Brauchtumsforscher über die Botschaft in Weihnachtsliedern

Eher fruchtbar oder furchtbar...?!

Singen gehört für viele zu Weihnachten dazu. Lieder wie "Stille Nacht", "In der Weihnachtsbäckerei" oder "O du fröhliche" stimmen auf die Weihnachtszeit ein. Aber wie viel der Weihnachtsbotschaft steckt eigentlich in diesen Liedern?

Kinder singen Weihnachtslieder / © Imcsike (shutterstock)
Kinder singen Weihnachtslieder / © Imcsike ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wieviel der Botschaft vom Fest der Christen muss denn für Sie in einem Weihnachtslied stecken?

Prof. Manfred Becker-Huberti (Brauchtumsexperte): Das kommt darauf an, wozu ich das Lied brauche und in welcher Situation ich es singe. Wenn ich mich an der Krippe aufhalte oder über die Krippe meditiere, mit Kindern, mit den Verwandten oder mit Besuchern, würde ich eher ein Lied bevorzugen, das dezidiert religiös ist. Da käme ich nicht auf die Idee, irgendetwas aus dem Bereich des Pops oder Rocks zu singen.

Es gibt mindestens drei Sorten von Weihnachtsliedern. Zunächst gibt es die Lieder, die in der klassischen Art und Weise das Fest zum Thema haben, wie "Stille Nacht", "Adeste Fideles", "Kommet ihr Hirten", "O du fröhliche" und so weiter. Dann gibt es natürlich auch Lieder, die Weihnachten thematisieren, ohne die Inhalte der Botschaft zu haben. Das sind Lieder wie "Kling Glöckchen" oder "Lasst uns froh und munter sein". Sie behandeln eher die Oberfläche des Festes.

Weiterhin gibt es - seitdem man entdeckt hat, dass das auch ein Markt ist - auch Rock und Pop jeder Art, von unterschiedlichen Künstlern. Darunter sind Lieder wie "Last Christmas" aufzuführen, was abgesehen vom Termin mit Weihnachten überhaupt nichts zu tun hat. Es wird sehr schmerzvoll ein Verhältnis besungen, das gar nicht richtig zustande gekommen ist und dem man nachtrauert. In diese Kategorie passen auch Lieder wie "Stop the Cavalry", "Do they know it's Christmas", "White Christmas" und Ähnliches.

Diese Lieder werden so viel gespielt, dass man spätestens am zweiten Advent von diesen süßlichen Melodien genug hat. Da ist es dann regelrecht eine Erholung, wenn man zu einem anderen Programm schaltet, wo dann nicht diese Art Musik läuft. Also nicht in Massen, sondern in Maßen. Und das Richtige zum richtigen Zeitpunkt.

DOMRADIO.DE: Das sind ganz unterschiedliche Beispiele für Lieder, in denen die Weihnachtsbotschaft drin ist oder nicht. Würden Sie denn sagen, dass man sie trotzdem singen kann? Wenn man zum Beispiel Plätzchen backt oder an der Krippe am Weihnachtsbaum steht?

Becker-Huberti: Also "In der Weihnachtsbäckerei" von Rolf Zuckowski ist natürlich ein Klassiker, ohne den ein Kind Weihnachten nicht auskommt. Wer das nachvollziehen kann, was in dem Lied gesungen wird, der wird das prima verstehen. Nur ich würde es nicht gerade bei der Weihnachtsfeier an der Krippe singen.

DOMRADIO.DE: Welche Lieder sind denn gute Beispiele, in denen die Botschaft von Weihnachten besonders gut rüberkommt und aus denen man vielleicht auch noch eine Zeile zitieren kann für die Weihnachtskarte?

Becker-Huberti: Das wären zum Beispiel "Vom Himmel hoch", "Es ist ein Ros' entsprungen", "Adeste Fideles", "Kommet ihr Hirten", "O du fröhliche" und "In Dulce Jubilo". Das sind alles Lieder, die hervorragend passen, Weihnachten wiedergeben und trotzdem nicht kitschig sind.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Manfred Becker-Huberti / © Harald Oppitz (KNA)
Manfred Becker-Huberti / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR