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"Hunger nach Bildung"

Die Bischöfe von Osnabrück und Essen, Franz-Josef Bode und Franz-Josef Overbeck, haben am Sonntag im Osnabrücker Dom die bundesweite Adveniat-Spendenaktion der katholischen Kirche eröffnet.

José Argüello Lacayo, Laien-Theologe aus Nicaragua / © Jörg Loeffke (Adveniat)
José Argüello Lacayo, Laien-Theologe aus Nicaragua / © Jörg Loeffke ( Adveniat )

"Wo Bildung fehlt, schwinden Sinn und Mut zum Leben. Wo Bildung fehlt, schwinden die Aufmerksamkeit und Wachheit für Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven. Wo Bildung fehlt, verlieren die Menschen Gegenwart und Zukunft gleichermaßen." Das hat der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, am 1. Dezember betont. Im Dom zu Osnabrück hielt Bischof Bode die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst der diesjährigen Weihnachtsaktion der katholischen Kirche. Unter dem Motto "Hunger nach Bildung" stellt Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, in diesem Jahr das Thema Bildungsgerechtigkeit für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik in den Mittelpunkt. Gemeinsam mit Bischof Bode feierten unter anderem der Erzbischof von Concepción in Chile, Fernando Chomalí, der Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat, Bischof Franz-Josef Overbeck, und Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka den Gottesdienst mit vielen weiteren Gästen aus Lateinamerika und Deutschland.

Bischof Bode nahm in seiner Predigt Bezug auf Papst Franziskus und rief die Gläubigen dazu auf, "die gegenwärtige Zeit" zu bedenken und nicht nur um sich selbst zu kreisen, sondern dorthin zu gehen, "wo Menschen hungern und dürsten nach Gerechtigkeit". Das heiße, besonders zu denen zu gehen, "die hungern und dürsten nach Bildung, Begleitung und Beistand, um den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein". Es gelte, Menschen in der Nähe, aber besonders auch in der Ferne Bildungschancen zu eröffnen, sagte Bischof Bode. Gefragt sei eine Bildung, "die den ganzen Menschen mit Leib und Seele, mit seinen Schwächen und Stärken, mit seinem Suchen und Sehnen, seinen Ängsten und Hoffnungen anspricht". Viele Menschen, so kritisierte der Bischof, hätten aber heute ihre Augen, Ohren und Herzen verschlossen vor dem Schrei der Menschen nach Bildung, Gerechtigkeit, Frieden und Liebe. Notwendig sei es aber, in der Adveniat-Aktion die "Aufmerksamkeit, Solidarität und Liebe neu entfachen zu lassen für die Menschen in Lateinamerika".

José Argüello Lacayo, Laien-Theologe aus Nicaragua, ging auf die Situation in seiner Heimat ein. Er berichtete, dass dort in den sehr großflächigen Pfarreien Seelsorge nur möglich sei und Kirche nur präsent sein könne durch die Mitarbeit Hunderter Laien-Gemeindeleiter vor Ort. "Obwohl sie in extremer Armut leben, organisieren sie Sonntag für Sonntag Wort-Gottes-Feiern. Sie legen die Heilige Schrift aus und versuchen, das Leben ihrer Gemeinden aufzuhellen, indem sie ihnen ihre wesentlichen Herausforderungen aufzeigen", sagte Argüello. Er gehört zu denjenigen, die drei bis vier Mal pro Jahr bis zu 1.000 Laien-Gemeindeleiter fortbilden und qualifizieren. Dabei versuchten sie, das Wort Gottes im Kontext alltäglicher Probleme zu betrachten. "Wir sprechen eine einfache Sprache und gehen von den persönlichen Erfahrungen der Kursteilnehmer aus", sagte er. Und der Erfolg gibt diesem Vorgehen offensichtlich Recht. Denn die Gemeindeleiter würden etwa vor Ort die Menschen auch für Themen wie Umweltschutz oder ein friedliches Miteinander der verschiedenen Kulturen sensibilisieren, berichtete der Gast aus Nicaragua.

Schere zwischen Reich und Arm

Am Ende des Gottesdienstes dankte Bischof Overbeck den Gläubigen für ihre Spenden für die Menschen in Lateinamerika. Er betonte, dass es beim Thema Bildungsgerechtigkeit in Lateinamerika um ganzheitliche Bildung für alle und um die Frage gehe, wie christliche Werte vermittelt werden könnten. Der Bischof beklagte, dass die Schere zwischen Reich und Arm in Lateinamerika besonders groß sei. "Den Armen wird der Zugang zur Bildung oft verweigert oder unmöglich gemacht, weil die Ausbildung viel Geld kostet", kritisierte er. Papst Franziskus habe die Kirche aufgefordert, gerade bei den Armen an den Rändern der Gesellschaft zu wirken. In diesem Zusammenhang erinnerte Bischof Overbeck daran, dass der heutige Papst als Erzbischof von Buenos Aires Projektpartner von Adveniat gewesen sei und Bildungsprojekte insbesondere für junge Menschen angestoßen habe.

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von Hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu etwa 95 Prozent aus Spenden. Und die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 2.700 Projekte gefördert werden, die mit einer durchschnittlichen Fördersumme von 13.000 Euro genau dort wirken, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.

 

Die katholische Armenschule "Seine Heiligkeit Johannes XXIII." in Chile (KNA)
Die katholische Armenschule "Seine Heiligkeit Johannes XXIII." in Chile / ( KNA )
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