Bischof Wilhelm Schraml

14. Dezember

Auch 2011 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit Bischof Wilhelm Schraml aus dem Bistum Passau.

 (DR)

"Advent und Weihnachten gehören für die Kirche fest zusammen. Wenn wir das Fest der Geburt des Sohnes Gottes wirklich ernst nehmen wollen, dann braucht es neben den wichtigen äußeren Vorbereitungen, vor allem die innere, die geistige Vorbereitung. Dazu laden uns die Tage des Advents sein.

Zu dieser Vorbereitung gehört auch, dass wir das Staunen wieder entdecken. Wenn ich staune, dann reagiere ich auf etwas, dass nicht meinem gewohnten Denkmuster entspricht und was wäre ungewöhnlicher und staunenswerter als die Botschaft des Engels auf den Hirtenfeldern in Bethlehem: "Heute ist Euch in der Stadt Davids der Retter geboren. Er ist der Messias, der Herr."?

Wie können wir das Staunen neu lernen? Vielleicht mag Ihnen das eine kleine Hilfe sein, was ich sage. Wir nehme uns im Advent bewusst Zeit für ein ruhiges, stilles Verweilen, sei es beim Lesen der Heiligen Schrift, sei es bei unseren täglichen Gebeten am Morgen und am Abend, sei es beim Besuch in einem Gotteshaus. Dabei brauchen wir nicht viele oder kluge Worte zu machen. Es sind die einfachen Worte, die Worte, die wirklich aus unserem Herzen kommen und die unser Beten prägen. Mit all dem nehmen wir uns tiefer in den Blick. Wir achten auf die Wurzeln unseres Lebens, auf die Wurzeln unseres Glaubens.

Lassen wir uns, liebe Schwestern und Brüder, vor allem von der Liturgie der Kirche in den kommenden Tagen an der Hand nehmen und diese gehen in großen, persönlichen oder auch kleinen Schritten. Dann werden wir hellhörig für das Staunenswerte der weihnachtlichen Botschaft. Ich wünsche Ihnen in der Zeit des Advents, in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest und in der Festesfeier der Geburt des Gottessohnes das Staunen über die gute Botschaft, dass Gott uns so sehr geliebt hat, dass er um unseres Heiles Willen in Jesus Christus Mensch geworden ist, geboren von der Jungfrau Maria.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Tage im Advent und ein frohes Weihnachtsfest!"