Wie das Friedenslicht in diesem Jahr verteilt wird

"Wir brauchen genau so ein Zeichen"

In Betlehem wird das Friedenslicht entzündet und reist um die ganze Welt, seit 1986. Traditionell findet die Aussendung kurz vor Weihnachten aus dem Kölner Dom statt, in diesem Jahr fällt das aus. Wie kommt das Licht trotzdem zu den Menschen?

Pfadfinder verteilen das Friedenslicht / © Larissa Hinz (KNA)
Pfadfinder verteilen das Friedenslicht / © Larissa Hinz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie kommt denn das Friedenslicht von Bethlehem nach Köln?

Hubert Schneider (Pastoralreferent in Köln): Normalerweise wird es ja nach Wien geflogen und von dort aus mit einer Delegation per Bahn abgeholt und nach Deutschland gebracht. Das ist in diesem Jahr so nicht möglich, aufgrund der Corona-Schutz-Bedingungen. Es gibt eine Übergabe des Lichtes in der Nähe von Salzburg an der Grenze. Dann wird es dieses Jahr per Auto in ganz Deutschland verteilt. So wird es auch in diesem Jahr am dritten Advent auf der A3 durch unser Bistum gefahren. Dort holen wir uns das Licht, um es dann in einer zentralen Feier auszusenden und weiter zu verteilen.

DOMRADIO.DE: Warum Köln-Weiden als Aussendungsort?

Schneider: Wir waren uns nicht sicher in diesem Jahr, wann das Licht kommt. Das konnte uns lange niemand sagen. Von daher haben wir uns schweren Herzens vom Dom verabschiedet und haben einen anderen Ort gesucht.

Weiden war gar nicht im Gespräch. Aber es hat sich dann sehr kurzfristig ergeben, weil dort auch für DOMRADIO.DE als übertragender Sender genügend Raum ist und weil wir dort einfach eine gute Internetverbindung haben. Ganz praktisch, weil uns wichtig war, dass viele Menschen teilnehmen sollen und das geht dieses Jahr nur über gestreamte Gottesdienste.

DOMRADIO.DE: Wie muss ich mir das jetzt ganz praktisch vorstellen?

Schneider: Es gibt drei Möglichkeiten im Endeffekt. Wer es am Sonntag, 13.12.2020, ab 18 Uhr, zuhause auf seinem Fernseher sehen möchte, der kann es bei EWTN ganz normal per Satellit oder Kabel und auf DOMRADIO.DE mit seinem Smart-TV oder seinem Rechner schauen. Man kann sich aber auch über die Homepage der Pfadfinder in Köln einen Zoomlink, also eine Einladung zu einer Videokonferenz, zuschicken lassen und dann einfach am heimischen Rechner oder am heimischen Smartphone daran teilnehmen.

DOMRADIO.DE: Zoom heißt ja immer: Man ist wirklich auch direkt dabei, kann sogar reagieren. Welche Vorteile hat das?

Schneider: Wir haben Zoom bewusst auch als Möglichkeit, weil wir zwar ein kleiner Kreis sind, der diesen Gottesdienst vorbereitet hat, aber mehr Menschen mit hineinnehmen möchten. Und so haben wir einfach über Zoom die Möglichkeit weitere Pfadfinder, weitere Menschen für die Fürbitten und andere Elemente mit einzubinden. Das soll zeigen: hier sind viele Menschen da. Die Gottesdienstteilnehmer merken, dass man bei Zoom, nicht wie vor dem Fernseher allein ist, sondern einfach über die Galerie die vielen anderen Menschen, die auch dabei sind, sieht.

DOMRADIO.DE: Ganz real muss es dann werden, wenn es an die Übergabe und Weitergabe des Lichtes selbst geht. Da haben Sie sich ein Hygienekonzept ausgedacht. Wie geht das?

Schneider: Viele Menschen an einem Ort ist dieses Jahr nicht gut und nicht möglich. Von daher gibt es viele Orte, an denen das Licht zu holen ist. Wir als Pfadfinder haben gesagt: In jedem Bezirk ist auf jeden Fall mindestens eine Ausgabestelle.

Aber viele weitere haben sich schon gemeldet und sagen auch: Bei uns ist das Licht zu holen. Das heißt, es gibt viele Möglichkeiten in unserem Bistum, wo man einfach das Licht bekommen kann. Zum einen auf der Internetseite des Friedenslichtes nachschauen. Da gibt es eine Liste der ganzen Ausgabeorte oder bei uns auf der Homepage - da kann man auch Orte finden, um einfach für sich das Licht zu holen und, wie ich mir wünsche, es dann auch weiterzutragen und weiter zu schenken.

DOMRADIO.DE: Wie ist denn das zum Beispiel mit älteren Menschen, die jetzt besonders gefährdet sind und nicht so gut raus können? Wie könnte man das lösen?

Schneider: Da wünsche ich mir, dass diese Menschen jemanden kennen oder dass jemand sie im Blick hat. Oder umgekehrt sagt: Ich bringe denen das Licht. Es reicht ja eine kleine Becherkerze mit einem Blatt Papier drumherum als Windschutz. Man stellt es vor die Tür, klingelt, geht zwei Meter zurück und wünscht ihnen einfach einen guten dritten Advent oder einen guten vierten Advent, eine gute Zeit und ein frohes Weihnachtsfest. Ich glaube, dann wäre schon ganz viel passiert. Da hab ich unter Einhaltung der Regeln diese Corona-Grenze überschritten.

DOMRADIO.DE: Sie haben das Stichwort "Grenze" genannt. Das ist ja auch das Motto: "Frieden überwindet Grenzen". In diesem Corona-Jahr hätte man natürlich sagen können: Wir lassen das Ganze lieber sein. Sie haben gesagt, uns ist das ganz besonders wichtig, gerade jetzt. Warum?

Schneider: Nein, wir wollten das nicht, obwohl es viel komplizierter und aufwendiger ist, dieses Jahr. Aber wir merken, die Menschen brauchen Zeichen, wir brauchen Symbole. Und ich glaube, jetzt, wo wirklich so viel Dunkelheit da ist, nicht nur draußen, sondern auch von der Erfahrung her, dieses Abgeschottetsein, Begrenztsein. Da braucht man vielleicht so ein Symbol, es ist ja eigentlich so klein.

Wir brauchen, glaube ich, genau solche Zeichen, dass gegen das große Dunkel mit so einem kleinen Zeichen etwas dagegen zu setzen ist und unser Leben eigentlich im Letzten genau aus dieser Hoffnung, auf Lebendigkeit, auf Zusammenkommen, auf Frieden basiert. 

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Hubert Schneider / © privat
Hubert Schneider / © privat
Quelle:
DR