Bischof Stephan Ackermann

11. Dezember

Auch 2011 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit Bischof Stephan Ackermann aus dem Bistum Trier.

 (DR)

"Platz da! - So ruft manch einer, wenn er es eilig hat, weil der Bus oder die Straßenbahn noch erreicht werden muss und jemand im Weg steht. Platz da! - würde man am liebsten schreien, wenn man an einem der Adventssamstage in der Innenstadt oder auf dem Weihnachtsmarkt vor lauter Menschen nicht mehr vorwärts kommt.



Platz da! - würde am liebsten auch Jesus schreien, wenn aufgrund der vielen Geschenke unterm Weihnachtsbaum für ihn gar kein Platz mehr ist. Und es gibt genug, was uns auch in diesem Jahr den Platz wieder verstellen kann. Eine große Elektronikmarktkette hat ihre Werbekampagne in diesem Advent unter das Motto gestellt: "Weihnachten wird unterm Baum entschieden!". In den Werbespots sieht man völlig begeisterte Menschen, die sich über ihre Geschenke freuen. Da wird der Platz völlig zugestellt und der Weg versperrt. Nein, Weihnachten wird nicht unterm Baum entschieden. Weihnachten entscheidet sich, wenn ich Platz schaffe für die Einsicht: Gott will Mensch werden. Genau das hat Johannes der Täufer erkannt: Wir müssen Platz schaffen für Jesus, damit er zu uns kommen kann. Deshalb ruft auch er: Platz da! - oder wie es in der Bibel steht: "Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!" (Lk 3,4)



Doch um den Weg zu bereiten, dafür muss man erst einmal wissen, wo es lang geht - genau wie im Menschengewühl auf dem Weihnachtsmarkt. Es gibt "Wegbereiter", die eine Gasse frei machen können. Eine Form der inneren Wegbereitung ist das Pilgern. In den letzten 10 Jahren ist da ein richtiger Trend entstanden. Menschen schaffen sich einige Tage oder Wochen Platz in ihrem Leben und machen sich auf den Weg. Sie müssen viel Ballast zurück lassen, können nur das Notwendigste mitnehmen. Sie machen sich auf zu einem bestimmten Ziel, aber auch auf den Weg zu sich selbst.



Das Bistum Trier bereitet sich gerade auf die große Wallfahrt zum "Heiligen Rock" im nächsten Jahr vor. Da werden sich Hunderttausende auf den Weg machen, werden Platz in ihrem Kalender frei räumen und zum Trierer Dom pilgern, in dem der "Heilige Rock", das Gewand Jesu Christi ausgestellt ist. In diesen Tagen ist eigens ein Pilgerführer erschienen, der im wahrsten Sinne des Wortes den Weg bereiten will: Sieben Pilgerwege von zwei bis sieben Tagesetappen nach Trier, die die Bistums- und Landesgrenzen teilweise überschreiten, werden in dem Buch vorgestellt. Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen sich den Weg bereiten lassen, Platz schaffen in ihrem Leben für die Erfahrung, dass der Glaube lebendig ist, dass Jesus Christus mit uns auf dem Weg ist. Die Entscheidung dazu ist an Weihnachten gefallen, als Gott Mensch wurde. Halten Sie sich den Weg frei, schaffen Sie sich Platz. Der Advent gibt die Gelegenheit."