Beginn der Adveniat Aktion 2016

Bedrohte Schöpfung- bedrohte Völker

Nirgendwo ist der Raubbau an der Schöpfung so offensichtlich wie im Amazonas. Darum stellt Adveniat das Thema unter dem Motto "Schützt unser gemeinsames Haus" in den Mittelpunkt seiner diesjährigen Weihnachtsaktion.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Tenharin in Brasilien / © Jürgen Escher (Adveniat)
Tenharin in Brasilien / © Jürgen Escher ( Adveniat )

Der Amazonas ist die Lunge der Welt und der Lebensraum von rund 390 indigenen Völkern. Doch der Klimawandel, der maßlose Abbau von Rohstoffen, die Ausweitung der Viehzucht sowie gigantische Soja- und Palmölplantagen bedrohen ihren  Lebensraum zunehmend. Eine Fläche von der Größe Frankreichs ist bereits unwiederbringlich zerstört.

Adveniat als Anwalt der Schöpfung

Unter dem Motto "Schützt unser gemeinsames Haus" stellt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die Menschen und ihre bedrohten Lebensräume in den Mittelpunkt seiner diesjährigen Weihnachtsaktion. "Wir verstehen uns bei Adveniat als Anwalt der Schöpfung", erklärt Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka, "und als Anwalt dieser Menschen, die bedroht sind und deren Stimme lange nicht gehört wurde!"

Darum hat Adveniat Gäste aus Lateinamerika eingeladen, die im Dezember durch die deutschen Diözesen reisen werden, um von den Realitäten in ihrer Heimat zu berichten. Eine von ihnen ist Patricia Gualinga, Angehörige der Kichwa aus dem amazonischen Tiefland von Ecuador. Ihr Dorf Sarayaku wehrt sich seit Jahrzehnten gegen das Vorrücken der Ölindustrie. "Im Namen der Entwicklung wird im Amazonas das Leben so vieler indigener Völker zerstört", sagt sie. Als Sprecherin ihrer Gemeinschaft berichtet sie von einem ungleichen Kampf und von der Schwierigkeit, Politikern und Unternehmen klar zu machen, dass sich der Wert der Schöpfung nicht am Profit bemisst.

Zu Gast ist auch Armindo Goes Melo, Anführer der Yanomami aus Brasilien. In den frühen 1970er Jahren ließ die damalige Militärregierung eine Bundesstraße durch das Yanomami-Territorium bauen. Heute breiten sich immer mehr Minenbetreiber und illegale Goldgräber dort aus. Gefragt wurden die Yanomami nie, obwohl sie das Land seit Generationen bewohnen. Das "Vorrücken der weißen Kultur", wie Armindo Goes Melo es nennt, hat Folgen: Viele schämten sich mittlerweile, indigene zu sein, die eigene Sprache zu sprechen, erzählt er. "Wir werden zwar immer Yanomami bleiben, aber die kulturellen Rituale, Zeremonien, das Wissen, all das könnte verloren gehen."

Weihnachtskollekte für Adveniat bestimmt

Adveniat unterstützt zahlreiche kirchliche Initiativen und Projekte in Lateinamerika, die sich in diesem Bereich engagieren: Beispielsweise den Indigenenmissionsrat Cimi ("Conselho Indigenista Missionário"), der sich für die Rechte der Indigenen einsetzt. Oder das panamazonische Netzwerk Repam ("Red Eclesial PanAmazónica") das sich als kirchliche Antwort auf die fortschreitende Zerstörung des Amazonas und als seelsorgerische Begleitung der Menschen dort versteht. Die traditionelle Weihnachtskollekte, die am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands stattfindet, ist für Adveniat und die Unterstützung solcher Projekte bestimmt.

Papst-Enzyklika als Motivation

Dass das Lateinamerikahilfswerk mit dem Motto "Schützt unser gemeinsames Haus" seine Aktion unter einen der Enzyklika "Laudato Si’" entnommenen Titel stellt, ist kein Zufall. Die Projekte in Lateinamerika seien der Versuch, sich dem Auftrag von Papst Franziskus zu stellen und die Forderungen seiner Enzyklika konkret in die Tat umzusetzen, so Adveniat-Geschäftsführer Klaschka: "Diese Enzyklika motiviert uns einmal mehr, einzutreten für die Lebensrechte, für den Lebensraum der Menschen, die in einer bedrohten Schöpfung leben."

Zudem könnten die Europäer einiges von der indigenen Lebensweise lernen, erklärt der Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck: ein "unmittelbares, mit der Natur verbundenes Bewusstsein" darum, wie man klug mit der Umwelt umgeht. Das hat der Essener Bischof bei einer Reise in das Amazonas-Gebiet im Frühjahr selbst erlebt: "Die Herausforderungen, die sich global ergeben, haben immer lokale Folgen.

Und hier in Deutschland bedeutet dies, um Spenden zu bitten, damit wir den Menschen in Lateinamerika helfen können: Es geht sowohl darum, sie zu unterstützen, sich selber eine politische und damit auch wirksame Stimme zu geben, und gleichzeitig darum, dafür Sorge zu tragen, dass wir selbst einen Lebensstil pflegen, der auf Dauer immer mehr Ökologie-kompatibel wird."

 

Prälat Bernd Klaschka / © Roland Weihrauch (dpa)
Prälat Bernd Klaschka / © Roland Weihrauch ( dpa )

 

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR