Frankfurt ist Austragungsort des Ökumenischen Kirchentags

Äppelwoi und internationales Flair

Kirchen sind schon lange nicht mehr die höchsten Gebäude. Bankentürme bestimmen die Frankfurter Skyline. Doch wollten Katholiken und Protestanten mit ihrem Ökumenischen Kirchentag ein Zeichen in der Mainmetropole setzen.

Autor/in:
Christoph Arens
Blick auf Frankfurt und den Kaiserdom Sankt Bartholomäus / © Gordon Bell (shutterstock)
Blick auf Frankfurt und den Kaiserdom Sankt Bartholomäus / © Gordon Bell ( shutterstock )

Bankenstadt, Messestadt, alte Reichsstadt: Frankfurt kokettiert gern damit, eine Metropole im Westentaschenformat zu sein. Wer an die Stadt am Main denkt, denkt an Flughafen, Paulskirche und Goethe, an Börse, Buchmesse und Skyline.

Auf kleinstem Raum existieren Fachwerkhäuser neben Wolkenkratzern, leben Bettler neben beschlipsten Bankangestellten.

In wenigen Tagen bekommt die rund 760.000 Einwohner zählende Mainmetropole auch kirchliches Gewicht. Nach Berlin 2003 und München 2010 begehen die beiden großen Kirchen in den fünftgroßen Stadt Deutschlands ihren dritten Ökumenischen Kirchentag. Bis zu 200.000 Besucher sollten kommen, so die Planungen. Doch Corona macht einen Strich durch die Rechnung. Das Christentreffen findet fast ausschließlich digital statt.

Kaiserdom war mal höchstes Gebäude

Erstmals urkundlich erwähnt wird Frankfurt 794 vom fränkischen König Karl dem Großen, der nach einer Niederlage gegen die Sachsen mit seinem Heer in Richtung des Main floh. Schon seit dem Mittelalter hat sich die Stadt am Knotenpunkt europäischer Handelsstraßen zu einem Zentrum internationaler Wirtschaft und Politik entwickelt. In der "Wahlkapelle" des Kaiserdoms wurden die Könige des Heiligen Römischen Reichs gewählt. Von 1562 bis 1792 fanden auch Kaiserkrönungen statt.

Der Kaiserdom St. Bartholomäus war mit 95 Metern bis 1961 das höchste Gebäude der Stadt - bis dann die Skyline der Bankentürme das Gesicht Frankfurts veränderte.

Immer wieder hatte Frankfurt Hauptstadt-Ambitionen: 1815, nach der Niederlage Napoleons, tagte hier bis 1866 die Bundesversammlung des Deutschen Bundes, zu dem sich die deutschen Staaten nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches zusammengeschlossen hatten.

1848 kam in der Paulskirche die Deutsche Nationalversammlung zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte die Stadt am Main den Wirtschaftsrat der drei Westzonen. In der Abstimmung über den Regierungssitz der Bundesrepublik unterlag sie Bonn.

Zentraler Banken-Standort

Wahrgenommen wird Frankfurt vor allem als Dienstleistungs- und Wirtschaftsmetropole sowie als zentraler Banken-Standort. Seit 1998 ist die Stadt Sitz der Europäischen Zentralbank. Heute haben hier mehrere hundert Kreditinstitute, darunter die Deutsche Bundesbank und große ausländische Banken, sowie die weltweit fünftgrößte Aktien-Börse ihren Sitz. Nach dem Brexit erwarten viele Beobachter einen weiteren Bedeutungszuwachs.

Weltweit agiert die Frankfurter Messe, die schon seit dem 12. Jahrhundert belegt ist: Die Buchmesse ist die größte der Welt; die Internationale Automobilschau hat Frankfurt an München verloren.

Verlage wie S. Fischer, "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Frankfurter Rundschau", der Börsenverein des Deutschen Buchhandels oder das Städel Museum verkörpern das intellektuelle Profil der Stadt, die sich seit dem Jahr 1530 zu einem europäischen Zentrum für Buchdruck und Buchhandel entwickelte.

Unverkennbar auch die Spuren, die die Frankfurter Schule - von Theodor Adorno und Max Horkheimer bis zu Jürgen Habermas - im geistigen Leben Frankfurts hinterlassen hat. Auch als Goethestadt profiliert sich Frankfurt. "Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlag zwölf, kam ich in Frankfurt am Main zur Welt", schrieb der Dichter.

Berühmt für Apfelweinkneipen

Internationalität steht neben fast dörflichen Stadtteilen und Apfelweinkneipen: 178 Nationen leben in der Mainmetropole, bei 227.000 Ausländern hat fast jeder dritte Einwohner keinen deutschen Pass. Große Vielfalt zeigt die Stadt auch in Sachen Religion: In der internationalen Bankenmetropole haben Angehörige fast aller Religionen Gemeinschaften gebildet. So gibt mehr als 40 muslimische Gemeinden, 4 Hindu-Tempel, 8 buddhistische Zentren, 2 Sikh-Tempel sowie die Baha'i.

Der Anteil der Christen ist auf 40 Prozent zurückgegangen. Seit 1995 gibt es in der traditionell lutherischen Stadt mehr Katholiken als Protestanten. Die Katholiken gehören zum Bistum Limburg. Ende 2018 waren 20,3 Prozent der Einwohner katholisch, 16,2 Prozent evangelisch; 63,5 Prozent gehörten anderen Religionsgemeinschaften an oder waren konfessionslos. Frankfurt ist außerdem seit Jahrhunderten Sitz einer jüdischen Gemeinde; mit fast 7.000 Mitgliedern ist sie die viertgrößte in Deutschland.


Frankfurter Paulskirche (KNA)
Frankfurter Paulskirche / ( KNA )

Auch Banken sind beteiligt  / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Auch Banken sind beteiligt / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Der Buchstabe "U" aus dem Slogan "schaut hin" für den 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt / © Arne Dedert (dpa)
Der Buchstabe "U" aus dem Slogan "schaut hin" für den 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt / © Arne Dedert ( dpa )

Volker Jung (l.) und Georg Bätzing am blauen Buchstaben "h", Teil des Mottos des Ökumenischen Kirchentags / © Harald Oppitz (KNA)
Volker Jung (l.) und Georg Bätzing am blauen Buchstaben "h", Teil des Mottos des Ökumenischen Kirchentags / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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