An Weihnachten haben E-Mails das Nachsehen

Zurück zur guten alten Grußkarte

Adventszeit ist Briefezeit. Trotz aller E-Mails und SMS erfährt die gute alte Grußkarte alljährlich in den Wochen vor Weihnachten besondere Wertschätzung. Für die Post bedeutet das Hochbetrieb.

Autor/in:
Barbara Mayrhofer
 (DR)

Solche Post empfinden die meisten Menschen als persönlicher, sagt der Medienexperte und Kommunikationswissenschaftler Joachim Höflich. Er hat mit seinem Kollegen Julian Gebhardt in dem Buch "Vermittlungskulturen im Wandel: Brief - E-Mail - SMS" die jüngsten Veränderungen der Kommunikationskultur beschrieben. Bei vielen Deutschen habe die E-Mail die guten alten Briefe fast vollständig ersetzt, schreibt er. Allerdings: Viele möchten doch nicht ganz auf den Weihnachtsbrief und besonders die Weihnachtskarte verzichten.

"Es gehört zur Vorweihnachtsfreude, wenn Post ins Haus kommt. Doch wenn ich selbst nicht schreibe, dann kommt auch nichts zurück", beschreibt Höflich den Mechanismus. Eine starke Motivation, auf die "klassischen" Medien nicht ganz zu verzichten. Denn, so der Experte "jede erhaltene Karte ist wie ein Geschenk".

Die Zahlen sprechen für sich: Nur 25 Prozent der Deutschen versandten ihre Weihnachtsgrüße im vergangenen Jahr per E-Mail, ergab eine Befragung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. Die Ergebnisse zeigten, dass Brief und Postkarte nur von dem persönlichen Telefonanruf geschlagen werden. So gaben 51 Prozent an, postalische Grüße zu verschicken. Und 78 Prozent wollten ihre Lieben anrufen. Laut Umfrage greifen außerdem Frauen häufiger als Männer zum Stift und schreiben eine Karte zum Fest.

Neuer Trend: Gratispostkarten

Für die Post bedeutet das Hochbetrieb: Rund 65 Millionen Briefsendungen bringen die Briefträger täglich unter die Leute, in der Vorweihnachtszeit sind es an den meisten Tagen doppelt so viele. Genauso ist es auch bei den Paketen: Rund 6 Millionen Päckchen werden im Dezember täglich kreuz und quer durch Deutschland transportiert. Um die Flut an weihnachtlicher Post zu bewältigen, werden in diesem Jahr bis zu 10.000 zusätzliche Boten eingesetzt.

Das Bedürfnis, Weihnachtsgrüße zu schicken, nutzen auch Hilfswerke und Firmen. Beim UN-Kinderhilfswerk Unicef gibt es seit über 60 Jahren weihnachtliche Grußkarten, 75 Prozent des Erlöses gehen in die weltweite Arbeit des Kinderhilfswerks. Begonnen hat alles mit dem Bild eines kleinen Mädchens aus der damaligen Tschechoslowakei - Jitka Samkova - die als Dank für die Hilfe von Unicef ein Bild malte. Dies wurde für die erste Grußkarte verwendet. Im vergangenen Jahr verkauften ehrenamtliche Helfer insgesamt 11,7 Millionen Grußkarten für Unicef, 52 Prozent davon in Deutschland.

Ein relativ neuer Trend sind Gratispostkarten, die in Bars und Kinos ausliegen. Marinko Puljiz, zuständig für Vertrieb und Kundeberatung bei Novum!Werbemedien, erläutert, dass sie gerade zur Weihnachtszeit viel genutzt werden: Ein Schmuckhersteller etwa wirbt auf den Karten für besondere Weihnachtsangebote. Oder eine Kirchengemeinde macht mit einem Adventskalender im Postkartenformat auf besondere Gottesdienste aufmerksam. 25.000 Karten werden so in Städten wie Bonn wöchentlich an die Kunden gebracht. Bei Städten wie Düsseldorf sind es schon 130.000 Postkarten, die in Kneipen und Kinos ausgelegt werden. 


Quelle:
KNA