Brasilien steht vor Fußball-WM und Olympia vor großen Herausforderungen

Riesige Freude - und Probleme

2014 die Fußball-Weltmeisterschaften, zwei Jahre später die Olympischen Sommerspiele - Brasilien freut sich auf die beiden größten Sport-Ereignisse der Welt. Doch bis es soweit ist, muss die Regierung um Präsident Lula da Silva noch viele Hausaufgaben erledigen. Klemens Paffhausen vom bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat im domradio-Interview über die Folgen des krassen Gegensatzes von Arm und Reich in Brasilien und die eigene Arbeit. "Glaube kann die Wirklichkeit verändern."

 (DR)

domradio: Auf der einen Seite die Freude über die Sport-Events - auf der anderen?
Paffhausen: Sport hat einen sehr großen Stellenwert in Brasilien. Deshalb ist die Freude so riesig. Allerdings haben wir es in Brasilien auch mit sehr großen Problemen zu tun. In erster Linie resultieren die aus der zunehmenden Verstädterung. Das Landesinnere entvölkert sich immer mehr und die Konzentration auf die Städte schafft eine ganze Menge Probleme. Angefangen bei schlechten Existenzbedingungen für die zuwandernden Familien, dann die Drogenkriminalität und auch zu wenige Schulen und zu schlechte Gesundheitsversorgung.

domradio: Präsident Lula wird gerade wie ein Superstar gefeiert - was muss er jetzt tun, damit die armen Teile der Bevölkerung von dem aufkeimenden Reichtum profitiert?
Paffhausen: Brasilien setzt wie viele anderen Regierung auf ein größeres Wirtschaftswachstum und hofft, dass sich so der Reichtum verteilen lässt, insbesondere auch an die Ärmeren. Hier gibt es einige Akzente zu verzeichnen, beispielsweise eine Art Kindergeld, das an Schulpflicht gebunden ist und das in den letzten Jahren tatsächlich dazu geführt hat, dass mehr Kinder die Schule besuchen.

domradio: Welche Rolle nimmt Adveniat in Hinblick auf die bevorstehenden Sportereignisse ein?
Paffhausen: Wir werden unsere Projektpolitik nicht ändern. Wir sind seit geraumer Zeit in intensiven Gesprächen mit der brasilianischen Kirche. Im Dialog wollen wir weitersehen, was wir insbesondere im Feld der Armutsbekämpfung tun können.

domradio: Ein Beispiel?
Paffhausen: In Brasilien gibt es einen großen Raumbedarf, der gedeckt werden muss, insbesondere in Randbereichen der Städte. Dort entstehen neue Wohnviertel für die Menschen, die aus dem Landesinneren gekommen sind. Dort entstehen neue Gemeinden und wir sehen, dass der Glaube die Wirklichkeit verändern kann. Deswegen ist es wichtig, dass diese Menschen - Menschen, die teilweise entwurzelt sind - einen Ort haben, wo sie sich treffen können und Zuspruch von Ordensleuten oder Priestern erhalten.

domradio: Das Thema Gewalt ist allgegenwärtig - wie kann sie eingedämmt werden?
Paffhausen: Die Gewalt ist sicherlich auch eine Folge des Verstädterungsprozesses.  Und Gewalt verstärkt sich dort, wo Arbeitslosigkeit hoch ist. Die Drogenkriminalität ist auch ein großes Problem. Angehen kann man all dies ausgehend von der christlichen Botschaft, aber es gehören auch Dinge wie eine Stärkung der Polizei und ein Abbau der Korruption dazu. Gerade in Anbetracht der Austragung von Fußball-Weltmeisterschaft und Olympischen Spielen ist die Herausforderung hier groß.