Domdechant Kleine: Christmette ist bestbesuchter Gottesdienst im Dom

Das große Herrichten

Im Kölner Dom laufen die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest auf Hochtouren. Bis zum Donnerstagvormittag muss aber der adventliche Charakter bewahrt bleiben, erklärt Monsignore Robert Kleine.

Der Kölner Dom während der Weihnachtszeit / © Harald Oppitz (KNA)
Der Kölner Dom während der Weihnachtszeit / © Harald Oppitz ( KNA )

domradio.de: Am Donnerstag ist Heiligabend, ist der Dom schon darauf vorbereitet?

Msgr. Robert Kleine (Domdechant, verantwortlich für die Liturgie im Dom): Der Dom ist so groß, dass wir ihn in einigen Etappen auf Weihnachten vorbereiten. Zum vierten Advent standen schon die Tannenbäume im Hochchor des Domes, die Lichter sind angebracht, aber natürlich noch nicht angezündet. Für das Aufstellen der großen Bäume sind die Mitarbeitenden der Dombauhütte zuständig. Auch in der Sakramentskapelle, aus der die Gottesdienste übertragen werden, wird gleich ein Baum aufgestellt.

domradio.de: Aber es wird jetzt nicht gewienert und geputzt? Die letzten Kaugummis unter den Bänken hervorgeschabt?

Msgr. Kleine: Das auch, also es wird natürlich noch geputzt. Es kommen morgen und übermorgen auch die Blumen, aber bis zum Schluss muss der adventliche Charakter bewahrt bleiben. Der Adventskranz bleibt stehen bis der Dom nach der Messe um zehn Uhr am Heiligen Abend geschlossen wird, um dann zur Christnacht wieder zu öffnen. Auf dem Hochaltar werden jetzt schon die mit Silberpolitur gesäuberten Kerzenleuchter aufgestellt, auch schon langsam die großen langen weißen Kerzen. Es muss schon alles vorbereitet werden von unseren insgesamt vier Küstern.

domradio.de: Die Christmette ist ja nicht der einzige Weihnachtsgottesdienst. Was steht noch an?

Msgr. Kleine: Wir haben den Beginn um 17 Uhr am Heiligen Abend mit einer Christvesper, also keine Eucharistiefeier, sondern einen Wortgottesdienst vorallem für Familien. Da ist der Dom auch sehr gut gefüllt. Dort gehen wir aus der Adventsstimmung heraus in den Heiligen Abend hinein. Es werden am Anfang noch Adventslieder gesungen und dann kommt auch das Evangelium der Weihnacht zum Tragen. Danach ist wieder Ruhe im Dom, er wird auch geschlossen, um dann um 23 Uhr wieder zu öffnen. Damit dann alle zur Christmette rechtzeitig in den Dom kommen können.

domradio.de: Ist der Dom dann brechend voll wie in den Pfarrkirchen zu Weihnachten?

Msgr. Kleine: Ja, die Christmette ist der bestbesuchte Gottesdienst im Dom. Weihnachten ist für viele Menschen, die auch vielleicht sonst seltener in den Gottesdienst kommen, schon etwas, was sie feiern. Der Dom ist sicherlich auch durch die Architektur und die musikalische Gestaltung etwas Besonderes. Es versammeln sich große Mengen bevor die Portale des Domes geöffnet werden. Wer zuerst da ist, der hat noch die Chance einen der Sitzplätze zu bekommen, aber es stehen auch sehr viele im Dom, um diesen besonderen Gottesdienst mit dem Erzbischof zu feiern.

domradio.de: Weihnachten ist aber auch die Chance, um Menschen wieder für Kirche zu begeistern, oder?

Msgr. Kleine: Ich glaube, dass Weihnachten die Menschen innerlich anrührt, gerade wenn sie die Botschaft hören. Das ist ja nicht irgendeine Romantik, die da erzählt wird, mit einem holden Knaben mit lockigem Haar, sondern auch in den Predigten wird ja darauf hingewiesen, dass dieses Kind Gottes Sohn ist. Er hat in seinem Leben viel bewirkt und hat uns am Ende in Tod und Auferstehung die Tür zum Leben eröffnet und uns Sinn gestiftet. Ich glaube, dass die Menschen da wachsam sind und auch aufnahmebereit. Wenn sie dann mit der Kirche noch einmal in Berührung kommen, bleibt sicherlich manches hängen. Vielleicht auch in diesen Zeiten, die ja nicht immer die Hellsten sind, dass sie sich noch einmal auch an die Kraft und Ermutigung und auch den Trost des Glaubens erinnern.

domradio.de: Einen letzten Satz zur Krippe, die Sie auch mitgestaltet haben, in diesem Jahr widmet sie sich einem hochaktuellen Thema.

Msgr. Kleine: Die Krippe hat ja schon immer in der Tradition Figuren aus der Gegenwart: einen Feuerwehrmann, eine Ordensschwester aus Nigeria im blauen Habit und einen Polizisten. In diesem Jahr war die Überlegung bei der Herbergssuche den Blick zu richten auf die Flüchtlinge, die in unser Land kommen oder nach Europa insgesamt, um ein Obdach zu suchen, ihr Leben zu retten. Ein geflügeltes Wort ist fast schon die Balkanroute. Deshalb haben wir ein Hinweisschild mit Balkanroute gebastelt. Da kommen Flüchtlinge unterschiedlichen Aussehens, unterschiedlicher Hautfarbe und sie landen an einem Zaun, an der Grenze, hinter der steht der Polizist - sonst der Freund und Helfer, da mal als Grenzpolizist. Nicht nur damals vor 2000 Jahren ist etwas geschehen, waren Menschen auf der Suche, sondern auch ganz aktuell. Es ist sicher der Auftrag gerade für uns als Christen, ihnen zu helfen.

domradio.de: Und das Schild "Balkanroute" hat ihr Vater gebastelt, das darf man ruhig mal erwähnen.

Msgr. Kleine: (lacht) Ja.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 


Msgr. Robert Kleine  (KNA)
Msgr. Robert Kleine / ( KNA )
Quelle:
DR