So feiern orthodoxe Christen in Köln Ostern

Zwischen Anmeldung und Ausgangsbeschränkung

In diesen Tagen begehen überall auf der Welt orthodoxe Christen das Osterfest. In Köln machen sie über zwei Prozent der Stadtbevölkerung aus und sind auf viele Gemeinden mit ganz unterschiedlichen Traditionen verteilt. Ein Überblick:

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Orthodoxe Kirche / © Tiplyashina Evgeniya (shutterstock)
Orthodoxe Kirche / © Tiplyashina Evgeniya ( shutterstock )

Gut einen Monat nach dem lateinischen Osterfest feiern Christen, die den Kirchen der Orthodoxie angehören, das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Hintergrund der Verschiebung ist die Nutzung des auf Gaius Julius Cäsar zurückgehenden Julianischen Kalenders, welcher mit dem von der lateinischen Kirche und dem internationalen Standard genutzten Gregorianischen Kalender um 13 Tage auseinander liegt. Der gemeinsame Modus des Vorgehens bei der Suche nach dem Ostertermin, nämlich dass dieser immer am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond stattfindet, führt mitunter dazu, dass zwischen beiden Osterfesten ein ganzer Vollmond liegen kann wie in diesem Jahr.

Konfessionelle Unterschiede zu erkennen gehört allerdings nicht zur Grundausstattung eines Virus. Insofern mussten auch die Kirchen der Orthodoxie den Umgang mit Corona erlernen und mit der Zeit Hygienekonzepte entwickeln, die eine sichere Feier der Liturgien ermöglicht. Der Wiener Liturgiewissenschaftler Elias Haslwanter konnte schon während des ersten Lockdown im März 2020 beobachten, dass auch die orthodoxen Kirchen in den jeweiligen Ländern die staatlichen Vorgaben weitestgehend mitgetragen und ihre Gläubigen zum Einhalten der Hygienemaßnamen aufgerufen haben.

Ausgangsbeschränkung in Köln gilt nicht für Gebetshandlungen

In diesem Jahr werden zu Ostern zwar wieder Präsenzgottesdienste gefeiert, doch dies in einer sehr eingeschränkten Art und Weise. So gelten in der Stadt Köln, wo etwas mehr als zwei Prozent der Einwohner einer orthodoxen Kirche angehören, aufgrund der hohen Inzidenzzahlen verschärfte Regeln, unter anderem eine Ausgangsbeschränkung zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr morgens. Zwar lässt sich auf den Internetseiten der Stadt unschwer erkennen, dass diese Ausgangsbeschränkung auch mit dem muslimischen Fastenmonat Ramadan zusammenhängt, bei dem sich Muslime nach Sonnenuntergang gerne zum Fastenbrechen treffen. Solche geselligen Veranstaltungen – immerhin sind rund zwölf Prozent der Einwohner Kölns Muslime – sind nach 21 Uhr jedoch nicht gestattet. Allerdings ist Beten, "das aus religiösen Gründen nach 21 Uhr stattfinden muss (Kern der Religion)" davon nicht betroffen. Die An- und Abreise dazu hat aber "auf dem kürzesten Weg" zu erfolgen, informiert die Stadt Köln und bestätigt auf Anfrage, dass dies für alle Religionsgemeinschaften gilt.

Mit großen Ansammlungen von Gläubigen rechnet Lazar Mitu, Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Gemeinde in Köln-Mülheim, nicht. Durch die Corona-Beschränkungen habe der Gottesdienstbesuch in seiner Kirche sehr stark nachgelassen. Dennoch sei zu den Gottesdiensten an den Kar- und Ostertagen eine telefonische Anmeldung erforderlich. Der Gottesdienstplan der Gemeinde ist erst am Montag auf der Internetseite veröffentlicht worden, weil man noch auf eine Lockerung der Ausgangsbeschränkung gehofft habe, die laut Stadt allerdings bereits vorliegt. Nun sind die Zeiten einiger Gottesdienste dennoch umgelegt worden, weil nicht alle Gemeindemitglieder aus Köln kommen. Die Liturgie am Gründonnerstag beginnt bereits um 17 Uhr, die Osternacht ist auf den frühen Ostermorgen um 7 Uhr verschoben worden. Die Gesänge übernimmt ein einzelner Kantor.

Gottesdienstbesucher kommen zum Teil von weit her

Ganz auf die Osternacht verzichtet die serbisch-orthodoxe Gemeinde in Gremberghoven, berichtet Vorstandsvorsitzender Ilija Djordjevic. Dafür würden aber die übrigen Ostergottesdienste in doppelter Anzahl gefeiert, um allen Gemeindemitgliedern die Teilnahme zu ermöglichen. Pro Gottesdienst könnten bis zu 70 angemeldete Gläubige Platz in der Kirche finden. Die Aufstockung der Gottesdienstanzahl würde seit Corona auch schon jeden Sonntag praktiziert und von der Gemeinde gut angenommen.

Kirche des hl. Panteleimon in Köln-Westhoven / © Jan Hendrik Stens (DR)
Kirche des hl. Panteleimon in Köln-Westhoven / © Jan Hendrik Stens ( DR )

In der russisch-orthodoxen Gemeinde des heiligen Panteleimon in Westhoven, die zur deutschen Diözese der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland gehört und erst seit 2007 wieder mit dem Moskauer Patriarchat vereint ist, habe man wegen der Osternacht noch das Gespräch mit der Stadt Köln gesucht, sagt der Gemeindeälteste Ivan Vetoshkin. Die Gläubigen kämen aus dem gesamten Umland zu den Gottesdiensten und legten dazu recht weite Fahrstrecken zurück. Dass die Ausgangsbeschränkung nicht für Gebetshandlungen gilt, habe man mit Erleichterung aufgenommen, so dass die Osternacht wie geplant stattfinden kann. Für diesen wie auch für alle anderen Gottesdienste ist eine Registrierung und Anmeldung erforderlich, die über die Internetseite der Gemeinde läuft. Platzprobleme befürchtet man nicht, da die Kirche groß genug sei und auch ein kleiner Chor mit entsprechendem Abstand zwischen den Sängern die liturgischen Feiern mitgestalte.

Über Anmeldung per Telefon funktioniert auch die Teilnahme an den Gottesdiensten der griechisch-orthodoxen Gemeinde "Entschlafen der Gottesgebärerin", die in Alt-St. Heribert am Deutzer Rheinufer ansässig ist. Die Internetseite gibt ausführlich Auskunft über die Anfangs- und Endzeiten der liturgischen Feiern. So enden die letzten Gottesdienste an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag jeweils um 20:30 Uhr, so dass den Gläubigen noch eine halbe Stunde bis zum Beginn der Ausgangsbeschränkung für den Heimweg bleibt.

Alt St. Heribert in Köln / © Pixelheld (shutterstock)

Ikonen dürfen nicht berührt werden

Die St. Dimitrois-Gemeinde in Seeberg gehört zum Patriarchat von Antiochien und ist laut Auskunft auf ihrer Internetseite dessen älteste und größte in Europa. Ihre über 3.500 Mitglieder stammen vorwiegend aus dem Südosten der Türkei, aber auch aus anderen Ländern des Nahen Ostens wie Syrien, Libanon und Irak. Aktuelle Informationen zu den Ostergottesdiensten findet man auf der Seite der Gemeinde nicht, wohl aber Angaben zum Hygienekonzept der liturgischen Feiern. Wie in allen anderen Gemeinden, so ist auch hier eine Anmeldung zu den Gottesdiensten erforderlich, da maximal 50 Personen je Gottesdienst in der Kirche sein dürfen. Danach sind die Gemeindemitglieder angehalten, eine Woche mit dem Gottesdienstbesuch auszusetzen, um auch anderen Gläubigen die Mitfeier zu ermöglichen. Vielleicht ist dies ein Hinweis auf eine starke Frequenz an den Sonn- und Feiertagen. Ikonen, Kreuze und sonstige sakrale Gegenstände dürfen nicht berührt werden. Ebenso ist jeglicher Körperkontakt zwischen den Gläubigen zu unterlassen.

Die Stadt Köln bietet nicht nur eine ganze Palette an kultureller, sondern auch an religiöser Vielfalt. Vier Wochen nach dem Osterfest der Konfessionen des lateinischen Westens begehen die Christen der Ostkirchen das Fest von Tod und Auferstehung Jesu Christi, während die Muslime mitten im Ramadan, ihrem Fastenmonat sind. Der Umgang mit den corona-bedingten Beschränkungen ist unterschiedlich. Es zeigt sich jedoch, dass sich viele Gemeinden gewissenhaft auf die großen Gottesdienste an den kommenden Tagen vorbereiten und sogar die Vorgaben übererfüllen, wie man an der Ausgangsbeschränkung sehen kann.

 

 

Quelle:
DR
Mehr zum Thema