Weihbischof Reinhard Hauke

5. Dezember

Auch 2011 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit dem Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke.

 (DR)

"Können Sie bei der Adventsfeier wieder etwas Besinnliches beitragen?" - lautete die Frage an mich in der Vorbereitung einer Adventsfeier des Wohltätigkeits-Clubs. Für mich ist es ein Leichtes, das "Besinnliche" beizusteuern, denn in meinem Bücherschrank finden sich viele Kurzgeschichten für die Adventszeit. Ich muss nur überlegen, was davon ich schon im letzten Jahr benutzt habe. Spannend ist dann für mich, wie die anderen Mitglieder des Wohltätigkeits-Clubs die Feier gestalten wollen. Ein gutes Essen ist ihnen wichtig und auch Musik im Hintergrund. "Heimelich" soll es ein und vielleicht schon Weihnachtsstimmung erzeugen, wobei kaum jemand genau sagen kann, was das ist.



Ich sehe mich als Helfer für eine sinnvolle Adventsgestaltung und bringe dann Ernsthaftes und auch Nachdenkliches zu Gehör. Ein Video über einen peruanischen Künstler, der die Heilsgeschichte von der Geburt des heiligen Johannes des Täufers bis zur Flucht nach Ägypten aus Ton gestaltet hat, brachte im letzten Jahr viele Mitglieder des Clubs zum Nachdenken. Sie sagten: "Das war schön!" Ich habe mich aber gefragt: "Ist das alles, was ich zum Thema "Advent" zu sagen habe?"



Advent hat für mich den Charakter des spannungsreichen Vorbereitens - besonders durch Überlegungen für meine Weihnachtspredigt vor ca 600 Jugendlichen ohne kirchliche Erfahrung am Heiligabend im Erfurter Dom um 23.30 Uhr. Beim Nächtlichen Weihnachtslob, zu dem wir in Erfurt schon seit 24 Jahren einladen, stehen junge Frauen und Männer aus Erfurt im kalten Dom und hören das Weihnachtsevangelium, singen - so gut es geht - bekannte Weihnachtslieder und werden zur Nachdenklichkeit angeregt bei meinen Worten, in denen ich versuche, mit ihrem Vokabular der thüringischen Jugend das Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu beschreiben. Im Advent haben Besucher des Domes ihre Gebetsanliegen in ein Buch bei der Pieta geschrieben, die dann im "Nächtlichen Weihnachtslob" vorgetragen werden und bei denen u.a. Namen von Menschen mit vielen Sorgen und Namen von Orten in Deutschland, in denen diese Menschen leben, zu hören sind.



Beim Nachdenken im Advent versuche ich, die 150 000 ungetauften Mitbürger der Stadt Erfurt mit ihren Wünschen und Hoffnungen zu verstehen. Ich sehe ihr Suchen nach Glück, Unterhaltung und "Heimelichkeit", aber ich sehe auch den fehlenden Mut, der christlichen Antwort zuzustimmen: "Deine Ruhe und Dein Heil findest Du nur, wenn Du Dich in die Arme Gottes fallen läßt!" Ich freue mich über die sechs Taufbewerberinnen und Taufbewerber, die im Advent als Katechumenen feierlich in die Kirche aufgenommen werden. Sie zeigen Mut, von der Mehrheit an Nichtchristen mit 70% in die religiöse Minderheit von 8% Katholiken in Erfurt einzutreten. Sie haben gespürt: Nicht die Mehrheit bestimmt die Wahrheit des Lebens, sondern die Regung des Herzens.