Bischof Gerhard Feige

20. Dezember

Auch 2011 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit Bischof Gerhard Feige aus dem Bistum Magdeburg.

 (DR)

"Glauben Sie an Engel? Ich staune. Selbst im angeblich so religiös-unmusikalischen Osten Deutschlands sind Engel seit einiger Zeit wieder ein Thema. Engelbücher füllen Regale. Akademieabende widmen sich diesem Thema. Besonders Schutzengel-Darstellungen sind beliebt. Und gerade in diesen Wochen gehören Engel einfach dazu. Woran mag es liegen, dass selbst Nicht-Christen sich auch auf einmal für Engel interessieren? Ob sie etwas vom Geheimnis der Engel ahnen? Eine andere Welt tut sich auf, Himmel und Erde berühren sich, Grenzen werden überschritten. Engel künden von Gottes Nähe und weisen auf das hin, was er mit uns Menschen vorhat. Ohne Gott gäbe es keinen einzigen. Wirkliche Engel sind also immer Boten Gottes. Ansonsten hätten sie für unseren Glauben keine Bedeutung.



Vielleicht können Engel aber auch denen, die Gott noch nicht erspüren, helfen, sich seinem Geheimnis zu nähern. Engel wären dann, recht verstanden, gute Geister, die uns den Himmel einen Spalt weit öffnen. Sie können uns davor bewahren, völlig dem Diesseits zu verfallen. Und wer weiß, ob das Vertrauen auf ihren Schutz und Beistand nicht doch manche zu Gott selbst hinführen kann.



Das kann aber für Menschen gelten, die unseren Weg kreuzen oder uns längere Zeit begleiten. Gibt es da nicht manche, die für uns gleichsam zu Engeln geworden sind? Oder uns Gott auf beeindruckende Weise nahe bringen? Der Lyriker Rudolf Otto Wiemer hat das so beschrieben: "Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schreien. Oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel. Vielleicht ist es einer, der gibt Dir die Hand. Oder er wohnt neben Dir, Wand an Wand, der Engel. Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel. Dem Kranken hat er das Bett gemacht, und er hört, wenn Du ihn rufst in der Nacht, der Engel. Er steht im Weg und er sagt Nein, der Engel. Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein, es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel."



Einander Engel sein. Mancher neigt heute dazu, so nahezu jede mitmenschliche Hilfsbereitschaft damit zu umschreiben. Das geht sicher zu weit. Aber manchmal verbindet sich damit vielleicht doch noch eine tiefere Wirklichkeit - und wir werden tatsächlich zu himmlischen Boten Gottes.



Liebe Schwester und Brüder, mögen auch Sie wirklichen Engeln begegnen, die Ihren Blick himmelwärts lenken, Sie schützen und auf Ihrem Weg zu Gott hin begleiten."