Erzbischof Werner Thissen

19. Dezember

Auch 2011 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit Erzbischof Werner Thissen aus dem Erzbistum Hamburg.

 (DR)

"Auch jetzt im Winter bei Schnee und Eis gehe ich gern an der Elbe entlang. Das ist eine wunderschöne Stimmung, wenn so wie ein Schleier eine Nebelbank über dem Wasser hängt und auf einmal schiebt sich so ein riesiges Containerschiff die Elbe hinauf. Das ist für mich das Bild für "Es kommt ein Schiff geladen".

Ich denke bei diesem Lied auch an einen Schlager aus meiner Studentenzeit. Lale Andersen sang Ende der 50er Jahre: "Ein Schiff wird kommen und das bringt mir den einen, den ich so lieb, wie keinen und der mich glücklich macht." Ja, auch das steckt in diesem Lied drin und auch das kann man für dieses Lied mit anwenden, denn es geht ja um den einen, es geht um Jesus Christus, es geht um den, den wir lieben dürfen wie keinen und der uns glücklich macht, wie keinen.

"Das Segel ist die Liebe, der heilig Geist der Mast." Der Text geht auf tiefe Wurzeln zurück aus der Zeit der Mystik.  Das Lied hat auch ganz mystische Züge, etwa wenn es heißt: "Zu Bethlehem geboren gibt sich dieses Kind für uns verloren." Also der Abstieg Gottes vom Himmel zur Erde ist da deutlich thematisiert.  Oder dann in einer weiteren Strophe, da wird es ganz schön.  "Wer dieses Kind küssen will." Ja, küssen will? Und dann kommt: "muss mit ihm leiden, groß Pein und Marter viel". Auch das ein Typ aus der Mystik und dann geht’s ja noch weiter in der sechsten Strophe: "mit ihm sterben". Das heißt also, auch die Passion kommt hier schon in den Blick. Und "geistlich auferstehn". Aber dann geht es eben noch weiter. Es ist also auch vom endgültigen Kommen Christi die Rede.

Das Anrührende an diesem Lied ist für mich, dass es in einem sehr eingängigen Bild von einem Schiff, das gefahren kommt hoch beladen mit Kostbarkeiten. Und dann aber doch tief in Theologie hineinführt, in Leben und Sterben Jesu, in sein Auferstehen und das nicht als etwas Fernes, sondern es ist praktisch so, dass ich auf dieses Schiff mit aufspringen muss und dann mit Jesus leben muss und die Erwartung habe, dass dieses Schiff mich dann auch - davon ist ja am Schluss die Rede - hinüberträgt ins ewige Leben."