Städte und Gemeinden schaffen Lichtzauber im Advent

Früher war mehr Lametta

Es soll ein Signal der Freude und Hoffnung in Corona-Zeiten sein. Städte und Gemeinden setzen in diesem Jahr auf besonders festliche Beleuchtung im Advent. Auch in der Pandemie gehen die Lichter nicht aus.

Autor/in:
Christoph Arens
Adventsbeleuchtung in einer Stadt / © maoyunping (shutterstock)
Adventsbeleuchtung in einer Stadt / © maoyunping ( shutterstock )

Keine Weihnachtsmärkte, keine festlichen Gottesdienste im Kerzenglanz. Früher war mehr Lametta. Um so größer scheint das Bedürfnis der Deutschen zu sein, sich in der Advents- und Weihnachtszeit dunkle Stunden durch festliche Beleuchtung aufzuhellen.

"In Bad Honnef gehen die Lichter nicht aus." Unter diesem Motto will die 25.000-Einwohner-Stadt bei Bonn Zeichen der Hoffnung setzen. An den vier Adventswochenenden werden Kirche, Marktplatz und weitere Fassaden in bunten Farben angestrahlt. Auf Hauswände werden Videos projiziert. Auch andere Kommunen laden zum Lichterzauber.

Beleuchtung wichtiger Bestandteil der Weihnachtszeit

Das Interesse an weihnachtlicher Lichterstimmung auf öffentlichen Plätzen habe noch einmal leicht zugenommen, ermittelte das Marktforschungsinstitut YouGov kürzlich. 78 Prozent der Befragten gaben an, dass die stimmungsvolle Beleuchtung in Städten und Gemeinden für sie ein wichtiger Bestandteil der Weihnachtszeit ist. 

Das gilt auch für die privaten Haushalte: 2020 werden rund 18,8 Milliarden Lämpchen die deutschen Haushalte erleuchten, so YouGov. Das wären 1,8 Milliarden Lichter mehr als im Vorjahr - neuer Rekord. Insgesamt, so das Ergebnis der Umfrage, kommen etwa 214 Millionen Lichterketten, blinkende Fensterbilder und Leuchtbögen zum Einsatz. 

Trotz vermehrten Gebrauchs sparsamer LED-Technik: Der Lichterglanz lasse den Stromverbrauch gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 532 Millionen Kilowattstunden ansteigen, errechnete das Unternehmen. Das entspreche dem Jahresverbrauch einer mittleren Stadt mit 177.000 Haushalten. Die Kosten: 168 Millionen Euro. 

Dabei lässt sich Weihnachten kaum denken ohne den Kontrast von dunkler Nacht und dem Leuchten von Kerzen und Sternen. Auch Mythen und Märchen machen deutlich: Die Nacht ist die dunkle Schwester des Tages, geheimnisvoll und mächtig. Sie kann das Beste und das Schlechteste im Menschen hervorbringen.

Die Nacht als Grenzerfahrung: Wenn es dunkel wird, überkommt die Menschen seit je ein Unbehagen. Die Herrschaft des Teufels auf Erden dauert, wie Märchen und Sagen erzählen, von Mitternacht bis zum ersten Hahnenschrei. Oft sind es die "inneren Dämonen", die im Dunkeln Angst und Bange machen. Zerwühlte Laken, rasender Puls, rotierende Gedanken, Alpträume - kleine Probleme bauschen sich zum Monstrum auf.

Nacht spielt in Bibel besondere Rolle

Auch in der Bibel spielt die Nacht eine besondere Rolle. Gott offenbart sich immer wieder in Dunkel und Chaos. Er kann die Finsternis erleuchten. Besonders in der Dunkelheit ist der Mensch empfänglich für die Stimme Gottes.

Schon am ersten Tag der Schöpfung - die Erde war "wüst und leer, und Finsternis schwebte über dem Abgrund" - schuf Gott das Licht und trennte den Tag von der Nacht. In der Nacht brach das Volk Israel aus Ägypten auf, um seine Freiheit wiederzuerlangen.

Im Neuen Testament verrät Judas Jesus nach durchwachter Nacht. Beim Kreuzestod Jesu verfinstert sich der Himmel. In der Osternacht wird Auferstehung gefeiert. "Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages," lautet ein alter Osterhymnus. Darin wird Christus besungen als Licht, das in der tiefsten Finsternis aufscheint und neue Hoffnung verheißt.

Jesus als Licht in der Nacht: Auch die zunehmende Zahl der leuchtenden Kerzen am Adventskranz verkündet, dass das Licht in die Finsternis kommt, wie es im Johannes-Evangelium heißt. Im Weihnachtsevangelium nach Lukas gibt es nur einen kurzen Hinweis auf die Tageszeit der Geburt: "Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Herde", heißt es da. Die Heiligen Drei Könige folgten dem hellen Stern, der sie zur Krippe leitete.

Nicht zufällig wird das Weihnachtsfest in der dunkelsten Zeit des Jahres gefeiert: An dunklen Wintertagen erwartet man sehnsüchtig die heller werdenden Tage. Das spiegelt sich auch im christlichen Liedgut wider: Vor allem die Liederdichter der Barockzeit haben den Morgenstern intensiv besungen. Angelus Silesius bezeichnet in seinem berühmten, gern Weihnachten gesungenen Lied "Morgenstern der finstern Nacht" Jesus als Hoffnungslicht in der Dunkelheit. Auch Philipp Nicolai, der Autor von "Wie schön leuchtet der Morgenstern", hat diese Jesus-Licht-Mystik aufgenommen.


Quelle:
KNA
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