Adveniat verstärkt langfristige Hilfe für Haiti - Spendenrückgang in 2009

"Sekunden haben Jahre der Adveniat-Hilfe zerstört"

Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat verstärkt seine langfristige Hilfe für Haiti. Nach dem Erdbeben stellt es Sondermittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, wie Geschäftsführer Bernd Klaschka am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichtes sagte. Zusammen mit den ohnehin in diesem Haushaltsjahr geplanten Mitteln unterstütze das Hilfswerk das Land mit fast drei Millionen Euro.

 (DR)

Der Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat, Bischof Felix Genn, betonte, das Hilfswerk wolle vor allem beim Wiederaufbau der kirchlichen Infrastruktur helfen. «Unsere Hilfe beginnt, wenn die eigentliche Katastrophe längst vergessen scheint und die alltägliche Katastrophe der Armut andauert», so Genn. Neben medizinischer Hilfe komme es nun auch auf die Seelsorge an. Laut Genn finden Obdachlose in den vom Erdbeben weniger betroffenen katholischen Gemeinden Aufnahme. Es sei gut zu wissen, dass die von Adveniat aufgebauten Strukturen funktionierten.

«In Haiti haben 60 Sekunden Jahre der Adveniat-Hilfe für ein Volk in Armut zerstört», sagte Klaschka. Zahlreiche Einrichtungen der Kirche seien zerstört worden, darunter fast alle Gotteshäuser in Port-au-Prince, die drei Priesterseminare, die katholische Hochschule, Schulen, Anlaufstellen für Arme und die Sendestation Radio Soleil, die besonders in der Aristide-Zeit eine unabhängige Informationsquelle gewesen sei. Zudem trauere das Werk um zahlreiche umgekommene Projektpartner.

Spenden-Rückgang
Laut Klaschka verzeichnete Adveniat im Geschäftsjahr 2008/2009 einen Einnahmerückgang um 3,6 Millionen Euro oder 7,1 Prozent auf rund 54,4 Millionen Euro. Rund 40 Millionen Euro seien in 3.119 Projekte in Lateinamerika und der Karibik geflossen. Für Werbung seien nur 4,4 Prozent und Verwaltung 2,7 Prozent der Spendeneinnahmen verwandt worden; damit nehme Adveniat einen Spitzenplatz unter den Hilfswerken ein.

Insgesamt kam Adveniat nach den Angaben auf rund 47,8 Millionen Euro an Spenden, 3,2 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der Rückgang sei vor allem auf die Weihnachtskollekte zurückzuführen, die von rund 36,7 auf etwa 35,2 Millionen Euro gesunken sei. Wegen der rückläufigen Zahl der Kirchgänger und Gottesdienste an Weihnachten gebe es auch weniger Geld in der Kollekte, so Klaschka. Die Einnahmen durch Einzelspenden in Höhe von rund 7,4 Millionen Euro seien stabil geblieben. Weitere Einnahmequellen sind Nachlässe, Patenschaften, kirchliche Zuschüsse und Zinsen.