Pfarrer Meurer plädiert für alternative Weihnachtskultur

"Nicht Geld macht glücklich"

Wenige Tage vor Weihnachten wünscht sich Franz Meurer ein Fest der "Gemeinschaft und Solidarität". Im domradio.de-Interview erklärt der Kölner Sozialpfarrer außerdem, warum Jesus als "Kind einer Problemfamilie" zur Welt gekommen ist.

 (DR)

domradio.de: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie den Konsum der Vorweihnachtszeit beobachten?

Meurer: "Weihnachten entscheidet sich unter dem Tannenbaum" hieß es im vergangenen Jahr. Ein super Werbespruch, aber natürlich Quatsch. Weihnachten entscheidet sich natürlich in der Krippe. Und Jesus ist als Kind einer Problemfamilie auf die Welt gekommen: ohne Geld fürs Hotel, auf der Flucht, asylsuchend, Josef wahrscheinlich arbeitslos.

domradio.de: Wie gehen Sie in Ihrer Gemeinde mit dem Thema um?

Meurer: Wir sind es leid, Kinder an "Tannenbäume zu hängen" - was ja überall passiert: dass arme Kinder sich öffentlich outen müssen, um Geschenke zu erhalten. Wir unterstützen stattdessen die Familien. Bei uns können Eltern jeden Morgen kommen und Geschenke für ihre Kinder aussuchen, egal ob sie arm oder reich sind. Gerade fehlen uns Kinderwagen für Puppen, die sind sehr begehrt. Dafür haben wir viele Fahrräder, unser Ziel ist es, dass jedes Kind eines erhält. Wir wollen also die Familien stützen. Denn arm zu sein, bedeutet nicht, wenig Geld, sondern wenige Freunde zu haben. Nicht Geld macht reich und glücklich.

domradio.de: Aber grundsätzlich haben Sie nichts gegen Geschenke?

Meurer: Wir müssen als Christen Alternativkultur leben. In der Bibel heißt es: Lebt nicht wie die Heiden. Wir bieten zum Beispiel eine Krippe zum selber Bauen an, da sind die Kinder ganz verrückt nach. Alternativkultur geht nicht über Preis und Konsum, sondern über Respekt und Achtung. Die äußeren Dinge sind schön und wichtig, und ein Kind, das sich ein Geschenk wünscht, soll es ja auch bekommen. Aber vor allem muss es um Gemeinschaft und Solidarität gehen. Oder um mit der Bibel zu sprechen: Wir Hirten an der Krippe haben doch den Spaß.

Das Gespräch führte Pia Klinkhammer.