Johannes Paul II.
Die Erinnerung an Johannes Paul II. hatte am Samstag den dritten Tag der Polen-Reise von Papst Benedikt XVI. bestimmt. Er sei in den Geburtsort Johannes Paul II. nach Wadowice gekommen, um gemeinsam mit der Bevölkerung darum zu beten, dass sein Amtsvorgänger "bald zur Ehre der Altäre erhoben wird", sagte ein sichtlich bewegter Benedikt XVI. am Samstag vor zehntausenden jubelnden Menschen. Er hoffe auf eine baldige Selig- und Heiligsprechung. Das kirchliche Verfahren dazu läuft seit knapp einem Jahr. Beobachter gehen von drei bis sechs Jahren Dauer aus.
Später am Tag besuchte Benedikt XVI. unter anderem zwei bedeutende Pilgerorte der Region, Kalwaria Zebrzydowska und Lagiewniki am Stadtrand von Krakau, denen Johannes Paul II. ebenfalls zeitlebens eng verbunden war, sowie die Krakauer Wawel-Kathedrale.

Appell an die Jugend: Verzicht auf Drogen
Am Samstagabend war Benedikt XVI. auf den Krakauer Blonie-Wiesen zu einer Begegnung mit rund 600.000 Jugendlichen zusammengekommen, die den Papst begeistert feierten. Der Papst hat dabei eindringlich an Polens Jugend appelliert, auf Drogen zu verzichten. "Ich bitte euch wie ein Vater. Es geht um euer Leben und um eure Freiheit. Lasst euch nicht von den Illusionen dieser Welt unterjochen."